Stil

12 unkonventionelle Berliner Modelabels, mit denen ihr auffallt

Wer sagt, in Berlin trüge man nur Schwarz und es gäbe einen einheitlichen Style, ist noch nicht viel herumgekommen. Die Stadt ist bekannt für ihren kreativen Freigeist und das spiegelt sich auch in der facettenreichen Modeszene wider, schließlich gibt es hier zahlreiche Modelabels, die einzigartige Looks abseits des Mainstreams hervorbringen. Ihr habt genug von Massenware und uniformen Looks in eurem Schrank oder möchtet einfach euren Stil-Horizont erweitern? Wir haben für euch 12 mehr und weniger bekannte Berliner Modelabels zusammengestellt, die sich von der breiten Masse abheben. 


Therapy   

Ein Therapy-Look auf einer Fashion Show in Bilbao, Spanien. Foto: Dani Saborido Jodra

Die beiden Schwestern Angie und Poli Aguirre sind Meisterinnen des Upcyclings. Textiles Upcycling ist für sie eine Art kreative Therapie, und daraus resultierte auch der Name des Labels: Therapy. „Weniger ist mehr“ gilt hier nicht: Schnürungen, Ketten, Rüschen, Spitze und Spikes werden teils in wilden Kombinationen zu Kleidungsstücken verarbeitet, die Spaß machen und auffallen. Die aktuelle Kollektion findet ihr sowohl online als auch im 2024 eröffneten RARE Berlin Store in Friedrichshain. In dem Laden könnt ihr nebenbei auch drei weitere nachhaltige Modelabel aus Berlin entdecken: Tata Christiane, Fade Out Label und Everyday Pieces, die zusammen mit Therapy kollaborieren und den Fashion Store mit Leben füllen.  

  • RARE Berlin Store Kopernikusstraße 21, Friedrichshain, oder auf der Website

Stefan Uhr 

Wer die Schulterbetonung aus den 1980ern liebt, muss Designer Stefan Uhr kennen. Foto: Ulrich Hartmann

Stefan Uhr dürfte denjenigen ein Begriff sein, die im Sommer 2024 das Bode-Museum besucht haben. Dort stellten im Rahmen des Berliner Salons ausgewählte Berliner Modeschaffende ihre Designs aus, darunter auch Stefan Uhr. Sein Markenzeichen sind voluminöse Ärmel, moderne Perlenstickereien und außergewöhnliche Schnitte, die einen hohen Wiedererkennungswert besitzen. Die Liebe zum Handwerk sieht man jedem seiner Designs an, was auch daran liegt, dass alle Teile im Studio in Berlin handgefertigt werden. Sie sind made-to-order, also werden erst nach Auftragseingang hergestellt, was eine Überproduktion ausschließt und somit nachhaltiger als viele andere Produktionsweisen ist – allerdings müsst ihr entsprechend geduldig sein, wenn nichts von der Stange kommt.


Namilia  

Die „Ed Hardy x Namilia Show“ auf der Fashion Week in Berlin im Sommer 2024. Foto: Alexander Fischer

Der wahrscheinlich schillerndste Export der deutschen Modeszene: Namilia kleidet Celebritys ein und die, die sich zumindest wie Promis fühlen. Knappe Röcke, hotte Lederjacken und High Heels mit Spikes zählen noch zu den gewöhnlicheren Teilen im Namilia-Sortiment. „Wir sind furchtlos“, so heißt es auf der Website des Berliner Modelabels, und das kann man so unterschreiben – sogar einen Rechtsstreit aufgrund eines ironischen Designs haben sie gegen Luxusmarke Hermès gewonnen. Die Shows haben den wahrscheinlich diversesten Cast, den man auf der Fashion Week finden kann – size-inclusive, nichtbinär, und sogar Reality-TV-Ikone Kader Loth lief – und sang! – bereits in Namilia. Einmal wie ein 2000er-Celebrity fühlen, der auf der Straße vom Blitzlichtgewitter gestört wird (und sich innerlich doch darüber freut)? Das geht in Namilia-Pieces.  

  • Namilia Studio Store Schlesische Straße 27, Haus 1, 1. OG, Kreuzberg, oder auf der Website

Haderlump 

Bei der neuesten Haderlump-Tasche trifft versteifter Jeansstoff auf eine Metalkette. Foto: Haderlump

Die beeindruckendste Berliner Fashion-Show des Jahres 2024 war wohl die vom Label Haderlump im alten Berliner Flughafen Tempelhof, auf der sie zur Fashion Week zwischen alten, gigantischen Flugzeugen ihre neue Kollektion präsentierten. Die Liebe zum Metall sieht man auch den Designs an, denn schwere Ketten fungieren als Taschenhenkel, Schrauben und Muttern zieren den Halsausschnitt von oversized Hoodies, und die eigene kleine Schmuckkollektion imitiert die Oberfläche historischer Flugzeuge. Viele der modernen Looks können unisex getragen werden und haben trotz der unkonventionellen Details einen zeitlosen Charakter, ohne austauschbar auszusehen.  

  • Haderlump Atelier Juliusstraße 64, Neukölln, oder auf der Website

Julyliebe 

Die Liebe zur Farbe in einem Outfit des Labels julyliebe. Foto: julyliebe

Bunt, bunter, julyliebe – wer keine Angst vor Farben hat, könnte mit den Teilen des Berliner Modelabels sehr glücklich werden. Die auffällig bedruckte Kleidung wird in Berlin designt und in kleinen Textilfabriken in Asien produziert. Steffen und Julieta, die kreativen Köpfe hinter der Brand, zeigen auf ihrer Website ausführliche Einblicke in die Produktion und legen Wert auf eine möglichst nachhaltige Herstellung. Das schließt ein, dass sie nur wenige Exemplare pro Größe produzieren und die Muster bei den Exemplaren leicht variieren, um weniger Stoffabfall hervorzubringen. Die knalligen Designs gibt es außerdem in den Größen S bis 4XL, um möglichst viele Menschen glücklich zu machen.


032c 

Schwarz, aber keinesfalls eintönig – die neue Kollektion von 032c. Foto: Paolo Caponetto

Bekanntheit erlangte 032c als das von Joerg Koch gegründete Kunst- und Modemagazin in den 2000er-Jahren und ist seitdem in Berlin fest verankert. Einige Jahre später kam die eigene gleichnamige Bekleidungslinie dazu, und direkt auf der Kantstraße befindet sich ein Store des Labels. Was als Untergrundmagazin begann, ist mittlerweile eine international anerkannte Intuition, die stetig wächst. Im Vergleich zu den Editorials im Magazin ist die 2024 unter der kreativen Leitung von Maria Koch entstandene Kollektion etwas zurückgenommener und schlichter. Was nicht heißt, dass nicht ein paar eigenwillige Teile dabei sind, die hervorstechen. Schwarzfans kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten, und die zeitlosen Designs sind angehaucht von klassischen Uniformschnitten, versehen mit modernen Twists.

  • 032c Store Kantstraße 149, Charlottenburg, oder auf der Website

Melisa Minca  

Wer etwas sagen möchte, kann das in Melisa Mincas Powersuits tun. Foto: Melisa Minca

Das 2018 gegründete Berliner Label Melisa Minca druckt Botschaften direkt auf Anzüge: „I’m my own bank”, „pay me” oder „system recovery” stehen im Metallic-Look auf Herrenanzügen, denen so ein zweites Leben eingehaucht wird. Neben solchen politischen Ansagen sind die Stücke auch mal anderweitig explizit: „I’m going to moan your name“ steht auf dem sogenannten „Rub me wet“-Dress, das aus Handtüchern hergestellt wird. Denn Upcycling ist bei Melisa Minca ein großes Thema: Die Kollektionen beherbergen Oberteile aus Motorradhandschuhen, Kleidern aus zusammengenähten Spitzendeckchen und Corsagen, nach denen man sich umdrehen MUSS. Shoppen könnt ihr die außergewöhnlichen Teile in ihrem Geschäft, ab und zu in Pop-up-Stores oder online, wo ihr übrigens auch in Kryptowährung bezahlen könnt. Ihr wollt euren eigenen Slogan? Dann lasst euch den Anzug individuell bedrucken, denn Melisa Minca bietet Spezialanfertigungen an.  

  • Melisa Minca // SYSTEM RECOVERY Matternstraße 20, Friedrichshain, oder auf der Website

Ambra Fiorenza

Ambra Fiorenzas Socken geben jedem schnöden Outfit ein sofortiges Glow-up. Foto: Anna Hadaier

Neben vielseitig eingesetzten Seidenschals spielt auch Tüll eine große Rolle in Ambra Fiorenzas 2024er-Kollektion – als Hose, Kleid oder verspielte Bluse; als Armstulpen oder Socken. Letztere gibt es in zig verschiedenen Farben, sie werden in Berlin hergestellt und beantworten die Frage, ob man die Sandalen mit oder ohne Socken tragen sollte, eindeutig: Auf jeden Fall! Außerdem könnte man viele Entwürfe der Berliner Designerin künstlerisch wertvoll nennen, und das wortwörtlich: Die Kunst ist eine ihrer größten Inspirationsquellen, viele ihrer Designs sind ausdrucksstark bedruckt und ein kleines Kunstwerk in sich.


SF1OG 

Die Neuinterpretation des klassischen Poloshirts von SF1OG ist halb-transparent. Foto: SF1OG

SF1OG ist Innovation pur: Größere Bekanntheit erlangte das Designer-Duo, als sie einen hochdotierten Wettbewerb mit ihrem außergewöhnlichen Schuhdesign gewannen. Damals verarbeiteten sie gebrauchte Ladekabel und gaben so einem langweiligen Lederschuh einen neuen, exzentrischen Look. Das in der Einraumwohnung der Gründerin ins Leben gerufene Label – SF1OG steht für die Lage dieser Wohnung: Seitenflügel 1. Obergeschoss – zeichnet sich ansonsten durch raffinierte Details an alltagstauglichen Kleidungsstücken aus. Das Label deckt durch unterschiedliche Linien verschiedene Kund:innen ab; die 101-Linie umfasst nur Einzelstücke aus wiederverwendeten Materialien und die 013-Linie in Europa aus neuen oder überschüssigen Stoffen produzierte Kleidung. SF1OG könnt ihr in Berlin im Gate194 und im Side by Side finden, wo sie neben Seoul, Taipeh und New York ihre Kollektionen verkaufen. 


KILL AKIRA 

Piercings ohne Schmerzen sind in KILL AKIRAs Designs integriert. Foto: KILL AKIRA

„KILL AKIRA is for anyone who wants to feel spicy”, so heißt es bei dieser Brand. Und euer Outfit könnt ihr tatsächlich mit den Kleidungsstücken und Accessoires des Berliner Labels verschärfen. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Haarspange in Gestalt einer gepiercten Orchidee? Oder einem upgecycelten Jeansrock mit Ösen, fransigen Enden und zahlreichen dekorativen Falten? Neben dem gewöhnlichen Verkauf bietet das Modelabel außerdem einen Vermietungsservice an: Dieser startet ab 15 Euro pro Tag und ist eine lukrative Möglichkeit für diejenigen, die sich nur einmalig für eine Party oder ein Fotoshooting ausstatten wollen. In der Platte Berlin und im Shop Radical in Friedrichshain könnt ihr euch mit KILL AKIRA ausstatten.  


Dennis Chuene 

Ein abstraktes Gesicht aus alten Nähfäden auf dem „Faces Crew“-Shirt von Dennis Chuene. Foto: akmg-agency

Von Hand gefertigt und einzigartig sind die Looks des Designers Dennis Chuene, der sein gleichnamiges Label 2008 in Berlin gegründet hat. Nachdem er als einer der Gewinner des Designwettbewerbs „Berlin Contemporary“ hervorging, inszenierte er im letzten Jahr seine erste Runway-Show auf der Fashion Week Berlin. Wer wirklich individuelle Kleidung tragen möchte, ist hier an der richtigen Adresse: Aus der klassischen Herrenmaßschneiderei übernimmt Dennis Chuene die Zierstiche und interpretiert sie auf neue Art und Weise. Alte Garnfäden, die beim Nähen in Hülle und Fülle als Abfallprodukt entstehen, verarbeitet er zu künstlerischen Motiven auf Shirts und Hüten. Letztere nennt er liebevoll „Birds Nest“, also Vogelnest, und es sind die stylishsten Vogelnester, die man sich nur vorstellen kann.  

  • Dennis Chuene, Hagelberger Straße 52, Kreuzberg, oder auf der Website

MARISPYPER  

Asymmetrische, verschieden starke Raffungen sind eines der Hauptmerkmale von MARISPYPER. Foto: Marispyper Studios

Ein Vampir bei Nacht, ausgestattet mit einem starken Sinn für Romantik und das Übersinnliche, würde sich in die Kollektionen des Berliner Labels MARISPYPER verlieben. Wir übrigens auch. Die Kleidungsstücke aus hauchdünnem Mesh oder eng anliegendem Jersey, die in eine dunkle Farbpalette mit tiefroten und weißen Akzenten eingetaucht sind, wollen in die schicksten Bars oder Clubs in Berlin ausgeführt werden. Durch die über mehrere Kollektionen wiederkehrenden Farben und Details könnt ihr die Teile nach Mix-and-Match-Prinzip zusammenstellen – sie ergeben immer einen coolen Look. Die gerüschten Miniröcke und transparente Tuniken des jungen Labels werden komplett in Berlin genäht und ihr findet sie in den Not Too Sweet Vintage Stores, in der Platte Berlin – und sogar in Japan.  


Mehr zum Thema

Ihr möchtet keine neue Kleidung von Berliner Modelabels kaufen? Dann schaut bei den Stores für Vintage-Kleidung in Berlin vorbei. Wenn Leder, Fell und sonstige tierische Produkte für euch nichts sind, werdet ihr hier fündig: Vegane Kleidung in Berlin: Gute Shops für Mode ohne Tierprodukte. Falls die nächste ausschweifende Partynacht ansteht, solltet ihr außerdem noch hier vorbeischauen: Rave-Wear in Berlin: Hier bekommt ihr Outfits für die Partynacht. Wir hatten es ja schon erwähnt: Nur schwarze Kleidung ist gar nicht mehr so sehr der Berlin-Style – eine Modesoziologin hat mit uns darüber gesprochen.

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