Ein Laden wie ein Zirkus: Immer wieder wechselt er seinen Standort, wöchentlich, monatlich, halbjährlich. Nun ist Bloc Books in Neukölln angekommen. Seit dem 4. November und noch bis Mitte/Ende Februar nächsten Jahres macht der Shop auf dem Karl-Marx-Platz Halt. Wir waren vor Ort und haben einen Blick in den bunten Wander-Buchladen geworfen.
Verkauft werden hier Illustrationen, Grafiken und Comics. Der Fokus liegt dabei auf besonderen internationalen Print-Produkten. Und dabei geht es nicht um die Platzhirsche, die ganz großen Namen und Firmen. Die Ware kommt vor allem von unabhängigen und selbstständigen Verlagen und Künstler*innen.
Studium, Comic-Festivals und die Idee vom temporären Buchladen
Inhaberin Marie-Luce Schaller (33) ist gebürtige Französin und kommt aus Straßburg, studiert hat sie Grafikdesign in Lyon. Über Erasmus, ein Förderprogramm der Europäischen Union, kommt sie 2011 nach Leipzig und studiert Illustration an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB). Schon in Frankreich besucht Sie immer wieder Comicbuchmessen. In Leipzig wird sie 2013 zur Mitbegründerin des zweitägigen Comic-, Poster- und Grafik-Festivals „The Millionaires Club“, welches jedes Jahr im Zeitraum der Leipziger Buchmesse stattfindet.
In Leipzig entsteht 2015 auch die Idee von Bloc Books, gemeinsam mit Tali Bayer. Der erste Standort befindet sich in der Merseburger Straße, die Kund*innen sind damals allerdings noch etwas skeptisch. Danach wechselt das deutsch-, englisch- und französischsprachige Sortiment immer wieder seinen Standort, mal findet man es in einem Berliner Atelier, mal zwei Wochen in Paris, mal in einer Eisdiele an der Leipziger Karl-Heine-Straße und dann wieder kurzzeitig in Kassel. Bloc Books ist zudem auch immer wieder auf deutschen und internationalen Buchmessen zu finden, allen voran natürlich in Frankreich.
Eine Eisdiele als neuer Standort von Bloc Books
Schaller selbst wohnt bereits seit drei Jahren in Berlin. Im November 2020 eröffnet sie den Laden auf dem Karl-Marx-Platz, erstmals im Alleingang, ohne Tali Bayer. Bloc Books befindet sich seitdem in einer Eisdiele, die in den kalten Monaten den Betrieb eingestellt hat und die Räumlichkeiten untervermietet. Ein guter Kompromiss für beide Seiten.
Im Verkaufsraum steht weiterhin die markante Theke aus dem Eisgeschäft, die jetzt als Auslage für bedruckte T-shirts, Stoffbeutel und kleinere Prints dient. Zudem wurden selbstgebaute Holzregale aufgestellt, in denen sich weitere Comics, Illustrationen, und Fanzines befinden.
Die Wände sind geschmückt mit groß- und kleinformatigen Prints verschiedener Künstler*innen. Alles ist so angebracht, dass es problemlos wieder entfernt werden kann, denn bereits im Februar wird Block Books seine Zelte am Karl-Marx-Platz abbrechen und weiterziehen. Allzu weit weg wird sich der neue Laden aber nicht befinden, denn der aktuelle Standort ist ziemlich gut.
Illustrationen aus Deutschland, Frankreich und dem Atelier im Hinterzimmer
Im Hinterzimmer des Geschäfts gibt es einen weiteren Raum, der als Atelier dient. Hier befinden sich drei Arbeitsplätze von Illustrator*innen, Freunde von Schaller, die an neuen Kunstwerken, teilweise direkt für den Laden, arbeiten.
Alle anderen Produkte im Shop sind von Künstler*innen, die die Inhaberin persönlich kennt, mit vielen ist sie auch privat befreundet. „Ich möchte Sachen verkaufen, die ich selbst schön finde und mit denen ich mich auskenne, damit ich auch darüber sprechen kann, wenn jemand eine Frage hat.“ Nicht selten wird sie von Illustrator*innen angeschrieben, die ihre Werke bei Bloc Books präsentieren wollen.
Bekannte, Instagram-Fans und Spaziergänger – zu Besuch bei Block Books
Die Besucher bei Block Books sind sehr unterschiedlich. Anfangs kamen vor allem Bekannte und Illustrator*innen vorbei, mittlerweile kommt auch immer mehr Laufkundschaft. Vor allem Leute, die den Shop auf Instagram entdeckt haben, schauen vorbei und fragen sogar teilweise direkt nach den online vorgestellten Büchern.
An Samstagen zieht es vermehrt auch Spaziergänger*innen in den Laden, die am Schaufenster stehenbleiben und dann einen Blick hineinwerfen. Inhaberin Marie-Luce erzählt, dass oft auch Kinder in den Laden kommen, die sich von den sinkenden Temperaturen nicht stören lassen und auf Eis hoffen.
Einmal anstellen, bitte – an Samstagen wird es manchmal ganz schön voll
Durch die derzeitigen Auflagen dürfen nur ein bis zwei Kund*innen den kleinen Laden gleichzeitig betreten. An guten Tagen bildet sich dann sogar eine Schlange und man muss eine kurze Wartezeit in Kauf nehmen, bevor man endlich drinnen stöbern kann.
Das lohnt sich aber in jedem Fall, denn die meisten Produkte stammen von kleinen, unabhängigen und selbstständigen Verlagen und Künstler*innen. Viele der Farbenfrohen Comics und Illustrationen gibt es exklusiv bei Bloc Books und das eben auch nur für einen bestimmten Zeitraum.
Das empfiehlt die Inhaberin von Bloc Books:
- Delirium von Baptiste Virot: Lustig, absurd und psychedelisch, wie aus einer anderen Zeit
- Domination von Elsa Klée: ein literarisches Werk über anti-patriarchalische Intrigen
- Lightning Man von Paul Paetzel: die Geschichte eines etwas anderen Superheldens
Bloc Books Karl Marx Platz 17, Di-Fr 12-19 Uhr, Sa 10–19 Uhr, Facebook und Instagram
Noch mehr Berlin
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