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Nachhaltigkeit

Grüne Start-ups in Berlin: Von gerettetem Essen bis zu Tassen aus Kaffee

In Berlin gibt es viele grüne Start-ups, so viele, dass manche die Stadt gerne als deutsches Silicon Valley bezeichnen. Der Vergleich hinkt, verschwindet wohl aber erstmal nicht aus dem Gedächtnis vieler Menschen. Dennoch: Die Hauptstadt hat eine seit Jahren wachsende Start-up-Kultur. Mag sein, dass sie nicht mit der in San Francisco mithalten kann, ist aber auch nicht nötig. Denn gerade in Sachen Nachhaltigkeit hat Berlin einiges (eventuell sogar mehr) zu bieten. Um das zu verdeutlichen, sind hier 12 grüne Start-ups.


Kaffeeform: Kreislauf des Kaffees

Ein Kaffeebecher aus Kaffeesatz, irre! Foto: Anika Paulus

So richtig frisch ist Kaffeeform nicht mehr. 2015 gegründet, berichteten Medien sogleich über das Start-up im Kollwitzkiez, das Kaffeesatz zu Tassen und Mehrwegbecher verarbeitet. Schlecht ist die Idee nicht. Das Unternehmen sammelt den Kaffeesatz in Berliner Cafés und Röstereien, lässt ihn trocknen, bringt ihn Form und lässt ihn aushärten – überwiegend in sozialen Werkstätten. Die Tassen haben allerdings ihren Preis, können mehr als 20 Euro kosten. Trotzdem, eine nette Geschenkidee ist das allemal.


Green Circle

Gründer Friedrichs Köser kämpft für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Foto: Green Circle

Irgendwie wirkt das Geschäftsmodell von Green Circle seltsam vertraut: Menschen können Gebrauchtes, aber nicht mehr Genutztes, von dem Unternehmen abholen lassen. Das kümmert sich um den Verkauf und teilt den Gewinn fifty-fifty. Den Käufer:innen bringt ein Fahrer wiederum die erstandenen Güter persönlich vorbei. Dabei kann er sogleich wieder was mitnehmen. Es entsteht ein Kreislauf, im Optimalfall. Bisschen Medimops, bisschen Trödeltrupp, dafür alles in nachhaltig.


Green City Solutions

Die Moosfilter von Green City Solutions können Feinstaub aus der Luft filtern. Da der A100-Ausbau dank Beteiligung der Bundesregierung möglichst schnell zum Abschluss kommen soll, klingt das doch gar nicht schlecht. Die Filter können die Ursache zwar nicht beheben, hier wäre ein politischer Richtungswechsel hin zu zeitgemäßeren Modellen als Stadtautobahnen nötig, doch zumindest lindern sie die Symptome. Dazu gehören übrigens auch die im Sommer hohen Umgebungstemperaturen aufgrund von Hitzeinseln. Auch die soll dank der Moosfilter fallen. Moose können rund das 20-fache ihres Eigengewichts an Wasser speichern und verdunsten. Mittels Lüftung wird die so entstehende kühle Luft ausgestoßen.


Berlingreen: Gärtnern in der Wohnung

Kräuter lassen sich mit der Greenbox auch in der dämmrigen Küche anbauen. Foto: BerlinGreen

Kräuter in den eigenen vier Wänden züchten ist erstmal nichts Neues, geht aber mit Einschränkungen einher. Pflanzen brauchen (Überraschung!) Tageslicht, was je nach Lage ein Problem darstellen dürfte. In Treptow entwickelte das grüne Start-up Berlingreen deshalb Boxen, die mit LED-Licht ausgestattet sind. Eine App gibt zudem Infos darüber, wann wieder gewässert werden muss oder wann die gezüchteten Kräuter und Salate essbereit sind. Vielleicht kein Gamechanger, trotzdem eine nette Idee.

Mehr Infos: berlingreen.com


Share: Kaufen und Spenden

Grüne Start-ups in Berlin: Eines davon hat das Team von Share gegründet.  Foto: Share
Grüne Start-ups in Berlin: Eines davon hat das Team von Share gegründet. Foto: Share

Verunreinigtes Wasser oder auch Lebensmittelmangel gehören noch immer zum Alltag in vielen ärmeren Ländern. Das fördert Krankheiten, die wiederum aufgrund mangelhafter gesundheitlicher Versorgung schlecht bis gar nicht behandelt werden können. Nun gibt es viele Hilfsprojekte, um die Probleme zu bekämpfen. Eines initiierte Share.

Seit 2017 verkauft das Start-up unter anderem Müsliriegel, Wasser und Hygieneprodukte, quasi alles, was es zur Alltagsbewältigung braucht. Der Clou: Jeder Snack bedeutet eine gespendete Mahlzeit, jedes Getränk einen Tag Wasser, ähnliches gilt für Hygieneprodukte und Schreibwarenartikel, heißt es auf der Website.

Wo ihr nach einem Kauf letztlich ein Projekt unterstützt, verrät ein QR-Code auf der Verpackung. Hier ein paar bereits abgeschlossene Projekte: Seife für Schulkinder in Burundi, Brunnenbau in Kolumbien, Schulmahlzeiten für Kinder in Madagaskar. Share-Produkte gibt es beispielsweise bei Rewe und DM.


Selo: Eine weitere Kaffeealternative

Es gibt einige Alternativen zur braunen Aufputschbrühe alias Kaffee, an denen sich aber auch die Geister scheiden. Mate (zu hip!), schwarzer Tee (zu spießig!), Cola (zu lasch!), Energydrinks (zu stark!). Es gibt immer etwas zu meckern. Nun kommt das Start-up Selo (Mitte) mit seinem „Green Coffee“ dazu.

Für die Limo – wenn man das so sagen darf – werden grüne Kaffeebohnen aus Kolumbien als Koffeinquelle genutzt. Alle Zutaten sollen aus biologischer Landwirtschaft stammen. Vielleicht ist das ein guter Ersatz für Kaffeeschmäher:innen oder Leute, die etwas Neues ausprobieren wollen.


Partiri: Haste mal ’nen Bohrer?

Fehlt die Bohrmaschine, kann man sie sich auch einfach leihen. Foto: Imago/Panthermedia

In vielen von uns schlummern Hobbyheimwerker:innen. Aller Anfang ist schwer. Damit wir Werkzeuge nicht neukaufen müssen, hat das Teltower Start-up Partiri neben einer Plattform für Food-Sharing eine weitere für das Teilen von Handwerksbedarf eröffnet. Airbnb für Hammer und Akkuschrauber. Besonders sinnvoll für alle, die ihre handwerklichen Ambitionen im Werkzeugkasten verstauen, sobald die Maßnahmen weiter gelockert werden.


Kiezbett: Schlafen auf regionalem Holz

Ein Bett im Brandenburger Wald – Jürgen Drews wäre begeistert. Foto: Kiezbett

Meist ist schwer nachvollziehbar, woher Möbelketten das Holz für ihr Inventar nehmen. Regenwald? Schwarzwald? Mein Vorgarten? Kiezbett nutzt für seine Betten das Holz aus maximal 200 Kilometer entfernten Brandenburger Wäldern. Die Massivholzmöbel sollen ein Leben lang halten, kosten aber auch entsprechend. Zwischen 900 und 3000 Euro müsst ihr für das Bett des grünen Start-ups aus Berlin zahlen. Ist trotzdem ganz nett, mal was anderes.


Halm: Aus dem Glas trinkt doch keine:r

Plastikstrohhalme sind verboten und eine Gruppe Cocktail-Dandys nippt beleidigt am Glas. Gut, dass das grüne Start-up aus Friedrichshain umweltfreundliche Strohhalme anbietet. Die bestehen aus Glas, sehen damit gleich wesentlich schicker aus als die bunten Kabel, die früher aus Cocktailgläsern ragten. Außerdem sind die Halme von Halm wiederverwendbar. Schön, schön.


Levy&Frey: Pflege in Pulverform

Grüne Start-ups finden immer neue Wege, um nachhaltigeres Leben zu ermöglichen. In den Starterkits von Levy&Frey finden sich Flaschen mitsamt Pulver, aus dem zuhause Hygieneprodukte entstehen. Foto: Levy&Frey
Grüne Start-ups finden immer neue Wege, um nachhaltigeres Leben zu ermöglichen. In den Starterkits von Levy&Frey finden sich Flaschen mitsamt Pulver, aus dem zuhause Hygieneprodukte entstehen. Foto: Levy&Frey

Bei Hygieneprodukten ist das Problem, dass Verbraucher:innen in der Regel ganze Flaschen kaufen müssen, wenn eines aufgebraucht ist. So fällt jede Menge Verpackungsmüll an. Grüne Start-ups wollen das ändern. Levy&Frey (Mitte) bietet deshalb Lotions, Seife, Duschgel und Shampoos in Pulverform an. Die werden einfach in Wasser aufgelöst und fertig ist das dickflüssige Hygienemittel. Gut für die Haut, gut für die Umwelt.


Tiny Farms: Biogemüse aus der Großstadt

Biogemüse ist in Berlin gefragt, und nein, nicht nur in Charlottenburg oder Prenzlauer Berg. Jetzt ist es aber schwierig, Gemüse in der Großstadt regional anzubauen. Es gibt zwar urbane Gärten, allerdings nicht überall. Da Platzmangel ein klassisches Berliner Problem ist, gibt es grüne Start-ups, die es lösen wollen. So auch Tiny Farms (direkt am Park am Gleisdreieck), das Mikrofarmen gegründet und vernetzt hat.

Interessent:innen können sich bei einer angeschlossenen Akademie zu Gärtner:innen ausbilden lassen und eine Fläche beackern. Der Quereinstieg in die Landwirtschaft. Das Gemüse wird daraufhin erwerbsmäßig verkauft.


Too Good to Go: Lasst den Mülleimer hungern

Warum wegschmeißen, wenn es essbar ist? Foto: Too Good to Go

Wie manche Restaurants mit Lebensmitteln umgehen, ist schräg. Werfen sie sie in den Müll, obwohl sie in Ordnung sind, haben sie sich einvernehmlich von ihnen getrennt. Springen Menschen hinterher, um Gemüse oder anderen Kram zu retten, heißt es: „Mein Müll, mein Besitz.“ Sie machen Schluss, lassen aber keinen Neuanfang zu. Vielleicht klappt’s mit Too Good To Go. Das gleichnamige Start-up entwickelte in Köpenick eine App, bei der Gastrobetriebe am Ende des Tages übrig gebliebene Lebensmittel und Speisen für ein paar Peanuts zum Abholen einstellen können.


Sirplus: Grünes Start-up rettet Lebensmittel im Supermarkt

Sir Plus verkauft Boxen mit geretteten Lebensmitteln. Foto: Sir Plus

Auch Supermärkte haben ein Problem mit Lebensmittelverschwendung. Nicht selten werden Artikel kurz vor Verfall aussortiert. Jetzt ist das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht zwangsläufig der beste Indikator für die Essbarkeit. Konserveninhalte sind etwa die Vampire unter den Lebensmitteln. Erst wenn sie ans Tageslicht kommen, sterben sie. Lassen wir den Holzpflock mal außen vor. Das grüne Start-up Sir Plus hat berlinweit Standorte, in denen es ausrangierte Lebensmittel sammelt und weiterverkauft. Neben Limo und Chips verschickt das Unternehmen auch Überraschungsboxen mit allerlei Snacks. Die nachhaltige Form des Feinkostkorbs.


Mehr für die Umwelt

Gerade in Schöneberg Gepflegte Haut schreit nach guter Kleidung! Vegan shoppen in Berlin: Die besten Läden für tierfreie Mode. Solltet ihr einen grünen Daumen haben, könnt ihr euch diese Gartencenter in Berlin anschauen. Mehr zum Thema Shopping findet ihr hier.

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