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Australian Football: Die Berlin Crocodiles zeigen, wie es geht

Australian Football ist in Deutschland nicht sehr bekannt, dabei gibt es einige Teams, die sich dieser Sportart verschrieben haben. Auch in Berlin gibt es mit den Berlin Crocodiles einen Verein. Was den australischen Ballsport auszeichnet und wie ihr mitmachen könnt, erfahrt ihr hier.

Beim sogenannten Ruck kämpfen zwei gegnerische Spielende um den Ballbesitz. Foto: Delphin Rouane

„Heads, heads!“ hört man jeden Dienstag- und Donnerstagabend durch den Schillerpark schallen und alles duckt sich. In grün-gelben Trikots sieht man sie über den Rasen flitzen. Den ellipsenförmigen Ball mit dem Känguru-Aufdruck, der daraufhin durch den Park fliegt, kennt man in Deutschland hauptsächlich, wenn man American-Football-Fan ist. Aber nicht nur die Amerikaner ziehen das Ei dem runden Ball vor, auch bei den Australiern wird so Football gespielt. Und diese Variante gibt es nicht nur Down Under, sondern auch im Wedding.

Dem Laien erklärt man den Sport in kurz am besten als eine Mischung aus Rugby und Fußball, wobei beim Australian Football doch alles ein bisschen anders läuft. Auch Footy, AFL, oder Aussie Rules genannt, ist Australiens Nationalsport dort ungefähr so beliebt wie Fußball in Deutschland und bringt jährlich mehr als sieben Millionen Zuschauer in die Stadien.

Der Club Berlin Crocodiles, der 2001 von sechs Spielern gegründet wurde, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Australian Football in Deutschland bekannter zu machen. Seit der Gründung kann das Männerteam auf erfolgreiche Jahre zurückblicken, seit 2021 sind sie ununterbrochen deutscher Meister im Footy. 2018 bildete sich auch ein FLINTA*-Mannschaft, die 2024 zum ersten Mal in ihrer Geschichte den deutschen Meisterschaftstitel gegen die Münchener Kangaroos gewann.

Wie funktioniert Australian Football eigentlich?

Präzision und Kraft in einer Bewegung Foto: Delphin Rouane

Gespielt wird auf einem ovalen Feld mit vier (Tor-)Pfosten auf jeder Seite. Ein Spiel ist in vier Viertel à 15 Minuten auf geteilt. Bis zu 18 Spielende sind auf dem Feld erlaubt, aber meistens variiert die Anzahl von Spiel zu Spiel. Das Crocs-FLINTA*-Team spielt oft zu neunt auf dem Feld, je nachdem, wie viele Spielende Zeit haben. Ziel ist es, Tore zu machen. Dabei kann man entweder sechs Punkte erreichen, wenn man durch die mittleren Pfosten schießt, oder einen Punkt, wenn der Ball durch die äußeren Pfosten geht.

Den Ball über das Feld bewegt man auf unterschiedliche Weise, die Wichtigsten sind der Schuss (kick) oder der Handpass (hand pass), bei dem man mit der einen Hand den Ball hält, während die andere Faust den Ball wegschlägt. Werfen ist nicht erlaubt. 15 Meter weit darf man mit dem Ball in der Hand rennen, bevor man ihn prellen muss. Durch die Form ist der Ball sehr eigensinnig und springt einem wie ein junges Reh weg, was das Spiel umso unvorhersehbarer macht.

Australian Football ist ein Kontaktsport, es geht also öfter auch mal etwas rauer zu, wenn einem jemand den Ball abnehmen möchte. Tacklen, bei der man die ballspielende Person zwischen Schulter und Hüfte angeht, gehört genauso dazu wie das Marking, bei dem das Fangen des Balls aus größerer Entfernung einen Freistoß einbringt. Außer einem Mundschutz wird keine Schutzkleidung getragen, den ein oder anderen blauen Fleck muss man in Kauf nehmen. Schnelligkeit und Kraft sind von Vorteil in diesem dynamischen und körperbetonten Sport, der für das Publikum sehr spannend anzuschauen ist.

Es wird vermutet, dass Australian Football, der Nationalsport Australiens, auf das Spiel Marn Grook zurückgeht, das von Teilen der indigenen Bevölkerung im australischen Bundesstaat Victoria gespielt wurde. Hier bringt das Fangen des Balls aus Possumfell während eines Sprungs auch einen Freistoß, was dem High Marking in der AFL sehr ähnlich ist.

In Grün und Gelb unterwegs, die Berlin Crocodiles Foto: Delphin Rouane

Die Crocs sind Teil der Australian Football League Germany (AFLG), deren Liga neun Teams aus allen Ecken Deutschlands umfasst und die jeweiligen Spiele koordiniert. So gehört es dazu, dass man am Wochenende beispielsweise für ein oder zwei Spiele nach München reist, um dort auf die anderen Mannschaften zu treffen. Der soziale Aspekt ist ein wichtiger Bestandteil dieser Auswärtsfahrten, bei denen man nicht nur Footy spielt, sondern auch gerne noch mit der gegnerischen Mannschaft ihre Stadt erkundet.

Einen offiziellen Weg, professionell Football zu spielen, bietet die AFLG-Liga nicht, da sie sich nur aus Amateurmannschaften zusammensetzt. In der Vergangenheit gab es aber schon vereinzelt Spieler:innen, die von einer australischen Mannschaft in den Kader aufgenommen wurden. Wer die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, hat auch die Option, in der deutschen Nationalmannschaft, den German Eagles, zu spielen, die im Juli gegen andere europäische Teams im Euro Cup antritt.

Nicht zu verwechseln mit dem Euro Cup ist die Europameisterschaft. Als deutscher Meister qualifiziert man sich automatisch für die europäische Champions League, die 2025 in der französischen Stadt Lyon stattfand. Der Crocs Club war einer von nur drei Vereinen, der sowohl seine FLINTA*- als auch Männermannschaft in den Wettbewerb schickte.

Verteidigen vom Feinsten. Foto: Delphin Rouane

Ein Nischensport, der von der Gemeinschaft lebt

Neben dem Sport an sich wird Gemeinschaft ebenfalls großgeschrieben. Nach dem Training wird gerne noch ein Bier beim Späti des Vertrauens getrunken. Bei den Crocs sind die Hierarchien flach, schnell spielt man mal mit dem Präsidenten des Clubs zusammen auf dem Feld.

Die Crocs bieten ebenfalls eine erste Anlaufstelle für frisch in Berlin angekommene Australier:Innen. Nicht selten kommt es vor, dass ein Aussie den Jetlag zu umgehen versucht, indem Football gespielt wird, manche kommen sogar direkt vom Flughafen. Jeder wird im Club herzlichen aufgenommen, und auch totale Anfänger werden schnell mit eingebunden.

Wer jetzt Lust auf Football und neue Freunde hat, kann gerne dienstags und donnerstags von 18 bis 20 Uhr zum Training in den Schillerpark im Wedding kommen. Das nächste Spiel in Berlin für die FLINTA*- sowie Männermannschaft findet am 16. Juni gegen die Rheinland Lions statt.

  • Training Australian Football Berlin AFC e.V. Crocodiles, Schillerpark, Wedding, Di+Do 18-20 Uhr, weitere Infos hier

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