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Berlin verstehen

Fußball? In diesen Sportarten sind Berlins Sportvereine wirklich gut

Fans außerhalb der Hauptstadt machen sich gerne über den hiesigen Fußball lustig. Obwohl Berlin die größte Stadt Deutschlands ist, spielt hier kein Verein mit Spitzenformat. Zeitweise hatte Berlin nicht einmal einen Erstliga-Club. Aber Fußball ist nicht alles, und Berlin hat durchaus Spitzensport zu bieten. Wir stellen euch die erfolgreichsten Berliner Sportvereine vor – von Alba bis zu den Füchsen.


Basketball: Alba Berlin – die Recycling- und Zuschauer-Könige vom Mercedes-Platz

Leider ohne Zuschauer*innen: Alba Berlin holte im Juni 2020 nach zwölf Jahren wieder die Meisterschaft gegen Ludwigsburg. Foto: Imago/BBL-Foto

Alba Berlin irritiert auf den ersten Blick: Das offizielle Wappen-Tier ist der Albatross, den man hier in Mitteleuropa wahrlich nicht verortet. Er hat allerdings phonetische Nähe zum Hauptsponsor ALBA, einem Berliner Entsorgungs- und Recycling-Unternehmen. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Charlottenburg, wo auch die Ursprünge des Vereins liegen. Alba wurde 1989 als BG Charlottenburg gegründet und übernahm die Basketball-Abteilung des in Konkurs gehenden Bundesligisten DTV Charlottenburg. Recht schnell wurde der Ex-Spieler Marco Baldi zum Manager. Dieser leitet heute noch immer sehr erfolgreich den Verein und konnte 1991 den neuen Hauptsponsor ALBA gewinnen. Es folgte 1997 die erste von sieben aufeinanderfolgenden Meisterschaften.

Das Team zog in dem Sommer von der Sömmeringhalle in C-Burg in die Max-Schmeling-Halle an den Prenzlauer Berg. Damit ist der Verein einer der wenigen wirklichen Gesamtberliner Vereine. Zwischen 2003 und 2019 gewann man nur eine Meisterschaft (2008), ehe in der Corona-Saison 2019/2020 der neunte Titel eingefahren werden konnte. Seit 2008 spielt Alba in der O2-World, später umbenannt in Mercedes-Benz-Arena, und kann im Schnitt etwa 10.000 Zuschauer*innen anlocken. Damit ist Alba nicht nur im deutschen, sondern auch im europäischen Vergleich ganz weit vorne.

Erfolge:
Deutsche Meistertitel (7): 1997,1998,1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2008, 2020
Deutsche Pokalsiege (10): 1997, 1999, 2002, 2003, 2006, 2009, 2013, 2014, 2016, 2020
Korac-Cup: 1995

Zuschauerschnitt: 9.518 (2018/19)
Arena: Mercedes-Benz Arena (14.500 Plätze)
Mitglieder: 1.250 (Stand 31. Dezember 2018)


Eishockey: Eisbären Berlin – stolz auf die Hohenschönhausener Vergangenheit

Tradition regiert bei den Eisbären tatsächlich: Die Eisbären-Fans halten ihr Dynamo-Vergangenheit in Ehren. Foto: Imago/Camera 4/Eberhard Thonfeld

Wenn nicht gerade Pandemie ist, dann tummeln sich jede Woche zwischen Ostbahnhof und Warschauer Straße tausende Eisbären-Fans. Manche tragen auch ein Trikot mit einem roten „D“. Denn unter dem Namen Dynamo Berlin gewann der Club in der DDR 15 Mal die Meisterschaft. Die zahlreichen Dynamo-Fans haben den Erfolg im Eishockey-Sport einem waschechten SED-Funktionär zu verdanken. Die Wurzeln des Vereins liegen nämlich bei der Sportgemeinschaft Deutsche Volkspolizei, die 1950 gegründet wurde. Der Chef der Deutschen Volkspolizei Karl Marin wollte, dass der Verein auch die Sektion Eishockey einrichtet und so kam es.

Der in Hohenschönhausen angesiedelte Verein nannte sich 1992 in EHC Eisbären Berlin um. Von 1964 bis 2008 spielte der Club im sogenannten Wellblechpalast in Hohenschönhausen, heute bespielt er die Mercedes-Benz-Arena. Die Eisbären wurden zwischen 2005 und 2013 insgesamt sieben Mal Meister und gelten als einer der beliebtesten Verein Deutschlands. Auch bei den Zuschauerzahlen wechseln sich die Eisbären regelmäßig an der Spitze mit Kölner Haien ab. Der deutsche Eishockey-Rekordmeister kommt übrigens auch aus Berlin. 19 Titel gewann der Berliner Schlittschuhclub von 1912 bis 1974 bevor der Verein in den Achtzigern in die Bedeutungslosigkeit abdriftete. Heute verbindet jeder den Berliner Eishockey-Sport mit den Eisbären.

Erfolge
Deutsche Meistertitel (7): 2005, 2006, 2008, 2009, 2011, 2012, 2013
Deutscher Pokal: 2008
DDR-Meisterschaften (15): 1966, 1967, 1968, 1976. 1977, 1978, 1979, 1980, 1982, 1983, 1984, 1985, 1986, 1987, 1988

Zuschauerschnitt: 12.026 (2018/19)
Arena: Mercedes-Benz Arena (14.200 Plätze)
Mitglieder: keine Angeben


Handball: Füchse Berlin – aus Reinickendorf nach Europa

Die Handballer von den Füchsen haben eine enge Bindung zu ihren Fans. Sie zeigen es hier nach dem Viertelfinal-Rückspiel im EHF-Cup 2018 gegen RK NEXE Našice. Foto: Imago/Camera 4

Reinickendorfs ganzer Stolz sind die Füchse. Der Verein bietet neben Handball auch Basketball, Volleyball, Tennis, Boxen und viele weitere Sportarten an, die zumeist im Berliner Vergleich sehr erfolgreich sind. Doch deutschlandweit sind die Füchse bekannt für ihre Handball-Abteilung, die seit Jahren zu den besten in Deutschland gehört. Seit der Saison 2007/08 spielen die Füchse in der Bundesliga und das mit sofortigem Erfolg. 2014 wurden sie Pokalsieger, 2015 und 2018 EHF-Pokalsieger. Von 1981 bis 1986 gab es schonmal ein mittellanges Intermezzo in der Handball-Bundesliga, wo es von Platz Drei in der ersten Saison nach und nach bergab bis auf Platz 14 von 14 ging.

Seit 2005 spielen die Füchse nicht mehr in Reinickendorf, sondern in der Max-Schmelling-Halle, die in der Regel sehr gut besucht ist. 2018/19 lag der Verein mit 7.689 Zuschauer*innen im Schnitt auf Platz drei der Bundesliga-Tabelle. Die Füchse haben übrigens einen Hang für extravagante Manager. Bob Hanning, bekannt für seine knallbunten Pullover und seine napoleonhaftes Auftreten, führte die Füchse zu glorreichen Zeiten zurück, ehe er 2020 von Stefan Kretzschmar, dem wohl schillerndsten deutschen Handballer aller Zeiten, ersetzt wurde.

Erfolge
DHB-Pokal: 2014
EHF-Pokal: 2015, 2018

Arena: Max-Schmeling-Halle (9.000 Plätze)
Zuschauerschnitt: 7.689 (2018/19)
Mitgliederzahl: ca. 4.000 (Juni 2019)


Wasserball: Wasserfreunde Spandau 04 – der Titel-Krösus

Wer Meister wird, muss ins Wasser. Petar Kovacevic, Trainer der Wasserfreunde Spandau, wird 2019 nach dem entscheidenden Sieg gegen Waspo 98 Hannover von seinen Schützlingen ins Wasser geleitet. Foto: Imago/Camera 4

Der mit Abstand erfolgreichste Sportverein Berlins sind sicherlich die Wasserfreunde Spandau 04 im Wasserball. Seit 1977 die Wasserball-Bundesliga eingeführt wurde, gewannen die Spandauer 37 von 44 möglichen Meisterschaften. Unfassbar. In den 80ern konnten sie sogar vier Mal den Vorläufer der Champions League gewinnen. Auch die Frauen haben es drauf und gewannen 2020 ihren ersten deutschen Meistertitel. Aktuell werden die Heimspiele in der Sport- und Lehrschwimmhalle in Schöneberg ausgetragen. Allerdings plant man in Spandau eine neue Wasserball-Arena mit gut 900 Plätzen. Übrigens ist nicht nur Spandau sondern ganz Berlin und seine Umgebung eine Hochburg der Wasserballs. Bei den Männern spielen in der Bundesliga neben den Spandauern auch der SG Neukölln und der OSC Potsdam. 

Erfolge
Deutsche Meistertitel (37): 1979, 1980, 1981, 1982, 1983, 1984, 1985, 1986, 1987, 1988, 1989, 1990, 1991, 1992, 1994, 1995, 1996, 1997, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011, 2012, 2014, 2015, 2016, 2017, 2019
Deutsche Pokaltitel (31): 1979, 1980, 1981, 1982, 1983, 1984, 1985, 1986, 1987, 1990, 1991, 1992, 1994, 1995, 1996, 1997, 1999, 2000, 2001, 2002, 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009, 2011, 2012, 2014, 2015, 2020
Europapokale der Landesmeister (4): 1982, 1984, 1985, 1988

Halle: Sport- und Lehrschwimmhalle Schöneberg
Mitglieder: 3.500 (Stand März 2016)


Volleyball: Berlin Recycling Volleys – der Zuschauerprimus

Wenn die Berlin Recycling Volleys spielen, ist die Max-Schmeling-Halle fast immer voll. Die Volleys haben Jahr für Jahr die meisten Zuschauer*innen im europäischen Vergleich. Foto: Imago/Sebastian Wells

Noch so ein Berliner Verein, dem nachhaltige Müllentsorgung am Herzen liegt, der bundesweit in seinem Sport dominiert und europaweit in den Zuschauerzahlen: Die Berlin Recycling Volleys sind in der Volleyballbundesliga der Männer seit einigen Jahren das Maß aller Dinge. Der Verein selbst steht für das wiedervereinigte Berlin. Er entstand 1991 mit dem Namen Volleyballteam SCC als Vereinigung der Volleyballabteilungen des SC Charlottenburg, des VdS Berlin und des Ostberliner Vereins SC Berlin. Letzterer war der Nachfolgeverein des DDR-Serienmeisters Dynamo Berlin. Viele Top-Leute des DDR-Volleyballs wie René Hecht oder André Banowski setzten ihre Karriere beim SCC fort und so sprang schon 1993 die erste Meisterschaft heraus.

Ab der Saison 2011/12 machten die Volleys einen großen Satz nach vorne: Man zog von der Sömmeringhalle in die Max-Schmeling-Halle und bekam einen neuen Hauptsponsor die Berlin Recycling GmbH. Mit einer Mülltonne, die ein fettes „B“ ziert, auf dem Wappen und einem neuen Namen wurden seitdem sieben von acht Meisterschaften geholt. In Europa gewann der Verein nur einmal 2016 den zweitgrößten Wettbewerb, den CEV-Pokal. Dennoch kamen 2018/19 im Schnitt 5208 Zuschauer*innen zu den Spielen, nirgends in Europa ist der Zuschauerschnitt höher.

Erfolge:
Deutscher Meister (10): 1993, 2003, 2004, 2012, 2013, 2014, 2016, 2017, 2018, 2019
Deutscher Pokal (5): 1994, 1996, 2000, 2016, 2020
CEV-Pokal: 2016

Arena: Max-Schmeling-Halle (9.000 Plätze)
Zuschauerschnitt: 5.208 (2018/19)


Leichtathletik: Der SCC Berlin – die einflussreichen Charlottenburger

Alica Schmidt vom SCC Berlin gilt als eines der größten Sprint-Talente in Deutschland. Sie will für Deutschland bei den Olympischen Spielen in der 400-Meter-Disziplin an den Start gehen. Foto: Imago/Beautiful Sports

Einer der größten Berliner Vereine ist der Sport-Club Charlottenburg mit 25 Abteilungen. Er prägte den Berliner Sport maßgeblich, ist der Mutter-Verein der Volleyballer der Berlin Recycling Volleys und des American-Football-Teams Berlin Rebels. Die Fußball-Mannschaft spielte sogar 1983 in der 2. Fußball-Bundesliga. Doch am bekanntesten ist der SC Charlottenburg sicherlich für seine Leichtathletik-Abteilung. Stars wie der Diskuswerfer Robert Harting und Sprinter Lucas Jakubczyk maßen sich sowohl für den Verein als auch im Nationaltrikot mit anderen. Charlottenburg hatte bei den Olympischen Spielen sogar vier Athlet*innen am Start, mit Harting wurde sogar einer Olympiasieger. Die Sprinterinnen Alica Schmidt und Gina Lückenkemper sorgen dafür, dass der SCC wohl auch in Zukunft gute Resultate einfahren wird. Der Einfluss des SCS ist übrigens sogar international zu spüren. Der berühmte Berliner Marathon wird von dem Verein und seiner Tochtergesellschaft SCC Events GmbH organisiert.

Mitglieder: 7.915 (Januar 2020)


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