Kein Spiel ohne sie: Es gibt typische Fußball-Fans, denen ihr bei jeder WM, jeder EM, jedem Bundesligaspiel und jedem Gebolze auf irgendeinem Acker über den Weg lauft. Sie stehen so verlässlich an der Seitenlinie wie Mario Basler am Bierstand. Einige von ihnen Sorgen für Stimmung, andere machen jedes Turnier zum Albtraum. Vom freundlichen Völkerverständiger zum grölenden Barbaren: Diesen Fußball-Charakteren seid ihr sicherlich schon auf der Fanmeile begegnet.
Die Bundestrainer
Sobald ein großes Turnier ansteht, sind sie da: die Millionen Bundestrainer. Sie hätten Neuer niemals nochmal nominiert, schwören auf die falsche Neun, schimpfen auf den Video Assistant Referee, reden ununterbrochen vom tollkühnen Rehakles und können jeden Spielzug, der zum Wunder von Bern geführt hat, aus dem Kopf aufzeichnen. Zumindest denken sie das. Dieser besserwisserische Fußball-Fan überschätzt sich maßlos und nervt einfach nur.
Die Pyromanen sind die heißesten Fußball-Fans
Die Pyromanen lassen Emotionen freien Lauf. Für sie ist eine ordentliche Bengalo-Zünderei das Highlight einer jeden Auswärtsfahrt. Stimmung kommt erst auf, wenn es richtig schön brennt, raucht und knistert. Alle ihre Freunde gehören schon zur „Sektion Stadionverbot“, doch die unerschütterlichen Fußball- und Feuer-Fans halten die letzte Fackel hoch.
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Die Maskottchen
Die Maskottchen haben sich monatelang auf das große Turnier vorbereitet, endlich ist es so weit! In ihrem Schrank hängen schwarz-rot-goldene Umhänge, Gewänder und Rüstungen. Problemlos könnten sie sich in Kaiser Wilhelm oder Kaiser Beckenbauer verwandeln. Ihre Fanartikelsammlung gleicht den Schätzen der Museumsinsel. Für jedes Spiel lassen sie sich etwas Neues einfallen. Einen Fußballhelm zum Beispiel – oder das Federkleid eines Steinadlers.
Die Turnier-Fans drehen zur EM so richtig auf
Die Turnier-Fans interessieren sich normalerweise gar nicht für Fußball. Sobald es aber darum geht, andere Nationalmannschaften rauszuhauen und 14 Leckerbierchen auf der Fanmeile zu trinken, sind sie volle Kanne dabei. Die Euphorie bei Welt- und Europameisterschaften ist einfach ansteckend. Und Berlin ist nie schöner als in diesen heiligen vier Wochen. Direkt nach dem Finale meckern die Turnier-Fans wieder über die normalen Fans in der U-Bahn. Reicht jetzt auch wieder für die nächsten zwei Jahre!
Die Nachwuchsnationalspieler
Die Nachwuchsnationalspieler erleben ihr ganz eigenes Sommermärchen. Wer 2006 ein Kind war, wird sich noch genau an all die schönen Fußballträume erinnern: Einmal Balljunge im Olympiastadion sein, das Trikot von Torsten Frings unterschreiben lassen, ein Foto mit Arne Friedrich machen, tricksen wie Ronaldinho, einen Sechstklässler tunneln und bei der Finalparty in Opas Garten drei Gläser Cola trinken dürfen. Einen Monat lang kann jedes Kind daran glauben, irgendwann Nationalspieler zu sein – und wenn’s nicht klappt, können sie irgendwann immerhin ihre eigene Grillparty veranstalten und so viel Cola trinken, wie sie wollen.
Die Völkerverständiger sind unsere liebsten Fußball-Fans
Die Völkerverständiger sehen Fan-Zonen als diplomatisches Parkett, Europa- und Weltmeisterschaften als internationale Friedensverhandlungen. Jede Begegnung ist eine neue Chance für eine universelle Freundschaft, jedes Spiel eröffnet neue Möglichkeiten, die Kulturen unseres Planeten ein bisschen besser kennen zu lernen. Fußball ist ja bekanntlich die schönste Sprache. Dieser weltoffene Menschen-Fan kocht Tavë Elbasani, wenn Albanien spielt, fördert die deutsch-französische Freundschaft im Centre Français de Berlin.
Die Grillmeister
Für einige Leute sind große Fußballturniere ein einziges Barbecue. Am Rost kommt die Nachbarschaft zusammen – und den gut gelaunten Grillmeister muss man einfach lieben. Niemand hat bessere Witze auf Lager, niemand einen so sicheren Griff an der Zange. Für sein Gartenparadies hat sich der Perfektionist eine Dolby-Surround-Anlage angeschafft und einen Fernseher, der größer ist als so manches Einfamilienhaus.
Nationalisten sind keine Fußball-Fans
Die Nationalisten sind die schlimmste Begleiterscheinung bei internationalen Sportevents. Endlich können sie wieder stolz auf ihr Land sein, fahnenschwenkend durch die Hauptstadt marschieren, die Nationalhymne aus vollem Hals mitsingen und mit martialischer Wortwahl von großen Siegen über andere „Weltmächte“ schwärmen. Die Nationalisten stehen für alles, was man an dem Land, in dem man geboren wurde, scheiße findet.
Die Wettkönige
Die Wettkönige freuen sich nicht über den Triumph ihres Lieblingsteams, sondern über den großen Preis in der Tipprunde. Egal ob Fünf-Euro-Wette mit den Neffen oder Alles-verspielen-im-Hinterzimmer-des-dubiosen-Wettbüros-und-in-den-Ruin-getrieben-werden-und-die-Neffen-nie-wieder-sehen: Es geht immer um die perfekte Prognose. Dieser Fan-Charakter ist vor allem ein Fan von Kicks – und dafür riskiert er alles.
Die Barbaren sind der Grund, warum nicht alle Fußball-Fans sind
Die Barbaren sind wahrscheinlich der Hauptgrund, warum viele Leute gar keinen Bock auf die EM haben. Besoffene Männergruppen, die krakeelend durch die Straßen und Kneipen ziehen wie eine Horde Wikinger auf Raubzug, sind normalerweise schon unerträglich. Die Fußball-EM lockt leider noch schlimmere Kerle an, die denken, das Turnier wäre ein vierwöchiger Junggesellenabschied. Oder ein Monat Herrentag. Lasst den Bollerwagen zuhause, Jungs!
Die Fußball-Intellektuellen
Die Fußball-Intellektuellen träumen heimlich davon, einen „11 Freunde”-Ticker schreiben zu dürfen und sehen sich als Joker bei der Autorennationalmannschaft – nur ist der erste Roman halt noch nicht fertig. Ihre Vorträge über die philosophischen Aspekte des Breitensports lockern sie mit Béla-Réthy-Zitaten auf, aber müssen aufpassen, sich mit endlosen Popkultur-Beobachtungen nicht ins Abseits zu schießen. Üblicherweise haben diese gebildeten Fußball-Fan-Charaktere wirklich Ahnung, meistens mehr als die Millionen Freizeit-Bundestrainer. Sie wissen nicht nur, wer das nächste Spiel gewinnt, sondern sogar, wer das erste Spiel aller Zeiten gewonnen hat. Und dass der Diskurs wichtiger ist als die Doppelpass-Statistik.
Die Boykotteure sind gewissenhafte Fußball-Fans
Die Boykotteure lieben den Fußball, aber verachten das Fußballgeschäft. Spätestens seit der WM in Katar wissen sie über jede Skrupellosigkeit bescheid, mit denen Infantino und der ganze Rest der unaussprechlichen FIFA-Garde ihren geliebten Sport zerstören. Beim Partypatriotismus vergeht ihnen alles. Dieser konsequente Fußball-Fan würde lieber niemals wieder ein Spiel sehen, als ein Deutschland-Trikot anzuziehen. Bis es so weit ist, gehen sie zum SV Lichtenberg 47 ins Hans-Zoschke-Stadion. Da ist die Welt noch in Ordnung.
Weitere Charaktere, die ihr immer trefft
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Das Wichtige auf einen Blick: Hier ist der tipBerlin-Guide zur Fußball-EM 2024. Wo schaut ihr am liebsten? Die besten Orte für Public Viewing in Berlin findet ihr hier. Völlig verwandelt ist der Platz der Republik dank Fanzone am Reichstag – unser Autor ist begeistert. Viele Veranstaltungen rund um die EM finden beim Fußballkultursommer 2024 statt – die Highlights haben wir hier. Vom Museum bis zum Theater empfehlen wir diese Kulturveranstaltungen rund um die Fußball-EM. Berlin ist eine Fußballstadt: Diese legendären Stadien erzählen Stadtgeschichte. Ihr habt sogar Tickets bekommen? Fußball-EM 2024 im Olympiastadion: Diese Spiele finden in Berlin statt. Frauenfußball hat mehr Anerkennung verdient: Berliner Frauenteams von Türkiyemspor, Union und Viktoria erneuern den Fußball. Auch immer spannend: Die Beziehung zwischen Hertha und Union. Ihr wollt euch lieber selber austoben? Wie wär’s mit Billard? Hier sind Kneipen für lange Abende mit Queue und Kugeln. Nicht kurbeln: Hier gehts rund am Tischkicker. Selber fit werden? Tipps findet ihr in unserer Sport-Rubrik. Was geht sonst? 12 Highlights im Juni in Berlin.