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Wassersport

Surfen in und um Berlin: Die besten Orte zum Wellenreiten

Surfen in Berlin oder im Umland? Gar nicht so leicht, denn das größte Problem für Surferinnen und Surfer in Berlin ist, dass sie keinen Zugang zu Brandung haben. In der Stadt und rundherum gibt es inzwischen aber einige Unternehmen, die Wellen erschaffen, nur damit Surfis auf ihnen wellenreiten können. Und es werden immer mehr. Wir geben einen Überblick zum Surfen in Berlin.


Havelwelle-Boot

Hang Loose: Ginette Rhauda surft die Havel. Foto: Havelwelle

Berlin liegt jetzt ganz nah am Meer. Also gefühlt zumindest, so lange man sich an der Wasserwand amüsiert, die das Havelwelle-Boot hinter sich herzieht. Ginette Rhauda und ihr Mann Enrico betreiben diese mobile Wellenmaschine, die auf einer Wassersportstrecke südwestlich von Potsdam ihre Runden pflügt. 450 Pferdestärken, ein 1.000-Liter Wassertank und bewegliche Unterwasserspoiler erzeugen hinter diesem Kraftprotz einen beachtlichen Hügel Havelwasser. Per Knopfdruck wird das Wasser im Boot so verteilt, dass die Welle entweder backbord oder steuerbord vom Boot entsteht, je nach Laune lässt sie sich dann nach rechts oder nach links abreiten. 

Expert:innen tanzen darauf über das Wasser. kurven die Welle auf und ab, stoppen, beschleunigen, werfen mit Gischt, springen und drehen sich dabei. Für Anfänger:innen reicht schon der Kick, von der Welle so beschleunigt zu werden, dass man das Zugseil loslassen und nur mit bewegtem Wasser als Antrieb über den See rasen kann. Es fühlt sich tatsächlich wie surfen auf einer richtigen Meeres-Welle an, mit dem Unterschied, dass sie nicht am Ufer endet, sondern so lange weiterläuft, wie der surfende Mensch auf dem Brett bleibt. Das Limit ist der Oberschenkelmuskel. Denn der Spaß ist nicht nur höchst unterhaltsam, sondern auch irre anstrengend.

Größe der Welle: bis zu 1,20 Meter hoch, bis zu 6 Meter breit

Typ: laufende Welle

  • Havelwelle-Boot Wassersportstrecke auf dem Templiner See, Treffpunkt Anleger Seminaris Seehotel, Potsdam, 1.5.-15.10., tgl. 9-18 Uhr, 139 € für 30 Minuten, 229 € pro Stunden, Preis für bis zu vier Surfende (inkl. Boot, Steuermensch, Lehrer:in, verschiedenen Brettern, Neoprenanzug, Prallschutzweste), mehr Infos hier

Wellenwerk

Surfen geht auch in Berlin: Profi Valeska Schneider im Wellenwerk. Foto: Ivo Nagel

Ganz schön laut: Die Wellenmaschine röhrt so monströs, dass die ganze Halle bebt. Wenn man dann mal auf der Welle steht, ist sie allerdings gar nicht mehr so bedrohlich. Sie ist in der kleinsten Einstellung einen Meter hoch, wer höher hinaus surfen will, geht zu einer Profisession, da misst sie 1,6 Meter. Bei regelmäßigen Besuchern entsteht der Wunsch relativ schnell: Die Lernkurve beim Indoor-Wellenreiten ist steil, weil man im Vergleich zum Meer so viel Zeit auf dieser Welle verbringen kann, die nie bricht.

Wellenwerk-Sprecher Julius Niehus sagt: “wir bekommen eigentlich jeden und jede in der ersten Stunden aufs Brett und zum Stehen, unabhängig davon, wie unsportlich oder alt die Person ist. Einzig Kids unter 30 Kilogramm sind zu leicht und das Surfbrett surft sie und nicht andersrum.” Also: großer Spaß für alle über 30 Kilogramm. Angst ist unangebracht: Wenn man vom Brett fällt, ist der Spülgang im Vergleich zum Surfen im Meer auch deutlich überschaubarer. Umweltsorgen sind ebenfalls fehl am Platz: Die Welle wird mit Ökostrom aus Wasserkraft betrieben. 

Größe der Welle: 9 Meter breit, bis zu 1,60 Meter hoch

Typ: stehende Welle

  • Wellenwerk Landsberger Allee 270, Lichtenberg, Di-So 8-22 Uhr, 59,90 € für 45 Minuten (inkl. Neoprenanzug, Surfboard und Lehrperson). Die Welle wird in dieser Zeit unter maximal 12 Surfer:innen geteilt, online

Raus aus Berlin: Surfen bei 2Wave in Havelsee

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Das Boot, das Frank Sorge, der Macher von 2Wave sich extra dafür hat bauen lassen, produziert zwei Wellen, auf denen man Wellenreiten kann, wenn es im richtigen Tempo fährt. Daher auch der Name: 2Wave. Eine Welle entsteht backbord, eine steuerbord hinter dem Boot, das dafür auf einer ausgewiesenen Wassersportstrecke auf der Havel hin- und hercruist. Die Wellen sind besonders geeignet für Longboarder und Anfänger. Für scharfe Turns sind sie zu klein. Aber einfach mal wieder von einer Welle angeschoben zu werden, ist ja auch schon was. 300 Meter weit kann man auf diesen Wellen surfen, dann wendet das Boot und es geht wieder zurück.

Außerdem gibt es hier Foilsurfkurse. Beim Foilsurfen schwebt man mit seinem Brett über das Wasser hinweg, statt darauf herumzufahren. Eine Art Modellflugzeug an einem Mast unter dem Brett sorgt für den nötigen Auftrieb. Frank Sorge ist ein großer Fan davon: “Die meisten Surfer haben das gar nicht auf dem Schirm, dass das dem Surfen ganz ähnlich ist, man aber keine Wellen dafür braucht.“

Größe der Welle: Je nach Board bis zu 5 Meter nutzbare Breite, 60-70 Zentimeter hoch

Typ: laufende Welle

  • 2Wave Bootshaus Pritzerbe, Havelstraße 24, 14798 Havelsee, 30.4.-2.10., ab 80 € für 3 Stunden (inkl. Surfboard und Lehrer). Die Wellen werden mit maximal acht Surfern geteilt, online

Surfen in Berlin mit E-Surfer

Andreas Lakeberg von E-Surfer rast mit dem E-Foil über die Spree am Funkhaus Nalepastraße. Foto: E-Surfer

Sieht aus wie ein Science-Fiction-Brettsport, ist aber bereits Realität: Mit einem E-Foil können alle, die weniger als 120 Kilo wiegen und einigermaßen sportlich sind, per Elektroantrieb über die Wasseroberfläche fliegen. Ein E-Foil ist ein Surfbrett mit einem Mast drunter, an dessen anderem Ende eine Art Modellflugzeug sitzt, das mittels Elektromotor durch das Wasser gleitet und das Brett am Mast über die Oberfläche hebt. Der Sport ist noch ganz jung, erst seit 2018 werden die Bretter in Deutschland verkauft. Rund 15.000 Euro kostet eins im Berliner Laden E-Surfer. Die Batterie hält locker anderthalb Stunden, ebenso schnell ist sie wieder aufgeladen.

Drei e-Foil-Bretter stehen zur Auswahl, Kursteilnehmer:innen bekommen dazu noch einen Helm, mit dem sie über Funk mit Andreas Lakeberg, dem Eigentümer des Geschäfts, in Verbindung stehen. Lakeberg steht am Rand und gibt von da aus Tipps. Mehrere hundert Trainingsstunden hat er hier, auf der Spree vor dem Funkhaus in der Nalepastraße, schon gegeben. “Ich habe bisher alle zum Stehen und zum Fliegen gebracht”, sagt Lakeberg. Er selbst hat mit elf Jahren das Windsurfen begonnen, war später engagierter Wakeboarder und suchte einen Brettsport, den er vor der Haustür betreiben konnte, und der etwas aufregender ist als Stand-up-Paddlen. So stieg er als einer der ersten in Deutschland in die E-Foil-Szene ein. Es gibt in seinem Laden auch normale Surfbretter mit Elektroantrieb. Doch die dürfen in Berlin außerhalb von ausgewiesenen Wassersport-Strecken nur mit Schrittgeschwindigkeit geradeaus tuckern. Mit dem E-Foil hingegen kann man legal wild über die Spree kurven.

In der Probestunde fährt man erst im Liegen, dann auf Knien, dann darf man aufstehen. Wer sein Gewicht über den hinteren Fuß bringt, steigt mit dem Brett aus dem Wasser und fliegt, so nennt sich der Vorgang in der Szene. Und ein bisschen fühlt er sich tatsächlich so an, wie eine Mischung aus Fliegen und Surfen. Bis zu 50km/h macht das Gefährt. Und die Lernkurve ist steil, es ist durchaus möglich, während der ersten Traningssession schon Kurven fliegend zu bewältigen, also ohne das Brett auf dem Wasser abzusetzen.

Größe der Welle: keine Welle nötig

  • E-Surfer Funkhaus Berlin, Nalepastraße 18, Oberschöneweide, Termine auf Anfrage, 2,5 Stunden Kurs mit ca. 90 Minuten reiner Brettzeit für 300 € (inklusive Brett, Neoprenanzug und Lehrer). Die Kurse sind jeweils nur für eine Person, e-surfer.com

Tropical Islands

Echte Surfer beeindruckt das nicht, aber Boogieboarden ist im Tropical Islands durchaus möglich. Foto: Tropical Islands

Auch im Tropical Islands gibt es eine künstliche Welle. Die ist deutlich kleiner dimensioniert als die im Wellenwerk und besteht nur aus einer schmalen Schicht Wasser. Der Einsatz von Finnen ist also keine Option. Deshalb kann man auf dieser Welle auch nicht surfen, sondern nur Boogieboarden, also liegend auf einem Brett ohne Finnen fahren. Aber alles ist besser, als gar keine Welle! Für Anfänger und Fortgeschrittene sind verschiedene Durchflussgeschwindigkeiten einstellbar. Mehr zur Südsee gleich ums Eck lest ihr in unserem Text übers Tropical Islands.

Größe der Welle: etwa 9 Meter breit und 2 Meter hoch

Typ: stehende Welle

  • Tropical Islands Tropical-Islands-Allee 1, 15910 Krausnick, April bis Oktober, 10-22 Uhr, 30 Minuten für 20 € (inklusive Brett, Neoprenanzug und Lehrer), zzgl. Eintritt Tropical Islands. Die Welle wird mit maximal 12 Boogieboardern geteilt und ist manchmal aufgrund von Wetter oder Temperaturen geschlossen, also am besten vorher kurz anrufen: +49 (35477) 605050, online

In Planung: Havelwelle

Surfen bei Berlin: Das Team der Havelwelle, Ginette Rhauda rechts. Foto: Havelwelle

Ginette Rhauda und ihr Mann Enrico, die das Havelwelle-Boot betreiben, sind auch die Köpfe hinter der Havelwelle, einer stehenden Welle, die gerade, voraussichtlich bis Ende 2024, in Potsdam errichtet wird. Auch dort soll man gefühlt endlos surfen können, auf einer Welle, die niemals bricht. Die Havelwelle ist ähnlich der Welle im Wellenwerk. Mit dem Unterschied, dass die Havelwelle statt neun Metern ganze 14 Meter breit werden soll – das wäre dann aktuell die weltweit breiteste stehende Welle in einem Gebäude. Außerdem soll man dort in Tiny-Häusern direkt an der Welle übernachten können. Initiatorin Ginette Rhauda sagt: “Mein Mann und ich haben in Kalifornien angefangen, surfen zu lernen. Und meistens ist es ja so, dass man, wenn man einmal Blut geleckt hat, gar nicht mehr aufhören will.“

Deshalb seien sie dann, später auch mit Kindern, immer regelmäßig an Surfspots gefahren. „Vor drei Jahren hatten wir zum letzten Abend eine Flasche Wein geöffnet und als sie leer war, überlegten wir, dass das ja traurig ist, dass wir wieder heimfahren und so selten zum Surfen kommen. Dann sind wir auf die glorreiche Idee gekommen: Dann bauen wir halt so eine Welle selber.“

Sie hätten dann die ganze Nacht überlegt, Kontakte angeschrieben bis morgens um neun Uhr. „Um zehn Uhr haben wir uns im Flieger in die Augen gesehen und gesagt: Wir machen das jetzt wirklich. Und dann ging die Arbeit los. Jetzt sind wir so weit, dass wir gerade den Bauantrag stellen.” Vor dem Entschluss, sich selbst eine Welle zu bauen, standen die zwei noch nie auf einer künstlichen Welle. “Das haben wir dann gleich nachgeholt. Das war erstmal ein bisschen kompliziert, weil die künstlichen Wellen ja eine ganz andere Physik haben, als die echten. Aber zum Glück bekommt man ja auf diesen stehenden Wellen schnell ein Gefühl fürs Brett. Schneller als im Meer auf jeden Fall.”

Der Strom für die Welle soll unter anderem mittels Fotovoltaik zum großen Teil selbst produziert werden. Die Abwärme die dabei entsteht, wird zum Heizen, aber auch zum Kühlen des Gebäudes genutzt. 

Größe der Welle: 14 Meter breit, bis zu 1,80 Meter hoch

Typ: stehende Welle

  • Havelwelle Bahnhof Potsdam-Rehbrücke, 14558 Nuthetal, voraussichtlich ab Ende 2023, circa 50 € pro Stunde, die Welle wird in dieser Zeit mit maximal 12 Surfern geteilt, online


Mehr zum Thema

Wir haben das Wellenwerk vor einiger Zeit getestet, den Text lest ihr hier. Wer surfen mag, mag vielleicht auch Kitesurfen, wo das an der Ostsee geht, steht hier. Etwas gemächlicher, aber auch spaßig ist Stand-Up-Paddling in Berlin. Überhaupt gibt es viele Orte für Wassersport in Berlin: Hier könnt ihr Kajaks, SUP und Boote leihen. Und was ihr zum Paddeln in Berlin wissen müsst, lest ihr hier. Eine nette Alternative ist auch Skateboarden, das geht hier. Einfach nur Schwimmen: Berlins beste Badeseen. Alle Tipps für Sport in Berlin stehen hier.

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