Die faszinierende Berliner Tennisgemeinschaft bietet ihre ganz eigenen Typen. Diese vielfältigen Sportsleute lassen sich in hart umkämpften Matches aber auch in geselligen Begegnungen am Netz oder im Vereinsheim finden. Von den Clubhaus-Philosophen bis zu den Abergläubischen: Wir stellen euch eine ganze Bandbreite an Tennis-Charakteren vor, die das Hauptstadttennisleben so einzigartig machen.
Tennis-Charaktere: Die Choleriker

Diese Spieler:innen verlieren regelmäßig die Fassung und werfen ihren Schläger wie kleine Kinder ihr liebstes Spielzeug. Klassischerweise schimpfen sie sich selbst, den Ball, den Schiedsrichter, das Wetter, einfach alles, was sich in einem Umkreis von fünfzig Metern befindet. Immer eine dramatische Geste parat, vergessen diese Tennis-Diven oft, dass sie gerade nicht Wimbledon gegen Djokovic verloren haben, sondern gegen andere Hobbyspieler:innen auf einem schlecht gepflegten Platz in Berlin-Grunewald.
Die Alt-Berliner
Echte Ur-Berliner, die mit ihrem Dialekt und ihren Geschichten aus früheren Zeiten jede Pause entweder unvergesslich machen oder einfach nur nerven. Diese Berliner Tennis-Charaktere kennen jeden Platz zwischen Imchenallee und Grunewald, und sie segeln regelmäßig mit Legenden der Sportfreude Kladow oder des TC Weiße Bären über den Wannsee. Am liebsten erzählen sie stundenlang von ihren befreundeten Helden – und zwar so detailliert, dass man fast das Gefühl hat, selbst dabei gewesen zu sein, als der Tennis-Baron Gottfried von Cramm im Spitzenclub LTTC Rot-Weiß Berlin unsterblich wurde. So gemütlich, wie sie meistens wirken, so kritisch sind sie mit der jungen Generation an Spieler:innen. Kein Wunder, immerhin haben sie die Allergrößten mindestens ein mal live gesehen. Egal wie perfekt der Ball also gespielt wird, es ist nie gut genug. Doch auch wenn man es ungern zugibt, lässt sich von ihnen noch so einiges lernen. Man muss nur geduldig genug sein, um den Geschichten zu lauschen, die manchmal länger dauern als ein Fünfsatz-Match bei den French Open.
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Die Modebewussten
Für diese Spieler:innen ist der Platz eine Fashion Show. Sie haben die neueste Tennismode, farblich abgestimmte Schläger und Accessoires und sehen immer aus, als wären sie einem Sportmagazin entsprungen. Auffällige Sneaker, Caps und Goldschmuck gehören zu ihrem Tennis-Fit. Als echte Szenegänger:innen kommen sie meist direkt von der letzten Party zum Tennismatch – mit Sonnenbrille und verkatert. Ist man ganz ehrlich mit sich selbst, erwischt man sich doch ab und zu bei einem eifersüchtigen Blick auf ihre Outfits und wünschte, man könnte den Mut aufbringen zu fragen, wo diese abgefahrenen Tennissocken gekauft wurden. Wo wir gerade beim Thema sind: Bring back 2000er Tennis-Mode!
Die Netzstürmer sind optimistische Tennis-Charaktere
Diese Tennis-Charaktere stürmen bei jedem Ballwechsel ans Netz, egal wie unpassend es auch sein mag. Sie leben für den Volley, als ob Grundschläge nur etwas für Anfänger:innen wären. Man muss ihnen jedoch zugutehalten, dass sie wahre Daueroptimist:innen sind. Selbst wenn sie haushoch zurückliegen, bleiben sie stets positiv und motiviert. Doch Vorsicht ist geboten: Optimismus kann schnell nerven. Manchmal fragt man sich schon, ob sie wirklich so eine positive Einstellung haben oder einfach nur die Realität gekonnt ignorieren.
Die Ball-Magier
Als absolute Publikumslieblinge versuchen diese Spieler:innen, ihre Gegner:innen mit einem Repertoire an Trickschlägen komplett zu verwirren. Sie starten bodenständig mit einem unscheinbaren Grundlinienschlag, nur um dann plötzlich einen Lob aus dem Hut zu zaubern, der so hoch und präzise ist, dass selbst die Vögel am Himmel applaudieren könnten. Diese Ball-Magier sind berühmt für ihre Tricks und hinterlassen ihre Gegner:innen meist nur mit offenem Mund sowie einer Mischung aus Staunen und Frust.
Die Labertaschen
Diese Spieler:innen lieben es, während des Spiels zu reden. Sie kommentieren ihre eigenen Schläge, geben ihren Gegner:innen ungefragt Tipps und führen gerne endlose Gespräche zwischen den Ballwechseln. „Wusstest du, dass ich heute Morgen drei Bananen gegessen habe? Die sollen ja gut für die Energie sein!“ Man steht einfach höflich daneben, unsicher, wie man auf diese wertvolle Information reagieren soll. Bleibt einem ja auch nichts anderes übrig. Die Labertaschen haben vielleicht nicht immer die besten Schläge, aber definitiv die längste Liste an Gesprächsthemen. Denn für diese Tennis-Charaktere ist Tennis nicht nur ein Spiel, sondern eine wunderbare Gelegenheit, neue Freunde zu finden und tiefgründige Diskussionen zu führen.
Die Linien-Anzweifler sind nervige Tennis-Charaktere
Jeder Ball, der knapp im Aus ist, wird von diesem Tennis-Charakter sofort angezweifelt – hitzige Diskussionen vorprogrammiert. Sie bestehen auf ständige Überprüfung und lieben es, ausgiebige Debatten über die Linienurteile zu führen. Diese Spieler:innen bringen die Schiedsrichter:innen regelmäßig zu tiefen Seufzern, wenn nicht gleich zum Verzweifeln. Jeder Punkt artet in einer epischen Diskussion aus und jeder knappe Ball wird zu einem Drama. Ist die unermüdliche Jagd nach dem perfekten, unangezweifelten Linienurteil endlich vorbei, verlassen die Linien-Anzweifler:innen den Platz mit dem Gefühl, einen bedeutenden Beitrag zur Präzision im Tennissport geleistet zu haben. Dabei ist ihnen nicht bewusst, dass sie eher den Titel „Meister:innen der Nebensächlichkeiten“ verdient haben.
Die Selbstkritiker
Selbst nach einem perfekten Schlag murmeln diese Tennis-Charaktere selbstkritisch vor sich hin. Nichts, was sie tun, scheint ausreichend zu sein, und so entschuldigen sie sich oft für ihre „schlechten“ Schläge. Man könnte fast meinen, sie stehen kurz davor, sich voller Selbstkritik beim Gegner zu entschuldigen, weil ihr hervorragend gespielter Ball so schwer zu erreichen war. „Tut mir leid, dass mein perfekter Aufschlag dir so viel Mühe gemacht hat,“ könnte man von ihnen erwarten. Denn schließlich ist es ihr höchstes Ziel, nicht zu gewinnen, sondern sich selbst in Grund und Boden zu kritisieren.
Die Abergläubischen
Er bringt immer eine Sammlung von Glücksbringern mit auf den Platz – von besonderen Schuhbändern bis hin zu ausgewählten Stirnbändern und Handtüchern. Ein vierblättriges Kleeblatt wird sorgsam aus der Tasche geholt und betrachtet, ein kleines Stofftier wird auf die Bank gesetzt, als ob es das Spiel beobachten würde – na gut, vielleicht nicht ganz so krass. Aber zumindest sieht man die Glücksbringer-Abhängigen regelmäßig mit dem Schläger auf die Schuhsohlen klopfen, immer wieder dasselbe Hin- und Hergehüpfe vor einem Aufschlag machen oder den Schläger mindestens zwei Mal in der Hand drehen. Spielen die noch Tennis oder beschwören sie einen mysteriösen Sport-Gott?
Die Clubhaus-Philosophen gehören zu unseren liebsten Tennis-Charakteren
Nach jedem Match geht es auf ins Clubhaus, wo diese Spieler:innen bei kühlen, kleinen Bieren stundenlang über Taktik, Technik und die „goldenen Zeiten des Tennis“ diskutieren. Man könnte fast meinen, das vereinsansässige Clubhaus-Restaurant überlebt ausschließlich dank ihrer regelmäßigen Besuche. Meist kommen diese Tennis-Charaktere mit dem Fahrrad zum Platz – allerdings nicht aus Umweltbewusstsein, sondern weil sie nicht weit vom Tennisverein entfernt wohnen. Außerdem übernehmen diese Spieler:innen fast immer freiwillig Vereinsaufgaben. Das macht sie zu den inoffiziellen Helden:innen des Tennis-Clubs, zu den selbst ernannten Retter:innen des Vereinslebens, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz den Tennisalltag erst so richtig „lebendig“ machen.
Weitere Charaktere, die ihr immer trefft
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