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Urban Sports Club: Warum Yoga-Studios den Anbieter kritisieren

Yoga wird auch in Berlin immer beliebter. Jeden Monat eröffnen in der Stadt neue Studios, das Angebot an Klassen wird immer größer und vielfältiger. Über die Sportplattform Urban Sports Club kann man schnell und einfach verschiedene Yogastudios kennenlernen und ausprobieren. Für Yoga-Interessierte ist das erfreulich – unter den Studios sind die Meinungen zur Plattform jedoch gemischt. Wir erklären, warum.

Yoga in Berlin Über den Urban Sports Club lassen sich verschiedene Yogastudios in Berlin ausprobieren. In der Szene fürchtet man jedoch, dass so eine gefährliche Erwartungshaltung entsteht.
Über den Urban Sports Club lassen sich verschiedene Yogastudios in Berlin ausprobieren. Eine Kooperation bringt Studios kostenlose Werbung, die Einkünfte pro Yogaklasse sind jedoch niedriger. Foto: Imago/Cavan Images

Urban Sports Club: Yoga zum Dumpingpreis?

Das Konzept des Urban Sports Clubs klingt für viele sportbegeisterte Städter:innen wie die Lösung ihres größten Problems: Ab 30 Euro im Monat kann man sich mit dem Anbieter durch zahlreiche Sportangebote Berlins probieren. Ob Klettern, Tennis oder Yoga – über die Urban Sports Club App kann man sich einfach in das Sportstudio oder den Kurs der Wahl einbuchen und muss so auf nichts mehr verzichten. Das Konzept passt gut zur Großstadt Berlin, in der viele Menschen leben, die gern neues ausprobieren. Entsprechend gewinnt der Urban Sports Club immer mehr Mitglieder. Und auch die Sportanbieter, die von der Werbewirkung profitieren wollen, mehren sich.

Unter den Yogastudios in Berlin ist der Hype um den Urban Sports Club teilweise aber schon wieder abgeebbt. Yogalehrer:innen erzählen, dass sie sich ungerecht behandelt fühlen. Und sie wollen den wachsenden Einfluss der Onlineplattform auf die Szene nicht mehr unterstützen. Für Yogastudios entstehe zunehmend eine ungesunde Abhängigkeit von dem Anbieter. Zudem greift die Angst vor einer unrealistischen Erwartungshaltung um sich – normalerweise gebe es Yogaunterricht eben nicht zum Dumpingpreis.

Kritik am Verhalten des Urban Sports Clubs während der Pandemie

Eine Yogalehrerin aus Berlin hat schlechte Erfahrungen während der Kooperation mit dem Urban Sports Club gemacht und tipBerlin davon berichtet. Sie möchte namentlich nicht genannt werden, denn der Vertrag, den sie mit dem Urban Sports Club abgeschlossen hat, enthält auch eine Verschwiegenheitsklausel. Rechtliche Probleme durch öffentliche Kritik möchte sie vermeiden. Seit 2017 biete sie Yogastunden auch über die Onlineplattform an, erzählt sie. Anfangs erschienen ihr der Deal und die zusätzliche Reichweite, die sie durch die Plattform bekam, als hilfreich. Für die Buchung einer ihrer Yogaklassen über die App bekam sie vom Urban Sports Club die Hälfte des ursprünglichen Preises ausbezahlt. Der Anbieter handelt mit jedem seiner Kooperationspartner eine individuelle Vergütung aus. Untereinander über die ausgezahlten Summen sprechen dürfen die Sportanbieter nicht. Dies ist vertraglich so geregelt.

Ihr Yogastudio bekam durch den Urban Sports Club neue Kund:innen und sie sicherte sich ein Zusatzeinkommen. Alles war in Ordnung, auch wenn sie begann sich Sorgen zu machen, dass Yoga-Anfänger:innen die niedrigen Preise pro Klasse für gängig halten könnten. Dann kam die Pandemie und per Mail sei sie vom Urban Sports Club darüber informiert worden, dass die Auszahlungen pro Online-Klasse ab jetzt stark reduziert würden. Eine Nachverhandlung habe nichts bewirkt. Zu diesem Zeitpunkt sei sie mit ihrem Studio bereits auf gewisse Weise abhängig vom Urban Sports Club gewesen. Sie fühlte sich zwar unwohl damit, ihren Unterricht zu einem so niedrigen Preis anzubieten, doch die schwierigen Umstände hätten sie dazu gezwungen, die neuen Konditionen zu akzeptieren, sagt sie.

Ein Monopol, das die Preise diktieren kann?

Auch eine andere Berliner Yogalehrerin, die ebenfalls anonym bleiben will, hat mit dem Urban Sports Club negative Erfahrungen gemacht und sich daher gegen eine dauerhafte Kooperation mit der Onlineplattform entschieden. Aus mehreren Gründen, wie sie auf dem Blog ihres Yogastudios beschreibt: Die Stimmung in ihren Yogaklassen habe sich durch die Kooperation mit dem Sportanbieter verändert. Dadurch, dass mehr und mehr Menschen ohne wirklichen Bezug zum Yoga spontan teilnehmen konnten, seien das „Gemeinschaftsgefühl“ und die „Intimität“ in den Yogaklassen verloren gegangen. Zudem sei es zwar leichter, eine Yogaklasse mithilfe des Urban Sports Clubs zu füllen, die Einnahmen seien jedoch deutlich geringer. Da sie selbst relativ große Klassen unterrichte, habe sie diesen Verlust noch immer „irgendwie ausgleichen“ können. Andere Yogalehrer:innen hätten diese Möglichkeit jedoch nicht.

Sie spielte also bereits mit dem Gedanken, die Kooperation mit dem Urban Sports Club zu beenden, als auch sie über die geänderten Konditionen durch den Pandemiebeginn informiert wurde. Die niedrigen Auszahlungen seien wie „ein Schlag ins Gesicht“ gewesen, schreibt sie auf ihrem Blog. Sie teilt den Eindruck, dass mit dem wachsenden Einfluss des Urban Sports Clubs ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis in der Yogaszene entsteht. Die Online-Plattform bekomme mehr und mehr eine „Monopolstellung“ und könne ohne Rücksicht auf die Studios „Preise diktieren“. So wachse das Unternehmen auf Kosten kleiner Studios und unabhängiger Lehrer:innen, die für ihre Arbeit nicht fair bezahlt würden.

Yoga in Berlin Zum Beginn der Pandemie legte der Urban Sports Club niedrige Preise für Online-Klassen fest. Einige Studios fühlten sich vertraglich übergangen.
Zum Beginn der Pandemie legte der Urban Sports Club niedrige Preise für Online-Klassen fest. Einige Studios fühlten sich vertraglich übergangen. Foto: Imago/Science Photo Library

Yoga in Berlin: „Der Urban Sports Club ist kein Konkurrenzprodukt“

Es gibt aber auch Yogastudios in Berlin, die angeben, von der Zusammenarbeit mit dem Urban Sports Club zu profitieren. Moritz Ulrich ist Mitbetreiber des Kreuzberger Yogastudios Peace Yoga Berlin. Er versteht einige der Bedenken, die bei seinen Kolleg:innen durch den wachsenden Einfluss des Urban Sports Clubs aufkommen, zieht für sein Yogastudio jedoch eine positive Bilanz. Der Großteil seiner Schüler:innen komme mittlerweile über den Urban Sports Club. Dass dadurch das allgemeine Preisgefüge beeinflusst werden könnte, kann er nicht ausschließen. Insgesamt sei die Kooperation mit der Onlineplattform für Peace Yoga Berlin aber ein Gewinn: „Ich sehe den Urban Sports Club nicht als Konkurrenzprodukt, vielmehr ist die Zusammenarbeit Teil unserer Gesamtkalkulation als Unternehmen“, sagt er. „Wir motivieren die Menschen sogar dazu, den Urban Sports Club zu nutzen, wenn das für sie die einfachste Möglichkeit ist, Yoga zu machen“, sagt er.

Den Eindruck, dass sich durch viele Anfänger:innen und „Gelegenheits-Yogis“ die Stimmung in den Klassen ändere, teilt Yogalehrer Ulrich nicht. „Ja, wir ziehen durch den Urban Sports Club teilweise eine andere Zielgruppe an, als gewöhnlich. Aber ich begrüße es ehrlich gesagt, wenn sich noch mehr Menschen für Yoga entscheiden“, sagt er. Als lehrende Person sei es seine Aufgabe, „alle Teilnehmer:innen unter einen Hut zu bekommen“. Mit Blick auf die Pandemie räumt er ein, dass die Kommunikation mit dem Urban Sports Club nicht „ideal“ gelaufen sei. Als populäres Studio, das „von Anfang an dabei“ gewesen sei, habe er „eventuell eher die Position und das Durchhaltevermögen“ gehabt, Konditionen auszuhandeln, die ihm und seinen Kolleg:innen weiterhin „eine vorteilhafte Zusammenarbeit“ ermöglicht hätten.

„Viele Menschen finden über unsere Plattform zum Yoga“

Die Befürchtung, dass durch das flexible Konzept eine schädigende Erwartungshaltung à la „Yoga gegen kleines Geld“ entsteht, versteht man beim Urban Sports Club nicht. Der Mehrwert einer Mitgliedschaft erschließe sich aus der Vielfalt und Flexibilität, zwischen Sportarten und Partnerstudios wechseln zu können, heißt es seitens der Kommunikationsabteilung des Urban Sports Clubs. Außerdem hätten viele Mitglieder, die vorher hauptsächlich Fitnesskurse besucht hätten, durch Urban Sports Club zu Yoga gefunden. Die Auszahlungen an die Partner orientierten sich an der „Preisstruktur der einzelnen Studios“. Eine Mitgliedschaft beim Urban Sports Club müsse immer teurer sein, als beim Studio selbst. Wer oft und regelmäßig in einem bestimmten Studio trainieren wolle, fahre demnach günstiger mit einer direkten Mitgliedschaft beim Studio der Wahl.

Zum Vorwurf eines unfairen Umgangs mit einigen Partnern zu Beginn der Pandemie heißt es weiter: Zu Beginn des Lockdowns habe man „direkt gehandelt“ und „innerhalb von Tagen ein Online-Angebot auf die Beine gestellt“. Preise ohne Zustimmung beider Seiten seien nie geändert worden, da dies „vertraglich nicht gestattet“ sei.

Mittlerweile kann das Leben in Berlin fast ohne Rücksicht auf das Coronavirus wieder weitergehen. Und die Zeiten sind auch für Yogastudios wieder einfacher. Die junge Yogalehrerin, die tipBerlin von ihren Erfahrungen mit dem Urban Sports Club berichtet hat, hat mittlerweile sogar ein neues Studio eröffnet. Dass sie viele neue Mitglieder gewinnen kann, die wie früher den vollen Preis für eine monatliche Mitgliedschaft akzeptieren, bezweifelt sie aber. Seit der Urban Sports Club auf der Bildfläche erschienen sei, habe sich die Einstellung der Menschen dazu, wie viel Geld für eine Yogastunde gerechtfertigt sei, einfach verändert.


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