Sexualität

Sextoys, Erotik und Corona: Das empfiehlt Lina Gralka von Amorelie für die Krise

Lina Gralka ist Marken-Expertin und arbeitet für den digitalen Sextoy-Händler Amorelie, sie ist zudem Gastgeberin des Podcasts „heart2heart“ und sprach mit uns über sexuelle Abenteuer in der Quarantäne, App-gesteuerte Sextoys und positive Nebeneffekte der Masturbation

Corona in Berlin: Selbstbefriedigung, Sex und Erotik sind auch in Zeiten der Pandemie ein Thema. Hier masturbiert eine junge Frau auf dem Bett.
In der Corona-Quarantäne hat man mehr Zeit für sich, Sex und Selbstbefriedigung ob mit oder ohne Sextoys, sind ein Thema. Foto: imago/Panthermedia

tip Lina Gralka, Sie arbeiten für den Sextoy-Händler Amorelie. Ist Corona Fluch oder Segen für das Geschäft?

Lina Gralka Die Isolation stellt Paare, aber auch Singles vor eine Herausforderung. Heute mehr denn je müssen wir alle unseren Alltag neu gestalten, allerdings können wir diese Zeit auch als Chance begreifen. In dieser Zeit haben wir die Möglichkeit unsere sexuellen Wünsche und Fantasien zu hinterfragen und neu auszuleben. Natürlich ist die #StayHome-Situation auch ideal, um über die eigenen sexuellen Wünsche zu reflektieren. Das macht sich auch im Geschäft bemerkbar.

Sextoys und Erotik: Es muss sich nicht alles um Penetration drehen

tip Können Sie ein paar Zahlen nennen, was verkauft sich seit dem Ausbruch der Pandemie besonders gut?

Lina Gralka Besonders in Zeiten der Isolation und räumlichen Trennung sind Sextoys absolute Bestseller, die über weite Entfernungen funktionieren. Amorelie verzeichnet aktuell einen Anstieg von 50 Prozent in dieser Kategorie. Der Lush 2.0 funktioniert über eine APP und lässt sich von Partnern in unterschiedlichen Städten über eine sehr weite Distanz steuern. Für weitere Spielereien im Alltag können auch Vibro Eggs unterstützen. Es muss sich dabei nicht immer gleich alles um Penetration drehen, denn Sex hat auch mit Intimität, Nähe und Bindung zu tun. Wer es also etwas sanfter mag, ist mit Massagekerzen gut beraten. 

Lina Gralka hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste Berlin studiert. Seit ist sie für die strategische Ausrichtung der Marke zuständig und ist Initiatorin & Host des Podcasts "heart2heart by Amorelie"

Lina Gralka hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste Berlin studiert. Seit ist sie für die strategische Ausrichtung der Marke zuständig und ist Initiatorin & Host des Podcasts „heart2heart by Amorelie“

tip Ihre Konkurrenz von Dildo King geht ja sehr frontal mit der Situation um, die Plakate hängen überall in der Stadt. Welche Maßnahmen haben Sie angesichts von Corona unternommen?

Lina Gralka Wir versuchen der Situation vor allem ohne Angst, mit Respekt und viel Feingefühl entgegenzutreten. Wir haben den derzeit sehr gängigen Hashtag #staythefuckhome genommen und für unsere Ausrichtung leicht angepasst.

Daraus ist die Kampagne #StayHomeAndFuck entstanden, die wir auf sämtlichen Kommunikationskanälen spielen. Damit wollen wir vor allem eins: eine Bewegung von Zuhause für alle Menschen schaffen und die Isolation als Chance begreifen, um sexuell erfüllte Menschen zu werden. Dabei werden wir unserer Rolle als Experten gerecht: Beispielsweise durch tägliche “Tipps”, die man in den neuen Alltag mit mehr Zeit integrieren kann. Dafür gibt es unseren Blog “AMOREMag” und den Podcast “heart2heart”

Sex in der Krise: Aus #StayHome wurde #StayHomeAndFuck

tip Stichwort #StayHomeAndFuck, meinen Sie wirklich, dass die Krise aphrodisierend wirkt und die Leute in Quarantäne vögeln wie die Wilden?

Lina Gralka Die Krise als solche wirkt natürlich nicht aphrodisierend. Die Frage sollte daher sein: Wie können wir alle der Krise etwas Positives abverlangen? Fakt ist, dass wir alle durch die Isolation Zuhause sind – alleine oder mit dem Partner. Neben den psychischen Ängsten vor dem Ausmaß der Krise, kann die Zeit, die man mit dem Partner*in nun „zwangsweise“ hat, also einen zusätzlichen Stressfaktor bedeuten.

Sex kann daher definitiv dazu beitragen, den Stress zu mildern. Dabei ist es egal, ob es Mastubation oder partnerschaftlicher Sex ist: Sex baut nachweislich Stress ab und setzt Endorphine frei, die Glücksgefühle erzeugen. Und dies ist in diesen Zeiten sicherlich etwas Positives!

Nicht nur in der Corona-Zeit: Sex an der Haustür bringt den extra Kick

tip Was genau würden Sie den Paaren raten, wie lässt sich für mehr Erotik in Zeiten der Pandemie sorgen?

Lina Gralka Was uns als Experten am Herzen liegt ist, Möglichkeiten aufzuzeigen, die Zeit der Quarantäne für sich zu nutzen und kreativ zu werden. Beispielsweise bieten die eigenen vier Wände ungeahnte Spielflächen. Angefangen mit dem Eingangsbereich der Wohnung. Sex an der Haustür bringt den extra Kick – man weiß nicht, welche Nachbarn auf dem Weg zum Einkaufen dem Schäferstündchen vom Treppenhaus aus potenziell zuhören. Auch im Bad kann man sich neu entdecken: Sex vor dem Spiegel ist für viele vielleicht ungewohnt, bringt die Fantasie aber in Bewegung, da man sich selbst sowie den Partner live in Action erlebt.

Die Dusche oder Badewanne eigenen sich für all jene, die Sex mal in der Vertikalen probieren möchten – dies steigert das Aktivitätslevel in der Quarantäne! Wer in der Küche mal ein neues Gericht ausprobieren möchte, kann sich auf dem Küchentisch ausleben und neben besonderen Köstlichkeiten sich selbst servieren. Oder für alle, die auf Perspektivwechsel stehen: einfach mal den Nachtisch unter dem Tisch genießen. Mit diesem neuen Blickwinkel und die Aussichten auf eine neue Erkundungstour durch die eigenen vier Wände, freuen sich somit Eltern noch mehr, wenn die Kinder dann mal schlafen.  

Auch Singles können und müssen sich nicht allein fühlen

tip Und was machen jetzt die Singles, jemanden kennenlernen ist gerade schwer?

Lina Gralka Auch für Singles gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Sex in Zeiten des Social Distancings zu integrieren und sich nicht alleine zu fühlen. Masturbation kann hier entgegenwirken: sich selbst spüren, die Kontrolle über sich in die Hand nehmen (wortwörtlich) kann helfen, Stress und Spannungen abzubauen und den Kopf freizumachen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass bei der Masturbation Hormone wie Oxytocin und Dopamin ausgeschüttet werden, die glücklich machen und Stress in diesen Zeiten abbauen.


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