Afrobeat 2.0

London Afrobeat Collective treten das Erbe Fela Kutis an

Der Nigerianer Fela Kuti war es, der als erster aus Jazz und westafrikanischem Highlife die anspruchsvolle Musikrichtung machte, die schnell nicht nur in Nigeria, sondern weltweit Menschen zum Tanzen brachte – und zum Nachdenken

Foto: Marcus Maschwitz

Denn der Afrobeat zeichnet sich eben nicht nur durch energetische Rhythmen, warme Harmonien und den treibenden Sound klanggewaltiger Bläsergruppen aus, sondern auch durch seinen sozialen und politischen Anspruch. Das neunköpfige London Afrobeat Collective nimmt sich all diese Aspekte zu Herzen und überzeugt mit einer modernen Interpretation des Afrobeat, die bewusst an seine Wurzeln anknüpft.

Modern ist sie dabei in jedem Sinne gemeint. Nicht nur der Sound ist extrem sauber, ohne die knarzige Energie der Bläsergruppe dadurch aufzugeben, sondern auch die Texte, meist gesungen von Frontfrau Juanita Euka, lassen sich 2019 etwas sorgenfreier mitsingen als so mancher Fela-Song. Denn während der Afrobeat-Erfinder für sein musikalisches Erbe und seinen Kampf gegen Kolonialismus zurecht gefeiert wird, sorgen sein mehr als fragwürdiges Frauenbild und seine Homophobie für einen bitteren Beigeschmack.

Das „LAC“ beweist, dass die Philosophie dieser Musik trotz der Fehlbarkeit ihres Schöpfers in die Gegenwart gehört. Mit Songs wie „Power to the Women“ erfinden sie das Rad musikalisch zwar nicht neu – füllen es aber mit zeitgemäßem Inhalt. Afrobeat bleibt somit das beste Mittel, um Wut und Trauer über die Lebensrealität in positive Energie umzusetzen. Die lässt Publikum und Band gemeinsam nach vorne schauen – und unermüdlich tanzen.

Yaam An der Schillingbrücke 3, Friedrichshain, Fr 6.12., 21 Uhr, VVK 14 €

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