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Kommentar

Merkel nimmt Ruhetag vor Ostern zurück – die Verwirrung bleibt

Der Gründonnerstag wird also doch nicht zum Ruhetag. Um das zu erklären, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwochvormittag kurzfristig zum Treffen der Ministerpräsidenten gerufen. Ihr Fehler, sagte sie, huch, volle Verantwortung für die kleine Panne. Gut so. Das einzige, was sie bewirkt hatte: viele, vor allem auch ältere Menschen zu verunsichern. Ein Kommentar.

Angela Merkel hat es sich anders überlegt: Der Ruhetag zu Ostern findet nicht statt. Foto: Imago/Ipon

Idee des Ruhetags vor Ostern für einige stressig

Tatsächlich wirkte die Idee des zusätzlichen Schließtags vor dem Osterfest auf einige Menschen vor allem stressig. Und zwar auf jene, die etwas weniger flexibel sind. Zum Beispiel den Vater des Autors, der ihm noch am Dienstag am Telefon etwas nervös gefragt hatte, wie lange sich eigentlich Fenchel im Kühlschrank halte. Denn den wolle er Ostern zubereiten, mit Hühnchen, eins seiner köstlichsten Gerichte. Nur war er eben in latenter Sorge, wie sich die wirr wirkenden Pläne der Regierung auf sein Einkaufsverhalten auswirken könnten und sollten: „Die Leute drehen doch sonst schon durch, wenn Feiertag ist, wenn da jetzt zwei Tage dicht ist in Zeiten von Corona, da ist doch Landunter.“

Eine Kollegin bestätigte dieses Gefühl, früher hat sie mal in einem Supermarkt geshoppt: „Schon vor einem normalen Feiertag war bei uns die Hölle los und die Leute kauften, als würden wir nie wieder öffnen.“ Dieses Szenario nun gepaart mit den Erfahrungen der Corona-Vergangenheit – Hamsterkäufe, generelle Genervtheit aller – können eigentlich nur eine wahrhaft beknackte Situation heraufbeschwören: dass jetzt alle einfach Dienstag, Mittwoch in die Märkte stürmen – etwas, das Merkel sicher auch vorher hätte wissen können. Hätte, hätte, Fahrradkette. Für Risikogruppenmitglieder wie den Vater, der sich der 70 nähert, damit aber noch zu jung für die Impfreihenfolge ist, war der Unfug vor allem beunruhigend.

Angestellte, Senioren: Nichts als Zweifel an der Regierung

Passend dazu zeigte just heute morgen eine Angestellte in dem Discounter an der Ecke (der gerade halbwegs leergeräumt ist, weil es im Hauptlager einen Corona-Ausbruch gab und noch nicht wegen Hamsterkäufen) einer Kundin den Vogel, die fragte, was sie hier am Mittwoch vor Ostern erwarte: „Ein Irrenhaus!“ Der gezeigte Vogel war nicht an die Kundin gerichtet – sondern, wenig überraschend, an die Regierung. Diesen Vogel hatten in den Stunden seit Bekanntgabe des Plans am Montag offenbar mehr als genug Menschen auch öffentlich und medienwirksam Richtung Kanzleramt gezeigt. Kommando zurück.

Ein Beleg, wie brüchig, wie fragwürdig diverse Beschlüsse sind. Einkaufsmöglichkeiten vor Ostern zusätzlich beschneiden – wie konnte das irgendwer für eine gute Idee halten. Genau sowas erzeugt ein Gefühl der Verknappung, der Unsicherheit.

Das Ganze hätte man sich sparen können und müssen. Denn ebenso wie kaum jemand den Plan so richtig nachvollziehen konnte, genauso wird die Rolle rückwärts nun das Vertrauen in die Regierung und ihre Kompetenzen, dem Elend Herr zu werden, stärken. Mal wieder. Immerhin braucht sich der Vater etwas weniger Sorgen zu machen. Den Fenchel für Ostern Anfang kommender Woche statt jetzt schon zu kaufen, ist wieder etwas entspannter möglich.


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