Coming of Age

„Mid90s“ im Kino

Von seiner Mutter Dabney fühlt sich der 13-jährige Stevie (Sunny Suljic) gegängelt, von seinem älteren Bruder Ian erfährt er meist nur brachiale Gewalt. Kein Wunder also, dass er sich Bestätigung und Zuwendung anderswo sucht: in einer Gruppe von überwiegend älteren Skatern, deren Respekt sich der Anfänger nach und nach mit ebenso waghalsigen wie eher dummen Aktionen erwirbt. Irgendwann hat auch Steve – wie die anderen – einen Spitznamen: Sunburn. 

2018 JAY HAWKER HOLDINGS/ Photo: Tobin Yelland

Das Regiedebüt des vor allem als Komiker bekannten Schauspielers Jonah Hill blickt sehr detailgetreu und überzeugend auf die Skaterszene im Los Angeles der 1990er-Jahre: ihren Slang, die machohaften Prahlereien (die bei genauerem Hinsehen keinerlei Substanz haben) und die Verachtung jeglicher Autorität. Man dürfe sich auf keinen Fall für etwas bedanken, denn das sei „schwul“, erfährt Stevie etwa von Ruben, der ihn in die Gruppe eingeführt hat. Bald schon werden die beiden aneinandergeraten, weil Stevie alles daran setzt, seinen neuen Freund als jugendliches Protegé der Gruppe abzulösen.

Und das ist nicht der einzige Riss in der Clique: Während Ray (Na-Kel Smith) das Skaten immer ernster nimmt und Profi werden will, ist sein Kumpel Fuckshit (Olan Prenatt) nur am Saufen und Rumhängen interessiert. Das bleibt auch für den leicht beeindruckbaren Stevie nicht ohne Folgen. Alkohol, Drogen, Rebellion, erster Sex: „mid90s“ ist auch ein Coming-of-Age-Film rund um die Frage, wie und an wem man sich orientieren kann, wenn in der eigenen Familie nur die große Sprachlosigkeit herrscht. Jonah Hill gelingt es dabei, die Szene zu entzaubern, ohne jemanden zu denunzieren: Denn natürlich sind auch Stevies Halbgötter auf dem Skateboard einfach nur Menschen mit Fehlern und Stärken.

Mid90s USA 2018, 85 Min., R: Jonah Hill, D: Sunny Suljic, Katherine Waterston, Lucas Hedges, Start: 7.3.

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