Dokumentarfilm

„Land des Honigs“ im Kino

Im Einklang mit den Bienen, Foto: Neue Visionen Filmverleih

Ein weitgehend verfallenes Dorf in Nordmazedonien. Hier lebt Hatidze mit ihrer bettlägrigen Mutter. Und mit Wildbienen, die in Felsspalten leben und ihr ein bescheidenes Auskommen sichern. Gelegentlich fährt die Frau ins entfernte Skopje, um ihren Honig zu verkaufen. Den hat sie strikt nach dem Prinzip aufgeteilt: eine Hälfte für die Bienen, eine Hälfte für sie selbst – was bisher dafür gesorgt hat, dass die Insekten gesund und produktiv bleiben.

Als auf dem Nachbargrundstück eine nomadische Großfamilie einzieht, stellt das Hatidzes Leben auf den Kopf. Plötzlich wimmelt es von schreienden Kindern und blökendem Vieh. Anfangs nimmt Hatidze das Geschehen still beobachtend zur Kenntnis. Der älteste Sohn der Familie wächst ihr sogar richtig ans Herz. Doch als der Familienvater auf die Idee kommt, sein Geld ebenfalls mit der Imkerei zu verdienen, kommt es zum Konflikt. Schließlich ist seine Art des Wirtschaftens nicht im Einklang mit Hatidzes Herangehensweise und den natürlichen Kreisläufen.

Dieser bemerkenswerte, über einen Zeitraum von drei Jahren entstandene Dokumentarfilm im naturalistischen Cinéma-Vérité-Duktus nahm seinen Anfang als Auftragsarbeit für ein Umweltprojekt. Dramaturgisch erinnert das Resultat trotzdem eher an einen Spielfilm, der seinem ganz eigenen Rhythmus folgt. Über Hintergründe und Rahmenbedingungen der Honigproduktion erfährt der Zuschauer wenig. Die Kamera folgt der zurückhaltenden Frau ebenso zurückgenommen durch ihren Alltag, fängt atmosphärische Bilder ein und erzählt auf eindrückliche Weise von menschlicher Gier und den Mechanismen kapitalistischen Wirtschaftens.

Land des Honigs NMZ 2019, R: Ljubomir Stefanov & Tamara Kotevska, 85 Min., Kinostart: 21.11.

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