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Kommentar

Neuer US-Botschafter Douglas Macgregor umstritten: Passt er nach Berlin?

Der neue US-Botschafter Douglas Macgregor macht schon vor seiner Ankunft in Berlin Schlagzeilen – mit rassistischen und NS-verharmlosenden Aussagen. Kann so ein Mensch Berliner werden?

Die US-Flagge über der Berliner Botschaft: wird ein US-Botschafter Douglas Macgregor das kaputte Verhältnis zum Bündnispartner noch weiter belasten?
Die US-Flagge über der Berliner Botschaft: wird Douglas Macgregor das kaputte Verhältnis zum Bündnispartner noch weiter belasten? Foto: imago images / Christian Spicker

Womit haben wir das verdient? Nachdem Richard Grenell, der vorherige US-Botschafter in Deutschland, zu Donald Trumps Geheimdienstchef aufgestiegen ist, war der Posten in Berlin vakant. Am 27. Juli wurde dann bekannt: Trump hat endlich einen Nachfolger ausgesucht. Douglas Macgregor, Oberst a. D., privater Militärberater, Dauergast in konservativen US-Medien und loyaler Trumpist. So weit, so erwartbar. Noch dazu spricht er fließend Deutsch – vielleicht könnte er ja das von Grenell, nun ja, eher strapazierte Verhältnis zwischen US-Botschafter und Berliner Politikbetrieb reparieren?

Neuer US-Botschafter Douglas Macgregor: Problematisches Bild von Deutschland

Wohl eher nicht. Denn nun tauchten Radiomitschnitte aus den Jahren 2014 bis 2019 auf, die einen eher problematischen Blick des ehemaligen Oberst auf seine neue Wahlheimat offenbaren. In einem Radiointerview 2015 behauptete er zum Beispiel, dass die EU muslimischen Geflüchteten „luxuriöse und sehr teure Sozialhilfe-Pakete“ zugute kommen ließe. 2016 legte er nach, dass muslimische Migrant*innen mit dem Ziel nach Europa kämen, den Kontinent in einen „islamischen Staat“ zu verwandeln.

Foto: BMG-2048

Beides könnte glatt aus der rassistischen Mottenkiste der „Asylkritiker“ dieser Welt kommen – und ist natürlich auch schon vielfach widerlegt. Doch damit nicht genug, denn 2018 verharmloste er das Naziregime, indem er über die deutsche Vergangenheitsbewältigung herzog: Es sei eine „kranke Mentalität“, behauptete er in einem weiteren Radiointerview, dass „Generation nach Generation für die Sünden von 13 Jahren in der deutschen Geschichte büßen“ müsse und die anderen „1.500 Jahre Deutschlands“ ignoriert würden. Welche anderen 1.500 Jahre?, möchten da Geschichtskundige fragen, denn Deutschland in auch einer halbwegs dem heutigen ähnelnden Form gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert.

Und von dort ist es auch nicht weit bis zu Alexander Gaulands berühmt-berüchtigtem „Vogelschiss“, mit dem der AfD-Mann einst die Zeit des Dritten Reiches „in über 1.000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“ (ja, Gauland kam auf 500 deutsche Jahre weniger als Macregor) verglich.

Douglas Macgregor: Nicht der richtige Botschafter für Deutschland?

Das sind leider, oder auch natürlich, bei weitem noch nicht alle Entgleisungen von Macgregor. Er erzählte Unsinn über die deutschen Streitkräfte, verteidigte die des Genozids beschuldigten serbischen Streitkräfte im Kosovokrieg, und sprach weite Teile der Ukraine großzügig Russland zu. Dass er immer gerne als vermeintlicher Experte im russischen Propagandasender RT zu Gast ist, hat damit bestimmt rein gar nichts zu tun.

Wir meinen: Wer zentrale Errungenschaften des demokratischen Deutschlands öffentlich so mit den Füßen tritt und die Nazidiktatur verharmlost, hat im bunten, weltoffenen Berlin von heute nichts zu suchen. „Ich bin ein Berliner“, sagen zu dürfen, das ist nämlich ein Privileg. Und Rassisten, die noch dazu in einer schwurbeligen Fantasiewelt leben, bekommen das nicht.

  • Die relevanten Radiomitschnitte mit Macgregors höchstproblematischen Aussagen hat der US-amerikanische Fernsehsender CNN zusammengetragen.

Berlin wirklich verstehen:

Wer Berlin verstehen möchte, der sollte sich diese Fotos von Kindheiten in Berlin anschauen: Wie es war, in der geteilten Stadt aufzuwachsen. Schwurbler hat Berlin schon selbst genug: „Tag der Freiheit“ – Bitte nicht schon wieder eine Verschwörungsdemo. In der echten Welt herrscht nach Katrin Lompschers Rücktritt Chaos: Der vakante Arschkartenjob im Berliner Senat.

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