Wirtshaus

Neues Team im Kreuzberger Markthallen Restaurant

Ein junger Koch und sein herzliches Team zeigen im Markthallen Restaurant, dass eine zeitgenössische, regional-saisonale Berliner Cuisine auch als Wirtshausküche funktioniert

Markthallen Restaurant: Wohl dem, der noch eine Wirtsstube aus dem 19. Jahrhundert hat, Foto: Markthalle Neun

Selten, dass sich in einem Berliner Lokal ein Großteil der originalen Einrichtung aus dem Ende des 19. Jahrhunderts erhalten hat, mit echter Gasthaus-Atmosphäre, wie im Markthallen Restaurant, verbunden mit der Markthalle Neun in Kreuzberg. Die dunkelbraun gebeizte, rhythmisch kassettierte Vertäfelung stammt aus dem Jahr 1891, ebenso der große Thekenschrank. Der Raum ist hoch und weit und wirkt doch warm und behaglich – geradlinig, ohne Kleinklein. Man fühlt sich wohl in einer Atmosphäre, die zum Feierabendbier genauso passt wie zum mehrgängigen Abendessen. Die im besten Sinne informell sein kann und genauso aufrichtig kiezgemütlich.

Seit rund einem Jahr wird das einstige Weltrestaurant nun von der Markthalle Neun selbst betrieben. Es lehnt sich jetzt mehr und mehr an die Möglichkeiten und die Vision der Markthalle an: mit saisonal wechselnden Kräutern, Salaten und Gemüsen, teilweise frei kombiniert, teilweise in traditioneller Rezeptur: geräucherte Kartoffel-Lauchsuppe, Wiener Schnitzel, Bratwurst mit Sauerkraut. Ohnehin gibt es ein hauseigenes Bier, das süffige „Helle“ von der Mikrobrauerei Heidenpeters, hergestellt im Keller der Markthalle. Auch die Weine kommen von einem Händler aus der Halle. Zeitgenössisches und Forderndes  ist darunter, so die Naturweine von Sepp und Maria Muster  aus der Steiermark. Genauso aber fair ausgepreiste, trinkfreudige Essensbegleiter. Das Lokal wirkt gepflegt, die Küche kocht genau, der Service ist herzlich und natürlich.

Gelegentlich, nein immer öfter zeigt das Markthallen Restaurant aber auch, was künftig noch zu erwarten ist: wenn etwa eine Ochsenzunge an grünen Bohnen von der kulinarischen und ethischen Selbstverständlichkeit kündet, alles vom Tier zu verarbeiten.  Oder die gebackene Bete mit Schwarzkohl und Meerrettich den lokalen und saisonalen Ansatz der neuen Berliner Küche in einen vollmundigen Wirtshausteller packt. Apropos: Der neue, junge Küchenchef Bastian Laschet hat Handwerk und Haltung etwa im Nobelhart & Schmutzig gelernt.  Und macht sich nun daran, aus einem Produktküchen-Fine-Dining ein Produktküchen-Wirtshaus zu machen.

Markthallen Restaurantin der Markthalle Neun Pücklerstr. 34, Kreuzberg, Tel. 61 75 502, Di–Sa ab 18 Uhr, www.markthallen-restaurant.de

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