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Dokumentarfilm

„Of Fathers and Sons – Die Kinder des Kalifats“ im Kino

Am Anfang steht die Angst des Filmemachers: Talal Derki, geboren in Damaskus und seit 2014 Wahlberliner, will eine Dokumentation über jene Saat drehen, die seine Heimat zerstörte.

Foto: Basis Berlin Filmproduktion

„Schreib die Albträume auf, um ihnen zu entkommen“, riet einst sein Vater. Also zeichnet die Kamera auf, wie Derki nach Idlib reist, in den Norden Syriens. Zeigt die brutal zerbombte Landschaft aus Häuserskeletten, Schutt und rostenden Panzern, ein tödlich vermintes Gebiet. Hier hat die al-Nusra das Sagen. Dieser Al-Qaida-Ableger wurde von Abu Osama mitbegründet, ausgerechnet diesen glühenden Dschihadisten wird Talal Derki nun mit seinem Kameramann zweieinhalb Jahre begleiten. Er hat sich als Kriegsreporter ausgegeben, als Sympathisant des Salafismus. Und Abu Osama will ihm glauben. Er öffnet sein Heim, präsentiert ihm stolz seine ältesten Söhne: Osama (13, Foto) und Aymann (12), benannt nach den bekanntesten Al-Qaida-Terroristen.

Noch spielen die Kinder Fußball auf den kargen Flächen und lernen zu wenig in den Schulen. Sie langweilen sich und lauschen den Geschichten des Vaters, der ihnen den Islam einbläut und ansonsten Minen entschärft und Bomben baut. Einmal fängt der Kleinste einen Spatz. Er überlegt, ob er ihn behalten soll, dann schneidet er ihm den Kopf ab – so wie es der Vater mit seinen Feinden tut. Später liegt der gerupfte Kadaver achtlos auf dem abgetretenen Teppich – ein hartes Bild. Davon gibt es viele in dem inzwischen mehrfach preisgekrönten Dokumentarfilm: Tränen in den Augen Gefangener, das Zusehen wie Osama auf einen Motorradfahrer schießt, die Angst der Kinder, wenn der Ausbilder ihnen beim militärischen Drill mit scharfer Munition zwischen die Beine schießt.

Eine brutale Kindheit, der möglicherweise nur Aymann entkommt, der sich als untauglich fürs Militär erweist. Nebenbei zeigt Talal Derki auch einen Vater, der sich sorgt und liebt – unter den Prämissen seines religiösen Wahns. Schonungslose Einsichten und am Ende ein Regisseur, der seine Heimat endgültig an einen Albtraum verloren hat.

Of Fathers and Sons – Die Kinder des Kalifats D/LIB/QAT/SYR 2017, 99 Min., R: Talal Derki, Start: 21.3.; Preview: 15.3., 19.30 Uhr, Hackesche Höfe, Gast: Regisseur Talal Derki

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