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Müll und die Stadt

Ordnung muss sein: Berlin soll per App sauberer werden

Eine neu entwickelte App will helfen, dass Berlin wieder sauber wird

imago images / Jürgen Ritter

Ob unter Geschwistern, in der Schulklasse oder unter Freunden: Petzen, also das Melden von kleineren oder größeren Missetaten an die nächsthöhere Instanz, gilt gemeinhin als No-Go. Und wer diese hehre Haltung einmal verinnerlicht hat, scheut sogar auch dann vor dem Petzen zurück, wenn man mit bestimmten, so nicht vorgesehenen Umständen eigentlich ganz und gar nicht einverstanden ist: Der zugeparkte Fahrradstreifen etwa, der das Fortkommen per Rad zu einer lebensgefährlichen Slalomtour macht. Oder die angeschlossenen, schrottreifen Fahrräder, das seit Jahren dringend benötigte Stellplätze blockieren. Oder der stetig anwachsende Sperrmüllhaufen an der naheliegenden Straßenecke, bei dessen Anblick man am Verstand mancher Leute zweifelt.

Müllecken an das Ordnungsamt melden

Nils Steinert und Philipp Schiedel, zwei Berliner, finden, dass „petzen“ völlig zu Unrecht so einen schlechten Ruf hat. Jedenfalls dann, wenn Umweltfrevler auf Kosten der Allgemeinheit einfach so ihren Wohlstandsmüll in der Stadtlandschaft abladen. Per Ordnungsamt-App hatten Steinert und Schiedel den Unrat gemeldet, damit dieser zügig beseitigt wird. Und sich dabei gewundert, wie umständlich die amtliche App ist. Dort muss man nicht nur den Bezirk, die Adresse und die Hausnummer vom Ort des Corpus delicti einzeln aufrufen. Man muss sich auch durch einen Wust möglicher Meldungsgründe – vom „Abfall aus Gewerbebetrieben“ über „Gesundheitsschutz/ Hygiene (z.B. Ratten) bis hin zu „Lärm – Veranstaltungen“ – klicken. Was, so vermuten Nils Steinert und Philipp Schiedel, den einen oder die andere womöglich davon abhält, Müllecken an das Ordnungsamt zu melden.

Foto: besenapp.com

Ihre neu entwickelte Besen-App verstehen die Entwickler als Vorschlag, sie soll Müll-Meldungen vereinfachen: Indem der Fokus alleine auf Vermüllung und nicht auf anderen Ordnungswidrigkeiten liegt.

Bislang ist die Besen-App noch im Projektstatus. Ob sie Erfolg haben wird, hängt auch davon ab, ob Berlins Ordnungsämter mit Schiedel und Steinert kooperieren wollen. Die Autorin dieser Zeilen hat diesbezüglich durchaus gemischte Erfahrungen gemacht: Nachdem sie das Ordnungsamt Charlottenburg-Wilmersdorf über deren bisherige Kanäle mehrfach auf Autos aufmerksam machte, die Radstreifen blockierten, schrieb das Amt Ende letzten Jahres entnervt zurück: „Vorsorglich wird aber darauf hingewiesen, dass die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten eine hoheitliche Aufgabe darstellt und es somit im Ermessen der jeweiligen Behörden liegt, entsprechende Anzeigen von Privatpersonen weiter zu verfolgen! Wir bitten Sie daher von weiteren Meldungen zu Falschparkern in der Westfälischen Straße weitestgehend Abstand zu nehmen.“

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