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Tiere in der Manege

Zoff um die Pferdeshows: Apassionata vs. Cavalluna

Pferde-Fans reiben sich in Berlin die Augen. Statt der einen großen Pferdeshow, die jährlich in Berlin Station machte, konkurrieren mit Apassionata und Cavalluna nun zwei ähnliche Events miteinander. Und das zeitgleich

APASSIONATA – Der Magische Traum

Edle Rösser, fliegende Hufe, wehende Mähnen: Es soll Zuschauer*innen geben, die noch nie eine Apassionata verpasst haben. Denen muss man auch nicht erklären, dass Apassionata eine Pferdeshow ist, die einmal jährlich durch mehrere europäische Länder tourt. Eingefasst in wechselnde, von Musik und Multimedia unterlegte Rahmenhandlungen (in diesem Jahr hat der langjährige Kreativdirektor Holger Ehlers unter dem beseelten Titel „Der magische Traum“ eine abenteuerliche Reise in die Vergangenheit erdacht), zeigen dann meisterhafte Reiter*innen, Artist*innen und ihre großen und kleinen Pferde ihr Können. Etwa der französische Trickreiter Christophe Bournique und seine Equipe Batūtta. Oder das Duo Kerstin und Nina Hill mit ihrer Westernreit-Show. Und auch eine Freiheitsdressur – Pferde, die ohne Reiter auf kleinste Zeichen reagieren und etwa Formationen bilden – steht im Programm: die Kerstin Brein Horse-Show.

Wer die Pferde tanzen lässt

Also ab ins Internet und Tickets für Apassionata gebucht? Die Sache hat einen Pferdefuß. Denn wer „Apassionata“ in eine Suchmaschine eingibt, bei dem ploppen plötzlich zwei Pferdeshows auf: „Apassionata“ und „Cavalluna“. Beide Shows sind in Berlin jeweils am 26. und 27. Januar zu sehen. Unterschiedliche Namen für ein und dasselbe Event?
Nein. Denn während Apassionata in der Max-Schmeling-Halle in Prenzlauer Berg stattfindet, schwingen nur ein paar Kilometer entfernt zeitgleich andere große und kleine Pferde bei Cavalluna ihre Hufe in der Mercedes-Benz-Arena in Friedrichshain.

„Welt der Fantasie“ heißt bei Cavalluna die gefühlige und ebenfalls mit Musik und Projektionen aufgepeppte Rahmenhandlung, durch die die einzelnen Show-Elemente zusammengehalten werden und für die Klaus Hillebrecht verantwortlich ist. Und auch hier: jede Menge exzellenter Reiter*innen, Artist*innen und bestens geschulter Pferde. Etwa die spanischen Hohe-Schule-Equipe von Sebastián Fernandéz. Oder die Trickreiter der Hasta Luego Academy. Und auch eine Freiheitsdressur ist dabei: Bei Cavalluna lässt Bartolo Messina die Pferde tanzen.

Ursprünglich gegründet hatte „Apassionata“ Peter Massine, 1964 in Nordrhein-Westfalen geboren und seit langem in Berlin ansässig. Entertainment war bereits vorher sein Metier, er organisierte den ersten Deutschland-Auftritt von David Copperfield und leitete Mitte der 90er-Jahre das Schillertheater. 2002 erfand Massine mit seinem damaligen Geschäftspartner Robert Wagner die Pferdeshow, sie wurde eine der erfolgreichsten familientauglichen Shows Deutschlands.

2008 zog sich Wagner aus dem Unternehmen zurück. Seitdem streitet er mit Massine um den damaligen Verkaufspreis, es geht um 750.000 Euro. Bisher hat das Amtsgericht Berlin Tiergarten noch keine Entscheidung zu dem Fall getroffen.

2016 wollte Massine einen Pferdefreizeitpark in München errichten. Zur Finanzierung wurde ein chinesischer Investor gefunden, die Hongkun International Holding Limited. Ein Joint Venture sei geplant gewesen, sagt Massine, und hierzu die Apassionata World GmbH ins Leben gerufen worden, die von Johannes Mock O’Hara, dem Ex-Chef der Stage Entertainment, geleitet wird und fortan die Apassionata-Shows betreiben sollte. Im Rahmen der Vorfinanzierung wurde der Investor Mehrheitseigentümer der Betreibergesellschaft. Diese sei aber zu keinem Zeitpunkt Inhaberin der Marke „Apassionata“ gewesen. Aus dem Joint Venture wurde nichts, die Apassionata World GmbH machte ohne Massine weiter. Peter Massine: „Der ,Apassionata World GmbH’ wurde es mittlerweile durch eine rechtskräftige Verfügung untersagt, eine Pferde-Show unter dem Namen Apassionata zu betreiben.“

Ross und Reiter nennen

Im letzten Jahr war Mock O’Hara von der Apassionata World GmbH noch mit „Apassionata – Gefährten des Lichts“ auf Erfolgskurs. 2019 will er mit der Pferdeshow „Cavalluna“ bei 34 Auftritten quer durch Europa die Hallen füllen, eine Expansion nach China steht zudem auf dem Plan. Nur „Apassionata“ darf sich diese Veranstaltung nicht mehr nennen. Es sei, sagt Johannes Mock O’Hara, „einer der größten Markenrechtsstreits der deutschen Geschichte“, rund 70 Verfahren beschäftigten Anwälte weltweit. Die Gegenseite sei „quasi mit dem Tafelsilber durchgebrannt“, so Mock O’Hara über den Wechsel des Gründers.

Denn Peter Massine führt seit 2017 ebenfalls eine Pferdeshow-Tournee durch: Mit seiner Apassionata GmbH und unter dem früheren Namen „Apassionata“. Als finanzstarken Partner konnte er 2018 das US-amerikanische Medienunternehmen Live Nation Entertainment für sich gewinnen. Doch welche Show ist nun das Original?

„Wir sind das Original“, sagt Johannes Mock O’Hara, der Geschäftsführer der Apassionata World GmbH, bei der man darauf verweist, dass die teils seit 15 Jahren mitwirkenden Kern-Teams der Show weitgehend nach wie vor für dasselbe Unternehmen und nicht für den ehemaligen Chef und Gründer tätig seien.

CAVALLUNA – Welt der Fantasie

„Wir sind die Apassionata“, sagt wiederum Peter Massine, der Erfinder der Pferdeshow, von der Apassionata GmbH: „2002 habe ich hier in Berlin die erste Show aus der Taufe gehoben. Damals im Tempodrom. Und sie hat sich über die Jahre hinweg zu einer der erfolgreichsten Familienshows Europas entwickelt.“

Und so touren nun zwei große Pferde-Spektakel durch Europas Städte, mittlerweile im zweiten Jahr, in diesem Jahr allerdings mit zwei unterschiedlichen Namen. Beide Veranstalter schwärmen von der Zusammenarbeit zwischen den Reiter-Pferde-Crews – und den leisen, magischen Momenten, wenn sich Mensch und Pferd in der Arena begegnen.

Und auch das Berliner Publikum zeigt bei Diskussionen in den sozialen Netzwerken noch keine Präferenzen, wenn es um den Inhalt der beiden Shows geht. Die Karten für die eine oder andere Show habe man „halt zu Weihnachten bekommen“, es sei doch „eh’ beides das Gleiche“, heißt es in diversen Postings.

Die Cavalluna-Veranstalter jedenfalls rechnen in Berlin bei ihren vier Shows an zwei Tagen mit rund 29.000 Besuchern. Und auch Peter Massine ist zufrieden mit den Ticket-Verkäufen, sagt er. Insgesamt drei Shows wird es am 26. und 27. Januar in der Max-Schmeling-Halle geben. Dass die Termine in Berlin ausgerechnet am selben Wochenende stattfinden, sei ein „unglücklicher Zufall“, sagt Massine.

Wer in dieser Auseinandersetzung nun einen vom Pferd erzählt, Peter Massine oder Johannes Mock O’Hara, bleibt für Außenstehende undurchsichtig. Welches die bessere Pferdeshow ist, werden dagegen die Zuschauer entscheiden. Am 26. und 27. Januar wäre ein direkter Vergleich möglich, wenn erst das eine, dann das andere Pferde-Event besucht würde. Ganz billig ist der Spaß aber nicht: Rund 40 Euro kosten bei Apassionata und auch bei Cavalluna die günstigsten Tickets.

Apassionata Max-Schmeling-Halle, Am Falkplatz 1, Prenzlauer Berg, Sa 26.1., 15+20 Uhr, So 27.1., 14 Uhr, Tickets ab 41,90 €, apassionata.show

Cavalluna Mercedes-Benz-Arena, Mercedes-Platz 1, Friedrichshain, Tickets ab 39,90 €, Sa 26.1., 15+20 Uhr, So 27.1., 14+18.30 Uhr, cavalluna.com

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