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Beziehungsdrama

Weibliche Selbstbestimmung: „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ im Kino

Im Jahr 1770 kommt die Malerin Marianne (Noémie Merlant) auf eine abgelegene Insel vor der bretonischen Küste. Dort soll sie ein Porträt der jungen Héloïse (Adèle Haenel) anfertigen, damit diese standesgemäß an einen ihr fremden Mann in Mailand verheiratet werden kann. Doch Héloïse rebelliert gegen ihre Mutter, sie will nicht heiraten und sich auch nicht malen lassen. Also wird Marianne als Gesellschafterin vorgestellt; das Porträt soll sie ohne Wissen von Héloïse heimlich anfertigen.

Werden immer vertrauter miteinander: Héloise (Adèle Haenel, l.) und Marianne ­(Noémie Merlant, r.). Foto: Alamode Film

Die beiden Frauen beobachten sich gegenseitig genau: Héloïse, gerade aus einer Klosterschule gekommen, schaut mit Neugier auf die nahezu emanzipiert wirkende Fremde, die ihrerseits einen beruflich geschulten Blick auf ihr zunächst unwissendes Modell wirft.

Die eindringlichen Blickwechsel generieren schließlich Begehren: Héloïse und Marianne verlieben sich ineinander. Souverän inszeniert Regisseurin Céline Sciamma in ihrem vierten Spielfilm eine männerfreie, und, wichtiger noch, auch eine herrschaftsfreie Utopie, als die Mutter für einige Wochen verreist: Es geht um weibliche Selbstbestimmung und eine klassenübergreifende Solidarität, die auch das unfreiwillig schwanger gewordene Dienstmädchen miteinschließt.

Mit seinen sorgfältig arrangierten Tableaus, den Bildern aus einem entschleunigten, nahezu zeitlosen Leben wirkt das „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ fast kontemplativ – ohne dabei das intensive Begehren und den Schmerz einer zwangsläufig wiederkehrenden Realität zu verleugnen.

Portrait de la jeune femme en feu, F 2019, 122 Min., R: Céline Sciamma, D: Noémie Merlant, Adèle Haenel, Luàna Bajrami, Valeria Golino, Start: 31.10.

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