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Graphic Novel

Queer und Boxchamp: „Knock Out!“ von Reinhard Kleist

Es waren nur wenige Sekunden, die das Leben des amerikanischen Boxweltmeisters Emile Griffith für immer veränderten – Sekunden eines Kampfes, die es eigentlich nicht hätte geben müssen, hätte der Ringrichter rechtzeitig abgebrochen. Sekunden, in denen Griffith derart auf seinen wehrlosen Gegner Benny Paret einschlug, dass dieser noch im Ring ins Koma fiel und zehn Tage später starb.

Reinhard Kleist/ Carlsen

In seiner Graphic Novel „Knock Out!“ zeichnet Reinhard Kleist einen alt gewordenen Griffith, der sich ein letztes Mal mit diesem traumatischen Kampf auseinandersetzt und um Vergebung ringt. Kleist nimmt den Leser mit auf diese Reise und schafft in seinen Zeichnungen gelungene Übergänge zwischen Rückblende und Gegenwart. Ob Emile Griffith seinen Gegner absichtlich schwer verletzt hat, wurde nie abschließend geklärt. Vor dem Kampf soll es eine Auseinandersetzung gegeben haben, in der Paret den bisexuellen Griffith als Schwuchtel bezeichnet haben soll.

Griffith beteuerte, dass er Paret nicht absichtlich verletzt habe. Kleist lässt die Frage nach der Schuld zwar offen, schafft jedoch eine eindeutige Sympathie für den Boxchampion. Dass Griffith als äußerst sensi­bler und etwas naiver Charakter dargestellt wird, der blind und unschuldig seinem Trainer folgt, verstärkt diese Sympathie.

Kritisch wird diese Darstellung dadurch, dass sie ihn auf eine Weise charakterisiert, die ihn als weichlich, leicht verletzlich und wenig durchsetzungsfähig zeigt. Ein Image, mit dem homosexuelle Hochleistungssportler noch immer zu kämpfen haben. Zwar glänzt Griffith im Ring, in schwierigen Situationen lässt Kleist ihn aber nach seiner „Mommie“ rufen. Gelungen ist hingegen die Darstellung der Schwierigkeiten, vor die ein schwuler schwarzer Sportler im Amerika der 1950er bis 1970er gestellt wurde.

Insgesamt hat Kleist mit „Knock Out!“ eine Graphic Novel veröffentlicht, deren Text an manchen Stellen zwar mehr Authentizität vertragen könnte, die aber mit einer spannenden Geschichte und starken Bildern überzeugt.

Knock Out! von Reinhard Kleist, Carlsen, 128 S., 18 €
Premiere: Boxfabrik Lurich, Köpenicker Str. 4, Kreuzberg, Fr 6.9., 21 Uhr

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