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„Ray & Liz“ im Kino

Foto: Rob Baker Ashton

In seinem erstaunlichen Debütfilm „Ray & Liz“ setzt der renommierte englische Fotograf Richard Billingham dort an, wo er 1996 mit seinem ebenso schockierenden wie faszinierenden Fotobuch „Ray’s a Laugh“ aufhörte. Hier wie dort porträ­tiert er mit schonungsloser Ehrlichkeit und kaum zu ertragendem, bitterem ­Humor seinen alkoholkranken Vater Ray und die überforderte Mutter Liz, die in einem heruntergekommenen Sozialprojekt im Black Country nahe Birmingham vor sich hin vegetieren.

In drei schlaglichtartigen Episoden erleben wir die Familie Billingham. Zunächst Ray, der als alter und inzwischen von seiner Frau getrennter Mann nur noch zwischen Schlaf und Alkoholrausch pendelt. Dann Lol, Rays geistig zurückgebliebener Bruder, der von dem psychopathischen Untermieter Will betrunken gemacht und erniedrigt wird. Und schließlich, sieben Jahre später, der zehnjährige Jason, der tagelang in der Gegend herumstromert, ohne dass die Eltern sich kümmern, und der dabei fast erfriert. Bis das Heim als Rettung winkt.

Auf grobkörnigem 16mm-Film und in klaustrophobisch wirkendem 4:3-Format gedreht, besitzt „Ray & Liz“ eine abstoßende Wucht, der man sich nicht entziehen kann. Mit verstörend liebevoller Vehemenz und gnadenloser Direktheit lichtet Billingham ab und entblößt seine eigene Familie. Kein schöner Film, aber eine seltsam wunderbare Zumutung. Mani Beckmann

Ray & Liz: GB 2018, 108 Min., R: Richard Billingham, D: Justin Salinger, Ella Smith, Start: 9.5.

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