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Schillernd und umstritten: ein Filmporträt über den Fußballer Diego Maradona

Asif Kapadia erzählt in der Manier, in der er schon Ayrton „Senna“ und „Amy“ Winehouse porträtiert hatte, von einem grellen, verrückten Leben des argentinischen Fußballstars

Foto: Meazza Sambucetti/ AP/ Shutterstock

Diego Maradona war ein Mann aus einfachen Verhältnisse, der zum größten Fußballer seiner Ära wurde. 1986 wurde er mit Argentinien Weltmeister, 1987 führte er den SSC Neapel zum italienischen Meistertitel. Sein berühmtestes Tor erzielte er mit der Hand, also mit unerlaubten Mitteln, die er flugs mit einer höheren Berechtigung versah: Es war dann halt die „Hand Gottes“. Nach 1990 kamen die Krisen: Drogen, Mafia, Sexskandale. Vor allem aber verziehen die Fans in Neapel nicht, dass Maradona bei der WM im eigenen Land die Squadra Azzura, die italienische Nationalelf, besiegen half – das öde Finale gegen Argentinien gewann dann bekanntlich Deutschland unter Franz Beckenbauer.

Asif Kapadia erzählt in der Manier, in der er schon Ayrton „Senna“ und „Amy“ Winehouse porträtiert hatte, von einem grellen, verrückten Leben, mit spannendem Bild- und ­Tonmaterial, und genau der richtigen Balance zwischen Sympathie und Distanz. Er konnte dabei auf über 500 Stunden Material zurückgreifen und ­beleuchtet dabei auch durchaus intime Details: die jahrzehntelange Verleugnung eines außerehelichen Sohnes zum Beispiel. Trauriger Höhepunkt ist wohl ein Tondokument, das aus einer Abhöraktion der italienischen Polizei stammt: Diego bestellt da Drogen „und zwei Mädchen“, und man hört keinerlei Glamour dabei heraus, sondern nur noch Sucht und Einsamkeit.

Kapadia hat sich inzwischen ein Renommee erarbeitet, das ihm erlaubt, es mit globalen Identifikationsfiguren auf der Höhe des audiovisuellen Materials aufzunehmen: Sein Blick auf Diego Maradona ist auch ein Blick auf eine Figur, wie es sie heute nicht mehr geben ­würde.Denn Instagram und andere soziale Medien sind zu Schutzwänden geworden, mit denen die Stars genau steuern (lassen), was nach außen dringen darf. Maradona war in dieser Hinsicht noch naiv und unberaten, nur so konnten überhaupt all die Dokumente entstehen, die Kapadia nun souverän arrangiert hat.

Diego Maradona GB 2018, 130 Min., R: Asif Kapadia, Start: 5.9.

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