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Sommerschule: So sollen Berlins Schüler in den Ferien Lernstoff nachholen

Bis Mitte Mai waren Berliner Schulen in der Corona-Pandemie geschlossen. Nun läuft der Unterricht langsam wieder an, kleinere Gruppen und weniger Stunden stehen auf dem Lehrplan. Zum neuen Schuljahr ab 10. August sollen alle Berliner Schüler*innern wieder in den regulären Unterricht zurückkehren. Doch müssen viele von ihnen bis dahin noch einige Lernrückstände aufholen. Mit der Sommerschule 2020 will Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) abgehängte Schüler*innen wieder auf Kurs bringen. Noch bis Freitag kann man sich anmelden.

Die teilnehmenden Schüler*innen erhalten nach Abschluss der Sommerschule 2020 ein Zertifikat für ihre Bemühungen.
Die teilnehmenden Schüler*innen erhalten nach Abschluss der Sommerschule 2020 ein Zertifikat für ihre Bemühungen. Foto: Imago/Hans Lucas

Es ist ein Projekt besonders für Schüler*innen mit sozial schwächeren Elternhäusern. In der „Sommerschule 2020“ sollen diese Kinder und Jugendliche in den Ferien Lernrückstände aufholen können, die durch die Corona-bedingten Schließzeiten entstanden sind. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie rechnete im Mai damit, dass sie damit kurzfristig bis zu 8.000 Jugendliche und bis zu 4.800 Kinder erreichen könne. Die Sommerschule richtet sich an die Jahrgangsstufen 1 und 2 sowie 7 bis 9.

„Idealerweise schlagen die Lehrkräfte die Kinder vor und kommen dann mit den Eltern darüber ins Gespräch“, sagt Ulrike Becker von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Eltern könnten aber auch selbst die Initiative ergreifen und ihre Kinder im Sekretariat der Schule noch bis Freitag, den 12. Juni, anmelden.

Eine weitere Zielgruppe sind dabei auch Kinder, die aufgrund der Pandemie in problematische Verhältnisse abgerutscht sind, weil Kinder beispielsweise auf kleinere Geschwister aufpassen mussten und deshalb nicht selbstständig lernen konnten.

Ab 10. August starten die Schulen wieder im Regelbetrieb

Die Berliner Schule waren bis zum 11. Mai vorerst geschlossen worden. Heute gehen alle Jahrgangsstufen wieder zu Schule – unregelmäßig, meist nur ein paar Tage die Woche und für wenige Stunden. Nach den Sommerferien starten die Schulen dann wieder ab 10. August voll durch: regulärer Unterricht und kein 1,5 Meter Abstand mehr, so ist es vom Senat gestern beschlossen worden.

Bis dahin den versäumten Lernstoff eigenständig nachzuholen, scheint für manche Schüler*innen schier unmöglich. Hier soll die „Sommerschule 2020“ greifen. Ab dem 29. Juni stehen dann für drei Stunden am Tag, entweder zwischen 9 Uhr und 12 Uhr oder von 13 bis 16 Uhr, Englisch, Mathe und Deutsch auf dem Stundenplan.

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15 Stunden die Woche für Honorar und Erfahrungen – die Sommerschule 2020

Die Technische Jugendfreizeit- und Bildungsgesellschaft (tjbg), die die Sommerschule im Auftrag der Senatsverwaltung umsetzt, habe für die nötigen Lehrenden Stellenanzeigen geschaltet, sagt Ulrike Becker im Telefongespräch mit tip Berlin. Dabei sei das Interesse groß. „Auch aus anderen Bundesländern melden sich potenzielle Lehrende bei uns“, sagt sie. Eine Frist für die Bewerbung gäbe es dabei zwar nicht, doch sollen Interessenten sich baldmöglichst melden. „Für die Sommerschule werden Förderkräfte bevorzugt, die schon eine Ausbildung zum Lehrer haben, aber es werden auch Lehramtsstudierende gesucht oder pädagogische Fachkräfte, die entsprechend qualifiziert sind“, so Becker. Vergeben würden die Stellen auf Honorarbasis bei 15 Stunden die Woche.

Wegen der Aufsichtspflicht sollen immer mindestens zwei Gruppen in einer Schule ‚unterrichtet‘ werden. Hierzu ein Beispiel: Wenn die Lehrkraft die Lerngruppe allein lassen müsste, weil ein Kind plötzlich Nasenbluten bekommen würde, könnte die zweite Lehrkraft die Aufsichtspflicht zeitweise übernehmen. So könnten sie in brenzlichen Lagen besser handeln, wie Becker aus eigener Erfahrung als Schulleiterin der Refik-Veseli-Schule Berlin weiß.

Ein Gesamtkonzept über die Sommerferien hinaus

Den Kindern der Jahrgangsstufen 1 und 2 soll es, wenn geht, ermöglicht werden, die Sommerschule in der eigenen Schule zu besuchen. Bei den Jahrgängen 7 bis 9 würden in den Bezirken Schulstandorte ausgewählt, die hinsichtlich der Baumaßnahmen und im Rahmen der Grundreinigung die Durchführung der Sommerschule ermöglichten.

Bevor die Sommerschule ab dem 29. Juni beginnt, sollen Gespräche zwischen den Lehrkräften, den Pädagogen der Sommerschule sowie den Eltern und Kindern geführt werden, die festhalten, was die Schüler*innen lernen würden. Denn: „Bei der Sommerschule handelt es sich mehr um ein individuelles Lernangebot, das auf die Schüler*innen zugeschnitten wird, als um traditionellen Unterricht“, stellt Becker klar. Die Größe der Lerngruppen würde deshalb auf maximal acht Schülerinnen und Schüler begrenzt.

 Für die Schüler*innen der Sommerschule 2020 sollen die Materialien von der Senatsverwaltung bereitgestellt werden.
Für die Schüler*innen der Sommerschule 2020 sollen die Materialien von der Senatsverwaltung bereitgestellt werden. Foto: Imago/Hans Lucas

Das Gesamtkonzept von Senatsverwaltung und Technische Jugendfreizeit- und Bildungsgesellschaft reicht dabei über die Sommerferien hinaus. Denn es soll in den Herbstferien weitergeführt werden. Die Idee ist dabei , dass sich Schüler*innen für beide Zeiträume anmelden sollten. Wobei es dabei Ausnahmen geben kann: Wenn Schüler*innen beispielsweise bereits wüssten, dass sie in den Herbstferien im Urlaub seien, nehmen diejenigen eben nur in den Sommerferien an der Sommerschule teil, wie Ulrike Becker von der Senatsverwaltung die Sachlage erklärt.

Bildung statt Urlaub

Für jemanden, der nicht an den insgesamt vier Wochen teilnimmt, zwei in den Sommer- und zwei in den Herbstferien, könnten dementsprechend auch Förderziele vereinbart werden. Demnach könne man laut Becker nicht davon sprechen, dass diesen Schüler*innen der Stoff fehlen würde. Dann werde eben weniger an Lerninhalten ausgemacht. Becker betont: „Die Anmeldung liegt in der Verantwortung der Eltern.“ Bis zum Freitag, 12. Juni, läuft die Anmeldefrist für Schüler*innen.

Und womöglich ist der Nachholeunterricht in den Herbstferien dieses Jahr einfach wichtiger als ein Urlaubstripp.

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Viele Grundschüler*innen haben drei oder vier Stunden am Tag Unterricht, und das an nicht allen Tagen der Woche. In seinem Kommentar kritisiert Jacek Slaski: Die Schulen dümpeln herum und auch bei den Kitas ist die Situation vom Normalzustand noch weit entfernt. Wer seine Kinder zur Sommerschule schickt und dennoch in der Hitze nicht auf den langersehnten Urlaub verzichten will: Seit wenigen Wochen haben die Berliner Bäder sukzessive immer mehr Freibäder geöffnet – allerdings unter strengen Auflagen und mit geändertem Einlass. Spontaner Sommerurlaub doch noch drin? Wir zeigen euch die schönes Hotel am Wasser in Brandenburg.

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