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Berlin verstehen

12 Orte in Berlin, die eine einzigartige Atmosphäre bieten

Besondere Orte in Berlin? Damit sind weder Schlösser, Museen noch Kirchen gemeint. Eher soziale Situationen und kulturgeschichtliche Plätze, die einem nicht sofort in den Sinn kommen. Klar, Brandenburger Tor und Alexanderplatz hat jeder auf der Liste fürs Berlin-Erlebnis.

Hinzukommen aber auch jene besonderen Orte, an denen das Herz der Stadt etwas schneller schlägt und wo man Berlin erleben und verstehen kann, wie nirgendwo sonst – auch, wenn manch Einheimische erst einmal die Augen verdrehen. Hier sind 12 Orte, die jeder Berlin-Besucher genauso kennen sollte wie Alteingesessene, die vielleicht vergessen haben, in was für einer tollen Stadt sie leben.


Mauerpark

Riesiger Flohmarkt, Open-Air-Party und Live-Karaoke. Im Mauerpark zwischen Wedding und Prenzlauer Berg ist immer etwas los.
Riesiger Flohmarkt, Open-Air-Party und Live-Karaoke. Im Mauerpark zwischen Wedding und Prenzlauer Berg ist immer etwas los. Foto: Imago/Zöllner

Eine typische Berliner Sehenswürdigkeit sei das, keine Mauer und kein Park, heiße aber trotzdem Mauerpark. Das hat mal Wladimir Kaminer über den Park gesagt und in gewisser Weise stimmt dieses Paradox. Der langgezogene Rasenstreifen zwischen Wedding und Prenzlauer Berg gehörte lange nicht zu den schönsten Berliner Parks. Seitdem die Umbaumaßnahmen beendet sind, ist der Park deutlich aufgewertet, mit netten Sitzbereichen, Schaukeln, frischem Gras. Die Mauer, die hier einst Ost und West trennte, sucht man mittlerweile natürlich vergeblich. Der Mauerpark ist heute urban, dicht und nicht immer idyllisch.

Dennoch ist er eine Besonderheit. Jeden Sonntag zieht der riesige Flohmarkt ungezählte Besucher an. Klamotten, Platten, Möbel, Bücher und Kuriositäten stapeln sich an den Verkaufsständen. Mehrere Food-Trucks sorgen für exquisite Verpflegung. Nebenan, in einer Art Amphitheater, kann man sich beim Karaoke vergnügen und Straßenkünstler, Jongleure und Musiker verwandeln das Areal in eine Bühne. Dazwischen lässt sich herrlich abhängen, Bier oder Limo trinken und die Stimmung der Stadt einfangen. Selbst während einer Pandemie ist hier nie gänzliche Ruhe. Irgendwer sitzt immer irgendwo und macht sein Ding. Klar, viele Expats, aber auch viele andere.

  • Zwischen Gleimstraße und Eberswalder Straße, Prenzlauer Berg

Tempelhofer Feld

Der alte Flughafen Tempelhof bietet Platz für Spaziergänge, Sport und ist ein einzigartiger Ort inmitten der Stadt.
Der alte Flughafen Tempelhof bietet Platz für Spaziergänge, Sport und ist ein einzigartiger Ort inmitten der Stadt. Foto: Imago/Zeitz

Der Flughafen Tempelhof mit seinen gewaltigen Bauten, Hangars und dem Rollfeld wurde 2008 geschlossen. Und statt auf der Brache zumindest am Rand Wohnungen zu errichten, entschieden die Berliner in einem Volksentscheid, alles so zu lassen, wie es ist.

Seit dem ist das Tempelhofer Feld ein Refugium für Wildvögel, Kite-Surfer, Skater, Rennradfahrer, hippe Kleingärtner und Drachensteigenlasser. Die Sonnenuntergänge sind spektakulär und die einzigartige Weite inmitten der Stadt eine Erfahrung, die ihresgleichen sucht. 12 Typen auf dem Tempelhofer Feld, die uns nerven – und die wir lieben.

  • Zugänge über den Tempelhofer Damm und Columbiadamm, Tempelhof sowie die Oderstraße, Neukölln

RAW-Gelände

Besondere Orte in Berlin: Hier sind die Nächte lang: Party und Konzerte auf dem RAW-Gelände in Friedrichshain.
Hier sind die Nächte lang: Party und Konzerte auf dem RAW-Gelände in Friedrichshain. Foto: Imago/Pop Eye/Ben Kriemann

Früher wurden hier Züge repariert. Das Reichsbahnausbesserungswerk, kurz RAW, im Einzugsgebiet der Warschauer Straße in Friedrichshain hat den industriellen Charme behalten. Angestaubte Betonhallen, alte Ziegelgebäude, Schienen und Stein dominieren die Situation. Gehämmert und geschweißt wird aber schon lange nicht mehr.

Heute ist das RAW-Gelände eine massive Vergnügungsmeile mit diversen Clubs, Bars, Konzertorten, Biergärten und einer SPA-Anlage. Darunter das Cassiopeia, Suicide Circus, Astra Kulturhaus, Urban Spree, Badehaus und der Haubentaucher. Mehr Partystimmung geht nicht. Wem das trotzdem nicht reicht, der kann in der benachbarten Simon-Dach-Straße von Bar zu Bar tingeln oder geht über die Brücke rüber nach Kreuzberg und feiert am Schlesischen Tor weiter. Das RAW-Gelände: Geschichte, Wissenswertes und Besucherinfos.

  • Revaler Straße 99, Friedrichshain

Oranienstraße

Besondere Orte in Berlin: Das linke Herz Kreuzbergs schlägt in der Oranienstraße. Die Meile ist aber auch eine der wichtigsten Geschäftsstraßen des Bezirks.
Das linke Herz Kreuzbergs schlägt in der Oranienstraße. Die Meile ist aber auch eine der wichtigsten Geschäftsstraßen des Bezirks. Foto: Imago/Bernd Friedel

Die Kreuzberger Oranienstraße hat eine lange Geschichte und spiegelt viele Entwicklungen der Stadt entlang ihrer etwa zwei Kilometer. Hier begann der Kreuzberger Häuserkampf in den 1970er-Jahren, hier rollte die Punk-Welle an und hier entstanden die ersten Bio-Läden, bevor gesunde Ernährung in den Mainstream vorgedrungen ist. Auch die Berliner Türken prägten die Gegend, die heute unter der Gentrifizierung ächzt.

Dutzende Restaurants, Bars und Cafés aus allen Ecken der Welt stehen hier dicht beieinander. Der legendäre Club SO36 ist eine feste Größe, dazu kommen Platten-, Klamotten- und Buchläden sowie die Kunstgalerie NGBK und das Museum der Dinge. Nicht zu verwechseln mit der Oranienburger Straße in Mitte!

  • Oranienstraße, Kreuzberg

Berliner Mauerweg

Der Berliner Mauerweg führt einmal um das ehemalige Gebiet von West-Berlin.
Der Berliner Mauerweg führt einmal um das ehemalige Gebiet von West-Berlin. Imago/Uwe Koch/Eibner-Pressefoto/EPUKH

Dort, wo einst die Berliner Mauer verlief, erstreckt sich ein 160 Kilometer langer Wander- und Fahrradweg, der Berliner Mauerweg. Mal führt er durch das Zentrum der Stadt, mal zu unwirtlichen Einöden und mal in die schönste Natur. Es geht rund um das alte West-Berlin, immer auf dem Grat zwischen Ost und West, immer auf den Spuren der Geschichte. Wachtürme, Mauertote und der Kalte Krieg sind hier stets spürbar. So erinnert der Mauerweg eindrücklich an die Teilung Berlins.

Im Jahr 2019 wanderten Redakteur*innen und Autor*innen des tip Berlin den Mauerweg entlang und haben ihre Erlebnisse in einem Buch mit 25 Mauerweg-Spaziergängen versammelt: Grenzgänge – 25 Wanderungen auf dem Berliner Mauerweg.

  • Einmal rund um das einstige West-Berlin. Infos und genaue Strecke siehe hier.

Teufelsberg

Graffiti an einem Radarturm auf dem Gelände der Spionagestation auf dem 120 Meter hohen Teufelsberg im Grunewald.
Graffiti an einem Radarturm auf dem Gelände der Spionagestation auf dem 120 Meter hohen Teufelsberg im Grunewald. Foto: Imago/Volker Hohlfeld

Bis zum Mauerfall war der Teufelsberg militärisches Sperrgebiet. Auf dem idyllisch im Grunewald gelegenen Trümmerberg haben die US-Alliierten eine hochmoderne Radarstation errichtet und hörten von dort den Ostblock ab. Nach dem Abzug der Amerikaner verfiel die markante Anlage mit ihren weißen Kuppeltürmen.

Sprüher nutzen sie als riesige Leinwand, Künstler verwirklichten Projekte und abenteuerlustige Kids feierten Partys. Seit längerer Zeit wird das Areal von einem Verein verwaltet. Gegen eine Eintrittsgebühr bekommt man Zutritt, kann das einer wilden Street-Art-Galerie gleichende Gelände erkunden, an Führungen teilnehmen oder sich in dem kleinen Biergarten entspannen. Mehr zur Abhörstation auf dem Teufelsberg lest ihr hier.

  • Teufelsseechaussee 10, Grunewald

Checkpoint Charlie

Besondere Orte in Berlin: Der ehemalige Grenzübergang Checkpoint Charlie ist heute eine Touristenattraktion und ein geschichtsträchtiger Ort, den man kennen sollte.
Der ehemalige Grenzübergang Checkpoint Charlie in Mitte ist heute eine Touristenattraktion und ein geschichtsträchtiger Ort, den man kennen sollte. Foto: Imago/Jan Scheunert

Der Checkpoint Charlie ist sicherlich kein Geheimtipp, dennoch ein Ort, den man mal besuchen sollte. Der ehemalige Grenzübergang zwischen Kreuzberg und Mitte wurde in Mauerzeiten von den Allierten benutzt. Hier standen sich in den Tagen des Mauerbaus die Panzer der Sowjets und der US Army gegenüber und hier befindet sich das Mauermuseum, in dem zahlreiche Fluchtversuche von Ost nach West, gelungene wie misslungene, dokumentiert werden. Das Wachhaus ist allerdings ein auch nur halbwegs identischer Nachbau, gleich zwei Originale sind im Alliiertenmuseum in Zehlendorf ausgestellt.

  • Friedrichstraße 43-45, Mitte

Nikolaiviertel

Das historische Nikolaiviertel in Mitte.
Das historische Nikolaiviertel in Mitte. Foto: Imago/Schöning

Das Nikolaiviertel ist das älteste Siedlungsgebiet in Berlin. Von dem kleinen Fleckchen Erde an der Spree nahm die bald 800-jährige Geschichte der Stadt ihren Lauf. Das Problem ist, dass die historischen Gebäude im Zweiten Weltkrieg nahezu komplett zerstört wurden.

Erst in den 1980er-Jahren hat die Ost-Berliner Verwaltung, im Vorfeld der 750-Jahr-Feier, den alten Stadtkern neu aufbauen lassen. Die Nikolaikirche wurde rekonstruiert, rundherum ordnete man die Bürgerhäuser nach einem mittelalterlichem Plan an. Teilweise baute man die historisierenden Gebäude mithilfe industrieller Plattenbauweise, was dem Nikolaiviertel einen seltsam sozialistisch-mittelalterlichen Glanz verleiht. Ein spezieller Ort, an dem diverse geschichtlichen Stränge zusammenlaufen, ist das kleine Viertel mit den vielen Restaurants und Cafés trotzdem. Mehr Infos zum Nikolaiviertel findet ihr hier.

  • Zwischen Schlossplatz, Spandauer Straße, Spreeufer und Grunerstraße, Mitte

Kantstraße

Besondere Orte in Berlin: Die Paris Bar in der Kantstraße in Charlottenburg.
Die Paris Bar in der Kantstraße in Charlottenburg. Foto: Imago/F. Berger

In West-Berliner Zeiten gehörte die Kantstraße zu den wichtigen Ausgehgegenden der Stadt. Hier residiert immer noch die mondäne Paris Bar, in der sich Kunst und Prominenz trifft. Hier gingen Studenten ins Schwarze Café, wo man bis heute rund um die Uhr bewirtet wird. Weitere Kneipen, Kinos und Theater kommen hinzu.

Der Geist des alten Westens weht über die vierspurige Promenade, doch jetzt ist sie vor allem für die vielfältige Esskultur Asiens bekannt. Zwischen Gedächtniskirche und Wilmersdorfer Straße kann man thailändisch, vietnamesich, chinesisch, japanisch und taiwanesisch essen. Das Good Friends, Kuchi, Lo Men’s Noodle House, Do De Li, 893 Ryotei und viele Restaurants mehr sorgen für ein einzigartiges kulinarisches Spektrum.

  • Kantstraße, Charlottenburg

Botschaftsviertel Tiergarten

Ein Muss für Architekturfans: Die mexikanische Botschaft im Botschaftsviertel in Tiergarten.
Ein Muss für Architekturfans: Die mexikanische Botschaft im Botschaftsviertel in Tiergarten. Foto: Imago/Günter Schneider

Berlin ist eine Weltstadt geworden, das hängt mit der Öffnung der Mauer zusammen, mit der einzigartigen Clubkultur, aber auch mit der Tatsache, dass das politische Zentrum des Landes an die Spree verpflanzt wurde. Neben Reichstag, Kanzleramt und weiteren Regierungsgebäuden sorgen auch die Botschaften aus knapp 200 Ländern für den internationalen Flair.

Architekturfans sollten sich einen Spaziergang im Botschaftsviertel in Tiergarten nicht entgehen lassen, wo sich die Botschaften Mexikos, der skandinavischen Länder, Japans, Italiens und viele mehr befinden.

  • Zwischen Tiergartenstraße und Reichpietschufer, Tiergarten

Altstadt Köpenick

Besondere Orte in Berlin: Rathaus Köpenick mit der Statue des legendären Hauptmanns von Köpenick Berlin.
Rathaus Köpenick mit der Statue des legendären Hauptmanns von Köpenick Berlin. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Das Herz der Stadt schlägt nicht nur im Zentrum und den hippen Bezirken wie Kreuzberg, Neukölln und Friedrichshain. Es existiert eine urwüchsige Berliner Seele, „Herz mit Schnauze“, sagt der Urberliner gerne, die sich am besten fernab der Mitte erfahren lässt. Im Westen kann man dafür nach Spandau rausfahren und dort durch die Altstadt laufen. Im Osten empfiehlt sich ein Ausflug nach Köpenick.

Die Altstadt liegt idyllisch und ist vom Wasser umgeben, die historischen Gebäude sind liebevoll restauriert und das Schloss mit Schlosspark laden zum Schlendern ein. Und es ist eine gute Gelegenheit, sich mal wieder der Geschichte des „Hauptmanns von Köpenick“ zu widmen, der vor dem Rathaus mit einem Statue gewürdigt wird.

  • Altstadt, Köpenick

Bowie-Berlin 

Besondere Orte in Berlin: David Bowie wohnte Ende der 1970er-Jahre in der Schöneberger Hauptstraße 155.
David Bowie wohnte Ende der 1970er-Jahre in der Schöneberger Hauptstraße 155. Foto: Imago/Schöning

Der Sänger David Bowie lebte von 1976 bis 1978 in West-Berlin. Genauer gesagt, in der Schöneberger Hauptstraße. Hier wollte der englische Popstar Ruhe finden, seinen Drogenkonsum in den Griff bekommen, aber auch den Goldenen Zwanzigern nachspüren und einen neuen Sound finden.

Er nahm in den Hansa-Tonstudios legendäre Platten auf, freundete sich mit Berliner Szenegestalten an und ging gerne ins Brücke-Museum. Ein Spaziergang auf den Spuren von David Bowie führt in eine andere Welt und zugleich zu dem Anfangsmoment, als Berlin begann die Pop- und Musikstadt zu werden, die sie heute ist.

  • Hauptstraße 155, Schöneberg und andere Orte (siehe Bowie-Link oben)

Mehr Berlin erleben

Berlin richtig kennenlernen: Die 12 wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Berlin – die ultimative Touri-Checklist. Diese 12 Erlebnisse gehören zum Hauptstadt-Urlaub dazu. Ihr seid in Berlin und habt noch nichts geplant? Dann legen wir euch unseren Freizeit-Guide mit Ausflugstipps für Berlin, inklusive Schwimmen, Wandern, Entdecken und mehr an Herz.

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