In Charlottenburg ist der Glanz des alten West-Berlins eigentlich fast immer präsent: ob am Savignyplatz, am Ku’damm oder in den Bars, in denen man gut bei einem Cocktail oder einem guten Whiskey versacken kann. Hier kommen unsere 12 Tipps für Charlottenburg.
Musik und Tanz im Theater des Westens
Das Theater des Westens sieht aus, als wäre es einem Märchen entsprungen. Türme und Bogenfenster, Figuren und Stuck zieren das Gebäude von außen, das Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Kohlenplatz einer Meierei entstand. Drinnen hängen riesige Kronleuchter von den Decken und die Besucher*innen blicken von klassischen Logen auf die Bühne. Eine bewegte Geschichte prägt das Haus: Zuerst war es Operettenbühne, dann Openbühne, dann ganz geschlossen wegen der Hyperinflation in der Weimarer Republik. Es erlebte die Goldenen Zwanziger und den Nationalsozialismus, Betreiber unter den Nazis war das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda. Nach dem Krieg bot das Theater des Westens der Deutschen Oper bis 1961 ein Zuhause. Seitdem ist es eine der bedeutendsten Bühnen für Operetten und Musicals in Berlin und Deutschland.
- Theater des Westens Kantstraße 12, Charlottenburg, Öffnungszeiten je nach Veranstaltung, www.stage-entertainment.de/landingpages/standortseiten/theater-des-westens.html
Rund um die Uhr essen und trinken im Schwarzen Café
Ein Klassiker: Seit 1978 leuchtet der Papagei im Schaufenster und es wird auf zwei Etagen rund um die Uhr gefrühstückt, warm gegessen, Kaffee oder Bier getrunken. Im Sommer sitzt man sehr gut im ruhigen Hof. Das Schwarze Café ist ein alter Laden der auch junges Publikum anzieht. Und hat ein kulinarisches Angebot, das sich lohnt: leckere Sandwiches, viel Pasta und gute Salate.
- Schwarzes Café Kantstraße 148, Charlottenburg, tgl. 24 Stunden geöffnet außer dienstags von 3 – 10 Uhr, Tel. 030/313 80 38, www.schwarzescafe-berlin.de
Essen wie in Ägypten oder Kreuzberg im Koshary Lux
Dass es Michael Landeck mit seiner nordafrikanisch-orientalischen Street-Food-Küche ausgerechnet in die Grolmannstraße verschlug, war vor fünf Jahren noch eine Überraschung. Vom Street Food Thursday in der Kreuzberger Markthalle Neun kennt man sein Koshary Lux. Im Savignykiez hatte er aber rückblickend die in mancher Hinsicht multikulinarischere Nachbarschaft gefunden.
Israelis, Türken, Pfälzer und die nordafrikanische Community sowieso: Seine ägyptische Alltagsküche ist für alle, die sie neu entdecken, intuitiv vollmundig und faszinierend zugleich. Wir würden mit dem namensgebenden Koshary starten, dem ägyptischen Nationalgericht aus Reis, Makkaroni, Linsen, dazu eine würzige Tomatensoße, Kichererbsen und vor allem: crunchy karamellisierte Zwiebeln.
- Koshary Lux Grolmanstraße 27, Charlottenburg, Mo-Do 12-15 + 18-22 Uhr, Fr+Sa 12-22 Uhr, Tel. 030/81 40 61 90, www.klx-kosharylux.com
In den Kinosesseln im Cinema Paris versinken
Rote Wände, bräunliche Sessel und ein toller Vorhang: Im Cinema Paris versinkt man gerne in den knuddeligen Kinosesseln. Außerdem waren fast alle Filmgrößen hier, die das französische Kino zu bieten hat: Claude Chabrol, Cathérine Deneuve, Alain Delon, Juliette Binoche, Gérard Depardieu, François Ozon. Kein Wunder, denn das Cinema Paris hat sich auf französische Filme in Originalsprache spezialisiert. Die Französische Filmwoche residiert hier und das französische Jugendfilmfestival Cinefête auch. Daneben zeigt es weitere anspruchsvolle europäische Filme und manchmal sogar Ballettaufführungen, wie die des Moskauer Bolschoi-Theaters.
- Cinema Paris Kurfürstendamm 211, Charlottenburg, Mo 7,50 vor Ort, 6,50 € online, Di+Mi 10 vor Ort, 9 € online, Do-So 11 vor Ort, 10 online, Tel. 030/881 31 19, www.yorck.de/kinos/cinema-paris
Tolles Theater in der Komödie
Die heutige Komödie am Kurfürstendamm im Schillertheater ist ein Ersatz für zwei große historische Bühnen: das Theater und die Komödie am Kurfürstendamm. Beide Bühnen prägte eine turbulente Geschichte: 1933 wurde hier noch Brecht aufgeführt, bevor 1942 die Enteignung und Verstaatlichung kam, weil Direktor Hans Wölffer sich weigerte, in die NSDAP einzutreten. Dann hagelte es Bomben auf die Theater.
1946 eröffnete das Theater trotzdem wieder, mit Shakespeares „Ein Mittsommernachtstraum“. Das 21. Jahrhundert und eine Tochter der Deutschen Bank, die db Real Estate, setzten den historischen Theatern dann aber ein Ende: Sie wurden abgerissen. Martin Wölffer – Hans Wölffers Enkel – und sein Team zogen in die Komödie am Kurfürstendamm im Schillertheater. Dort spielen sie bis heute. Und das fast immer sehr gut. Langfristig soll am alten Standort ein neues Theater entstehen und das Team wieder an seinem angestammten Platz spielen.
- Komödie am Kurfürstendamm im Schillertheater Bismarckstraße 110, Charlottenburg, Öffnungszeiten je nach Veranstaltung, Tel. 030/88 59 11 88, www.komoedie-berlin.de
Klettern im Hochseilgarten Jungfernheide
Durch den Wald klettern mitten in Berlin: Das geht im Hochseilgarten Jungfernheide. Je nach Parcours klettert man dort in drei bis 17 Meter Höhe zwischen Buchen und Birken, Eichen und Robinien. Es gibt Routen für Anfänger*innen, Profis und sogar Extremsportler*innen. Dabei gilt es, Netze, Hängebrücken und schmale Holzstreben zu meistern — natürlich immer gesichert. Laut eigenen Angaben benutzen die Betreiber des Parks für den Aufbau ihrer Plattformen und Brücken nur Robinienholz aus kontrollierter Erzeugung und arbeiten mit nachhaltigen Partnern zusammen, um die Bäume nicht zu beschädigen.
- Waldhochseilgarten Jungfernheide Heckerdamm 260, Charlottenburg, Einlass nur mit Reservierung, bis 11.10.: Mi-Fr 11-18 Uhr, Sa+So 10-18 Uhr, bis 24.10. Mo-Fr 11-17 Uhr, Sa+So 10-17 Uhr, 25.10.: 10-16 Uhr, Tel. 030/34 09 48 18, www.waldhochseilgarten-jungfernheide.de
Geschichte erleben und entspannen am Schloss Charlottenburg
Unter den Schlössern in Berlin ist das Schloss Charlottenburg das berühmteste. Jetzt wird zwar das alte Berliner Schloss in Mitte, das im Krieg zerstört und danach abgerissen wurde, wieder aufgebaut. Doch der Rang des berühmtesten Schlosses in der deutschen Hauptstadt gehört zweifellos dem Prachtbau in Charlottenburg. Benannt ist es nach Sophie Charlotte von Hannover, die es beauftragt hat. Die einstige Sommerresidenz der Hohenzollern wurde knapp 100 Jahre von mehreren Architekten gebaut, umgebaut und erweitert.
Seit 1791 steht das Baudenkmal, umgeben von einem prächtigen Schlossgarten, in Charlottenburg. Jedes Jahr kommen zahlreiche Berliner und Touristen, um im königlichen Glanz zu lustwandeln. Im Winter ist vor dem Schloss ein schöner Weihnachtsmarkt und im Sommer erfreuen die Residenzkonzerte den Klassikfan. So richtig schön ist es aber an einem beliebigen Wochentag im Park, wenn die Sonne scheint und alles ruhig und weit weg erscheint.
- Schloss Charlottenburg Spandauer Damm 10-22, Charlottenburg, bis 31.10: Di-So 10-17.30 Uhr, Besichtigung mit Führung oder Audioguide 12 €, erm. 8 €, Tel. 030/32 09 10, www.spsg.de/schloesser-gaerten/objekt/schloss-charlottenburg-altes-schloss
Tiere beobachten im Zoo
Zugucken, wie die Pandazwillinge Pit und Paule durch die Gegend kugeln, wie Elefanten miteinander kuscheln und Affen sich gegenseitig entlausen: Tiere beobachten wärmt das Herz und macht gute Laune. Der Zoo Berlin ist einer der artenreichsten, die es gibt und der älteste noch bestehende Zoo Deutschlands. Seit 1844 können Berliner*innen und Berlin-Tourist*innen entlang der Gehege spazieren gehen und zusehen, wie die Tiere leben.
Allerdings hat auch der Zoo Berlin ein paar dunkle Kapitel in seiner Geschichte zu verzeichnen. Zum Beispiel gastierte im 19. Jahrhundert auch die sogenannte rassistische „Völkerschau“ im Zoo Berlin, bei der Menschen anderer Kulturen „ausgestellt“ wurden. Während des Nationalsozialismus gelangten schnell Nazis in den Aufsichtsrat. Doch man muss dem Zoo zugute halten: Er setzt sich mit seiner Vergangenheit auseinander, unter anderem mit einer Dauerausstellung zu seiner Geschichte. Übrigens: Von der Monkey Bar in der berühmten Concept-Mall Bikini Berlin aus direkt nebenan kann man auch ein paar Tiere beobachten.
- Zoo Berlin Hardenbergplatz 8, Charlottenburg, Öffnungszeiten variieren je nach Saison, Preis Erwachsene 16 €, ermäßigt 11 €, Kinder 8 €, www.zoo-berlin.de
In Bücher eintauchen im Literaturhaus
Literatur ist nicht nur Unterhaltung. Durch Literatur lernt man über zwischenmenschliche Beziehungen, soziologische Zusammenhänge und nimmt Perspektiven ein, die einem sonst oft verschlossen geblieben wären. Das Literaturhaus hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Literaturen der Welt zu fördern und zu vermitteln. Gelesen werden Texte aller Genres und aus vielfältigen Kulturen. Und das in einer einzigartigen Atmosphäre: Im Sommer blühen die Blumen und Büsche im Garten des spätklassizistischen Backsteinbaus um die Wette. Das Haus selbst wurde Ende des 19. Jahrhunderts als privates Wohnhaus erbaut, danach gehörte es eine Zeit der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, bis es Bordell und Diskothek wurde. Später sollte es eigentlich einer Autobahn weichen, doch das hat eine Bürgerinitiative zum Glück verhindert. Seit 1986 füllt der Klang von gelesener Sprache das Haus.
- Literaturhaus Fasanenstraße 23, Charlottenburg, Mo-Fr 10-17 Uhr und zu den Veranstaltungen, Eintritt frei, Tel. 030/887 28 60, www.literaturhaus-berlin.de
Musiker*innen beim Jammen zuhören im A Trane
Seit 1992 ist das A Trane in der Bleibtreustraße für Jazz-Fans eine beliebte Adresse. Immer wieder reisen internationale Jazz-Größen an, um im A Trane zu spielen, die Liste der prominenten Jazz-Musiker, die hier aufgetreten sind, ist daher lang, darunter Herbie Hancock und Till Brönner. Der Club ist klein: Die Bühne misst etwa zwölf Quadratmeter und an die Tische, und Stühle im restlichen Raum passen höchstens 100 Menschen. Viele Auftritte bekommen deswegen diese besondere, intime Atmosphäre, die nur in kleinen Locations entsteht. 2011 bekam das A Trane den Live Entertainment Award in der Kategorie „bester Jazzclub Deutschlands“.
- A Trane Bleibtreustraße 1, Charlottenburg, Öffnungszeiten je nach Veranstaltung, Tel. 030/313 25 50, www.a-trane.de
Tolle Filme gucken im Zoo Palast
Der Zoo Palast ist eines der Traditionskinos in Berlin. Viele berühmte deutsche Filme flimmerten hier zum ersten Mal über die Leinwand, darunter „Metropolis“ und „Madame Dubarry“. Das liegt vor allem daran, dass die 1917 gegründete Universal Film AG (Ufa) das Kino zu seiner eigenen Spielstätte umbaute. Später musste das Kino als Propagandakino der Nazis herhalten, bis 1943 Bomben darauf fielen. Erst 1957 feierte es seine Wiedereröffnung.
In West-Berlin galt das Kino für viele als Symbol der freiheitlichen weltoffenen Inselmetropole, umgeben vom totalitären Sozialismus. Von 1957 bis 1999 war es als zentrales Wettbewerbskino das Epizentrum der Berlinale. 2010 schloss das Kino noch einmal für einen Umbau, der zum Ziel hatte, die historischen Bauelemente heraus- und das Raumgefühl der 1950er Jahre wiederherzustellen. Und um breite, gemütliche Sessel einzubauen. Seit 2013 betreibt es der frühere Cinemaxx-Gründer Hans-Joachim Flebbe, seit 2014 laufen hier auch wieder Berlinale-Filme.
Zoo Palast Hardenbergstraße 29a, Charlottenburg, Öffnungszeiten variieren je nach Vorstellung, Tickets ab 7 Euro, Reservierung unter 01805/ 22 29 66 und online: zoopalast.premiumkino.de
Selig satt werden im Son Kitchen
Dieser sympathische Imbiss in der Kantstraße bietet per se Take-Away-Speisen an. Es sein denn, man gruppiert sich um die beiden Stehtische auf dem Gehsteig. Warum es das Son Kitchen in diese Liste geschafft hat? Das Bibimpap und die dank allerlei Fermentiertem nie zu schweren Burger machen einfach selig satt.
- Son Kitchen Kantstraße 46, Charlottenburg, tgl. 11.45 – 22.15 Uhr, Tel. 030/22 47 44 44, www.sonkitchen.de
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