Berlin feiert 35 Jahre Mauerfall, am 9. November ist der Jahrestag. „Haltet die Freiheit hoch!“, so lautet das Motto dieses Jahr. Berlin erinnert nicht nur an den historischen Moment, sondern auch daran, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, in Freiheit zu leben, und dass sie verteidigt werden muss. Anlässlich des Jubiläums gibt es deshalb ein vielseitiges Programm mit Ausstellungen, Konzerten, Events und weiteren Veranstaltungen, die 35 Jahre Mauerfall gebührend feiern. Zahlreiche Events sind entlang des ehemaligen Mauerverlaufs zwischen der Invalidenstraße über Checkpoint Charlie hin zur Axel-Springer-Straße verortet.
Die Open-Air-Installation ist das Herzstück zu 35 Jahre Mauerfall
1989/90 dominierten bemalte Plakate und Schilder während der Demonstrationen das Straßenbild. In Workshops und anderen kreativen Aktionen entstandene Nachbildungen dieser Zeitzeugnisse werden nun entlang der vier Kilometer langen Event-Strecke gezeigt und markieren auf unübersehbare Weise den ehemaligen Mauerverlauf. Sie bilden das Herzstück der Feierlichkeiten und laden zum Entlangspazieren ein.
- Gesamte Event-Strecke Fr 8.– Sa 9.11., ganztags, Eintritt frei
Literarische Ergänzung: das Buch zur Freiheit
Zeitzeug:innen füllten das Buch zur Freiheit mit den unterschiedlichsten Erfahrungen und Perspektiven – von Debatten über Macht und Ohnmacht, wie Erinnern eigentlich funktioniert, und was überhaupt die Bedingungen für einen Protest sind. Die fertige Publikation wird entlang der Open-Air-Installation kostenlos ausgegeben.
- Das Buch zur Freiheit Hardcover, 336 S., Herausgeber: Kulturprojekte Berlin, wird am Fr 8.– Sa 9.11. an der Event-Strecke ausgegeben
Das Konzert für Freiheit ist der musikalische Höhepunkt
Das Highlight zur Feier des Mauerfalls ist musikalisch: Entlang der Mauerstrecke werden mehr als 1000 Musiker:innen ein Konzert für alle Menschen in Berlin geben, die eingeladen sind, spontan mitzuspielen und mitzusingen. An verschiedenen Orten wird gleichzeitig gespielt, sodass sich die Stadt in eine große Bühne verwandelt, den Fall der Mauer alles andere als still feiert und die Musik als verbindendes Element einsetzt.
- Gesamte Event-Strecke Sa 9.11., 20.15-21 Uhr, Eintritt frei
Die begleitende Ausstellung: Der Weg zur Freiheit
Ebenfalls entlang der Open-Air-Installation untermalt die ergänzende Ausstellung die geschichtlichen Hintergründe zur Friedlichen Revolution. Dabei geht sie auf sieben Themenschwerpunkte ein, unter anderem: Opposition und Protest, Revolutionen in Osteuropa und Öffentlichkeit und Medien. Fotos, Texte und persönliche Geschichten ermöglichen dabei einen leichten Zugang zum Thema Mauerfall.
- Gesamte Event-Strecke Fr 8.– Sa 9.11., ganztags, Eintritt frei
Demokratiefestival „Revolution! – und dann?“
Das eintägige Festival in der ehemaligen Stasi-Zentrale schließt sich mit einem bunten Programm den Feierlichkeiten an. Dabei können Berliner:innen den demokratischen Prozess nach dem Mauerfall bei Streetart-Workshops oder Paneldiskussionen mit Zeitzeug:innen und nationalen sowie internationalen Gästen aus Politik und Gesellschaft erkunden. Krönender Abschluss ist das Konzert des Punk-Kollektivs Pussy Riot.
- Campus für Demokratie Ruschestraße 103, Lichtenberg, So 10.11., ganztags, Eintritt: frei
Fotoausstellung „The Wall“ von Birgit Kleber
Ihre fotografischen Zeitzeugnisse zeigt die Künstlerin Birgit Kleber in der jüngsten kommunalen Galerie in Friedrichshain-Kreuzberg, dem Kulturhaus „Alte Feuerwache“. Die Fotografin, die besonders für ihre ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Portraits bekannt ist, fing in den Tagen um den Mauerfall herum verschiedene Emotionen ein – Erleichterung, Euphorie, Ratlosigkeit, Neugier, Furcht – und präsentiert sie im Rahmen der Ausstellung „The Wall“.
- Alte Feuerwache Marchlewskistraße 6, Friedrichshain, bis So 17.11., So–Mi 12-19 Uhr, Do–Sa 12-20 Uhr, Eintritt frei
Führung im ehemaligen Notaufnahmelager Marienfelde
Zwischen 1953 und 1990 kamen circa 1,4 Millionen aus der DDR geflüchtete Menschen im Notaufnahmelager Marienfelde in Berlin an, sowie weitere Aussiedler:innen aus Osteuropa. Auch heute noch ist dieser Ort ein Übergangswohnheim für Geflüchtete. Die beiden Sonderführungen begleiten zwei Zeitzeugen aus der ehemaligen DDR sowie aus Kasachstan und bringen ihre persönlichen Erfahrungen mit ein.
- Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde Marienfelder Allee 66-80, Tempelhof-Schöneberg, Sa 2.11. um 14.30-16 Uhr und So 10.11. um 11-12.30 Uhr, Eintritt frei, reservierungspflichtig
„Liebe zwischen Ost und West“: Ein musikalischer Ausflug
Die Liebe über die Grenze hinweg machte in der BRD und DDR einige Menschen erfinderisch und ließ andere verzweifeln. Wie sah so eine Ost-West-Liebe aus und konnte das funktionieren? Antworten auf diese Fragen liefert das musikalische Trio bestehend aus Sopranistin Alexandra Lachmann, Elke Jahn an der Gitarre und Uli Hoch als Sprecher.
- DDR Museum Karl-Liebknecht-Str.1, Mitte, Mi 6.11., 18-20 Uhr, Eintritt frei
Kurzfilmfest und Kinderfilmfest Mauerfall#35
Sechseinhalb Stunden füllen die Kurzfilme, die sich mit den Themen Mauerbau und Mauerfall, Alltag zu der Zeit der Mauer, Misstrauen und Transformation auseinandersetzen – auch Expert:innen und Zeitzeug:innen sind zu Gast. Für die Kleinen gibt es ein Spezialprogramm: Das Kinderfilmfest richtet sich an Kinder ab zehn Jahren, die neben einem altersgerechten Filmprogramm auch einen Workshop in Kooperation mit dem MACHmit!-Museum geboten bekommen.
- Filmtheater Colosseum Schönhauser Allee 123, Prenzlauer Berg, Kurzfilmfest: Sa 9.-So 10.11., 16-22.30 Uhr, Kinderfilmfest: So 10.11., 15-17 Uhr, Eintritt: frei
Theater von Erich Kästner
„Schule der Diktatoren“, das 1957 uraufgeführte Drama aus der Feder Erich Kästners, kommt zurück auf die Bühne. Die Bedrohung durch Diktatoren ist damals so aktuell gewesen wie heute – dieses Theaterstück nimmt die Zuschauer:innen mit, wenn Lügen die neue Wahrheit und Menschen manipuliert werden.
- Ballhaus Prinzenallee Prinzenallee 33, Wedding, Fr 8.– So 10.11., Fr+Sa ab 20 Uhr, So ab 18 Uhr, Eintritt: 15€, erm. 10€, Tickets
Führung durch die ehemalige Untersuchungshaftanstalt
Keibelstraße, am Alexanderplatz: Hier zerstörte im Herbst 1989 eine inhaftierte Person ihre Zelleneinrichtung, es gab Ausschreitungen. Die Umbruchstimmung während des Mauerfalls war auch an diesem Ort zu spüren. Von 1951 bis 1990 befand sich hier die Untersuchungshaftanstalt Berlin-Mitte, innerhalb des Ost-Berliner Polizeipräsidiums. Interessierte können während einer öffentlichen Führung tiefer in die Geschichte des Ortes und das Leben in Haft eintauchen.
- Lernort Keibelstraße Bernhard-Weiß-Straße 6, Mitte, Sa 9.11., 12-13.30 Uhr, Eintritt: frei, Anmeldung erforderlich unter: [email protected]
„Der Westen musste nicht im Osten ankommen!“ – ein Symposium
Wie sieht die Kunstszene im heutigen Osten Deutschlands aus und wie sichtbar sind Kunstschaffende mit Ost-Biografie wirklich? Diesen und vielen weiteren Fragen innerhalb der Kunstszene widmet sich das Symposium anlässlich des Mauerfall-Jubiläums. Auf dem Podium versammeln sich namhafte Personen der Kultur- und Kunstszene sowie aus der Politik und reflektieren die Veränderung seit der Wende und den aktuellen Zustand.
- Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart Invalidenstraße 50, Mitte, Fr 8.11., 14-18 Uhr, Sa 9.11., 11.30-17.30 Uhr, Eintritt: frei
35 Jahre ist der Mauerfall an diesem 9. November her. Eine lange Zeit, könnte man meinen. Doch aktuell scheint sich eine neue Kluft zwischen Ost und West aufzutun. Dabei kann sich Berlin noch gut an die Euphorie der ersten Nacht und der ersten Jahre erinnern, die Maueröffnung hatte aus der geteilten Stadt das spannendste Reallabor der Welt gemacht. Alles schien damals möglich. Doch wo ist dieses Gefühl hin? Unser Redakteur Erik Heier, geboren in Ost-Berlin, ist der Frage nachgegangen, wie viel Osten noch in Berlin steckt und hat dafür mit Künstler:innen und Wissenschaftler:innen gesprochen, die einen Ost-Hintergrund haben. Dass aus der Wiedervereinigung eine echte Einheit wird, ist wohl – das kann man nach 35 Jahren sagen – ein Mehrgenerationenprojekt. Auch in Berlin.
Werft einen Blick zurück auf die Berliner Mauer in Bildern: Die geteilte Stadt damals und heute. Der erste queere Film der DDR sollte auch ihr letzter sein: „Coming Out“ feierte seine Premiere ausgerechnet am 9. November 1989. Wir zeigen euch mehr Fotos, nämlich vom Kriegsende, und vergleichen Bilder von 1945 und 2020. Außerdem haben wir uns mit Beton und Brutalismus beschäftigt, da darf die Berliner Mauer nicht fehlen. Und wie sah die Hauptstadt eigentlich vor über 120 Jahren aus? Berlin um 1900: So anders sah die Stadt vor mehr als 100 Jahren aus. Auch dieser Platz hat eine spannende Geschichte: Berlin Alexanderplatz in Bildern: Zeitreise im Zentrum der Stadt.