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Berlin verstehen

Abriss in Berlin: Spannende Fotos von zerstörerischen Spektakeln

In Berlin wird immer irgendwas gebaut. Doch der Platz für neue Häuser in der Stadt ist nicht endlos. Also muss die Abrissbirne rausgeholt werden. Es ist der Kreislauf der Architektur: Hat ein Gebäude ausgedient, ist es marode, alt und hässlich, muss es weg. Der Abriss ist ein höllisches Spektakel. Mit brachialer Kraft traktieren die Maschinen Ziegelstein und Betonwand und bringen Strukturen zum Bersten. Diese destruktive Gewalt an der Bausubstanz ist faszinierend und sorgt für Aufsehen in der Stadt. Wir haben spannende Fotos vom Abriss in Berlin versammelt und führen hier zu einer Berlin-Erkundung auf den Spuren der Trümmer.


Abriss in Berlin: Demontage vor dem Fernsehturm

Abriss in Berlin: Abrissarbeiten vor dem Fernsehturm, 1998. Foto: Imago/Lem
Abrissarbeiten vor dem Fernsehturm, 1998. Foto: Imago/Lem

Berlin-Mitte in den 1990er-Jahren. Die Plattenbauten aus DDR-Zeiten dominierten die Innenstadt, doch in den Jahren nach der Wende ging es der sozialistischen Architektur immer öfter an den Kragen. Neue Bürohäuser, Hotels und Regierungsgebäude wurden auf den freigeräumten Grundstücken errichtet.


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Abriss des Ahornblatts

Abriss der "Ahornblatt" genannten Mehrzweckhalle. Foto: Imago/Rolf Zöllner
Abriss der „Ahornblatt“ genannten Mehrzweckhalle. Foto: Imago/Rolf Zöllner

Ab 1973 diente der unweit der Fischerinsel in Mitte eingeweihte Bau, der aufgrund seiner aus fünf Zacken bestehenden Dachkonstruktion einem Ahornblatt ähnelte, ursprünglich als Großgaststätte für das Ministerium für Bauwesen der DDR. Nach der Wende fanden in dem Gebäude Technopartys statt, ab 1994 stand es leer und wurde trotz heftiger Proteste aus der Kultur- und Kunstszene im Jahr 2000 abgerissen. Auf dem Grundstück steht heute ein unscheinbares Hotel. Das „Ahornblatt“ gehört zu Berlins berühmtesten Gebäuden, die nicht mehr existieren.


Abriss in Berlin: Das Ende für ein Schöneberger Bürogebäude

Ein Schöneberger Verwaltungsgebäude aus den 1960er-Jahren wird mit einer Abbruchmaschine abgerissen. Foto: Imago/Jochen Eckel
Ein Schöneberger Verwaltungsgebäude aus den 1960er-Jahren wird mit einer Abbruchmaschine abgerissen. Foto: Imago/Jochen Eckel

Der Bauboom in West-Berlin der 1960er wirkte sich nicht immer positiv auf das Erscheinungsbild der Stadt aus. Die Konzepte, Materialien und Formen der Wirtschaftswunderjahre erschienen eine Generation später oft überholt. So mussten die abgeschriebenen Objekte mit Bagger und Abrissbirne beseitigt werden. Auch dieses Schöneberger Verwaltungsgebäude, das Anfang der 2000er abgerissen wurde.


Das Mehlschwalbenhaus muss weg!

Rückbau des Mehlschwalbenhaus' in Berlin. Foto: Imago/Manja Elsässer
Rückbau des Mehlschwalbenhaus in Berlin. Foto: Imago/Manja Elsässer

Seit den 1970er-Jahren stand in Friedrichshain, an der Kreuzung Otto-Braun und Mollstraße, das 45 Meter hohe Mehlschwalbenhaus. Ein imposantes Bürogebäude, gefertigt in der DDR-üblichen Plattenbauweise. 2001 wurde es abgerissen, ab 2007 begann dort der Bau des knapp 77 Meter hohen Königstadt-Carrées.


Berlins berühmteste Ruine: Palast der Republik

Abriss in Berlin: Skulpturengruppe auf der Schlossbrücke vor der Ruine des ehemaligen Palastes der Republik in Berlin, 2006. Foto: Imago/Pemax
Skulpturengruppe auf der Schlossbrücke vor der Ruine des ehemaligen Palastes der Republik in Berlin, 2006. Foto: Imago/Pemax

Nach der Wende wurde der Palast der Republik wegen des darin verbauten Asbests geschlossen, entkernt und schließlich, nach vielen Protesten, Verschiebungen und einer künstlerischen Zwischennutzung, 2008 endgültig abgerissen. Heute steht an der Stelle das neue Stadtschloss, das als Humboldtforum im Herbst 2020 eröffnet wurde. Die Geschichte von Stadtschloss bis Humboldt-Forum erzählen wir hier.


Abriss des Hotels Unter den Linden

Abriss des Hotels Unter den Linden an der Friedrichstraße, 2006. Foto: Imago/Christian Thiel
Abriss des Hotels Unter den Linden an der Friedrichstraße, 2006. Foto: Imago/Christian Thiel

Eigentlich werden in Berlin Hotels eher neu gebaut, in den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der Betten für Tourist:innen und Geschäftsreisende nahezu verdoppelt. Doch 2006 musste das alte DDR-Hotel Unter den Linden abgetragen werden.


Rückbau der KWO-Werkhalle

Werkhalle des KWO (Kabelwerk Oberspree) wird abgerissen, 2007. Foto: Imago/Bernd Friedel
Werkhalle des KWO (Kabelwerk Oberspree) wird abgerissen, 2007. Foto: Imago/Bernd Friedel

Im späten 19. Jahrhundert begann die Geschichte des Industriestandorts Oberschöneweide. Im KWO, dem Kabelwerk Oberspree, wurden ab 1890 elektrische Kabel und Leitungen gefertigt, stellenweise arbeiteten in dem Werk bis zu 8000 Menschen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Areal teilweise zerstört, doch auch nach 1945, anfangs unter sowjetischer Kontrolle, ging die Produktion weiter. Erst nach dem Mauerfall wurde es in den direkt am Spreeufer gelegenen Hallen ruhig. Eine Werkhalle verschwand 2007. Heute befindet sich in dem denkmalgeschützten Bauensemble die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.


Abriss in Berlin: Picknick auf der Autobahn

Vollsperrung wegen Abriss der Brücke am Spandauer Damm in Charlottenburg. Autobahnfans nutzen die freie Autobahn für ein Picknick, 2008. Foto: Imago/Bernd Friedel
Vollsperrung wegen Abriss der Brücke am Spandauer Damm in Charlottenburg. Autobahnfans nutzen die freie Autobahn für ein Picknick, 2008. Foto: Imago/Bernd Friedel

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten die West-Berliner Verkehrsplaner auf den Autoverkehr. Die Straßenbahnen wurden abgeschafft, zeitgleich zwar das U-Bahnnetz ausgebaut, doch dem Auto sollte die Zukunft gehören. Ein Kernprojekt dieses Vorhabens war die Stadtautobahn A 100. Der erste Abschnitt wurde 1958 eröffnet, er verband die Ausfahrten Kurfürstendamm und Hohenzollerndamm. Doch ein halbes Jahrhundert später war es mit so manchem Infrastrukturprojekt vorbei, wie etwa der Brücke am Spandauer Damm in Charlottenburg.


Hochbahnbrückenabriss in der Schönhauser Allee

Abriss in Berlin: Abriss der Hochbahnbrücke an der Kreuzung Schönhauser Allee und Bornholmer Straße. Foto: Imago/Jürgen Heinrich
Berlin, Prenzlauer Berg: Abriss der Hochbahnbrücke an der Kreuzung Schönhauser Allee und Bornholmer Straße. Foto: Imago/Jürgen Heinrich

Die Bauarbeiten an der Hochbahnbrücke am U-Bahnhof Schönhauser Allee sorgten für Aufsehen. Die Hochbahnlage wurde 1913 in Betrieb genommen, nach 100 Jahren musste sie erneuert werden. Ehemalig hieß die Station übrigens Nordring und erst ab 1936 Schönhauser Allee. Dort hält zudem auch die S-Bahn, und unweit des Bahnhofs befinden sich die Schönhauser Allee Arcaden sowie die Max-Schmeling-Halle, in der regelmäßig Konzerte und Sportevents stattfinden.


Abrissarbeiten an der Deutschlandhalle

Abrissarbeiten an der Deutschlandhalle, 2012. Foto: Imago/Meike Engels

1957 beschloss der Senat den Wiederaufbau der alten Deutschlandhalle. Hier spielten fortan legendäre Musiker und Bands, darunter Jimi Hendrix, David Bowie, The Who, Pink Floyd und die Rolling Stones. Die Halle war zeitweilig auch Austragungsort des Berliner Sechstagerennens. Die endgültige Schließung und der Abriss erfolgten in mehreren Etappen, der Konzertbetrieb endete 1998, anschließend ging es als Eissporthalle einige Zeit weiter. Ab 2011 wurde die Deutschlandhalle schließlich abgerissen, auf dem Gelände entstand die moderne Messe- und Kongresshalle City Cube.


Abriss in Berlin: Parkhaus an der Komischen Oper

Abriss eines Parkhauses, 2012. Foto: Imago/Marius Schwarz
Abriss eines Parkhauses in Berlin, 2012. Foto: Imago/Marius Schwarz

Das mehrstöckige Parkhaus in der Nähe der Komischen Oper fiel 2012 den Baggern zum Opfer. An der Stelle haben finanzkräftige Investoren ein Ensemble aus drei Stadthäusern mit Wohnungen und Büros errichtet.


Bagger An der Alten Försterei

Abriss in Berlin: Reste der Haupttribüne im alten Stadion des 1. FC Union Berlin, 2012. Foto: Imago/Matthias Koch
Reste der Haupttribüne im alten Stadion des 1. FC Union Berlin. Foto: Imago/Matthias Koch

2008 war Union war noch drittklassig und an normalen Tagen kamen 7.000 Fans in die Alte Försterei, 2018 lag der Zuschauerschnitt schon bei über 21.000. Heute fasst das Stadion An der Alten Försterei etwa 22.000 Zuschauer, weniger als der Verein Mitglieder hat. Zum jüngsten Ausbau 2008 bis 2009 trugen die Fans nicht nur Geld bei, sondern packten selbst mit an: Nahezu 140.000 unbezahlte Arbeitsstunden wurden geleistet und so deutschlandweit Schlagzeilen gemacht. 2024 soll die Alte Försterei erweitert werden. Union ist ja inzwischen erstklassig und spielt sogar in der Champions League. Nach dem Umbau sollen 37 700 Fans im Stadion Platz finden.


Mehr Architektur in Berlin

Die Stadt verändert sich immer weiter: Hier sind legendäre Clubs, die nicht mehr existieren. Verschnörkelt, filigran und verspielt: Wir stellen Jugendstil-Architektur in Berlin vor. Im 19. Jahrhundert idealisierte man das Mittelalter: Neugotische Architektur zeigen wir hier. Auch spannend: Expressionistische Architektur in Berlin. Auferstanden aus Ruinen: Wir zeigen euch rekonstruierte Bauwerke in Berlin. Immer neue Texte über Berlins Baukunst findet ihr in der Architektur-Rubrik. Immer neue Texte zu Berlins Historie findet ihr in unserer Geschichts-Rubrik.

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