Architektur

Berliner Rathäuser: So schön kann Verwaltung sein

Geht es um Berliner Rathäuser, denken die meisten wohl an das Rote Rathaus in Mitte. Klar, ist ja auch das berühmteste. Dabei müssen sich die anderen nicht verstecken, wenngleich sie oft nur als schnöde Verwaltungsapparate wahrgenommen werden. Und ja, das sind sie auch, doch eben noch mehr. Wir zeigen euch 12 schöne Rathäuser und erzählen deren Geschichte.


Rathaus Charlottenburg

Die Berliner Rathäuser: hier das in Charlottenburg. Foto: Imago/Raimund Müller

Das Rathaus Charlottenburg ist ein Berliner Rathaus, wie es im Buche steht. Groß, monumental, bürgerlich. Errichtet wurde der bis heute existierende Bau um 1900 im Stil des Historismus mit Jugendstil-Elementen. Die Geschichte des Charlottenburger Rathauses reicht allerdings bis ins frühe 18. Jahrhundert zurück. Die mit Ornamenten und Skulpturen geschmückte Fassade, Rundbogenfenster und das Hauptportal zeugen vom alten Glanz Preußens. Seit der Bezirksreform 2001 teilt sich Charlottenburg die Abteilungen und Aufgaben mit Wilmersdorf. Nicht nur das Rathaus ist einen Blick wert, mehr Tipps zu Charlottenburg hier.

Im benachbarten Erweiterungsbau befindet sich die Heinrich-Schulz-Bibliothek, und im Hauptgebäude selbst ist eine Gedächtnishalle für die Opfer der beiden Weltkriege.


Rathaus Kreuzberg

Rathaus Kreuzberg – unter den Berliner Rathäuser eher funktional statt bemerkenswert. Foto: Imago/Sabine Gudath

Weder Kreuzberg noch Friedrichshain haben wirklich schöne Rathäuser. Im funktionalen Gebäude in der Frankfurter Allee in Friedrichshain arbeitet die Bezirksbürgermeisterin. Das Büro der Bezirksverordnetenversammlung ist in Kreuzberg. Auch das Gebäude in der Yorckstraße kann nicht mit Geschichte und historischer Pracht auftrumpfen. Standesamt und Bürgeramt haben dort ihren Sitz, eine weitere Abteilung findet sich in der Schlesischen Straße an der Grenze zu Treptow.

Wer aber Lust hat, kann im Rathaus Kreuzberg ordentlich und für wenig Geld essen, die Kantine ist in der 10. Etage, man hat einen tollen Ausblick über die Stadt, und das wöchentlich wechselnde Angebot reicht von Frühstück und Salaten bis zu bodenständigen Mittagsgerichten.


Rathaus Lichtenberg

Das Rathaus Lichtenberg gebaut im neugotischen Stil. Foto: Imago/Schöning

Auch das Rathaus Lichtenberg entstand Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein repräsentativer Ziegelsteinbau, der sich in der Bauweise dem neogotischen Stil zuordnen lässt. Es steht an einer vielbefahrenen Kreuzung und versprüht historische Würde. Lichtenberg ist mit Hohenschönhausen vereint, und so teilt man sich die Zuständigkeiten.

Interessant sind die an die Wände angebrachten Medaillons im Treppenbereich, die die verschiedenen Aufgabenfelder des Rathauses, etwa Gewerbe, Handel und Verkehr, symbolisieren. Der Gewölbekeller, der einst als Gastwirtschaft genutzt wurde, dient nach dem Umbau der Kultur. In der Rathausgalerie finden Ausstellungen, Lesungen und Konzerte statt. Übrigens haben wir uns auch angeschaut, welche neugotischen Gebäude es noch in Berlin gibt.


Rathaus Marzahn

Berliner Rathäuser: Rathaus Marzahn-Hellersdorf
Rathaus Marzahn am Helene-Weigel-Platz. Foto: Imago/Arnulf Hettrich

Der Stadtteil Marzahn ist vor allem für seine Plattenbauten bekannt. Der alte Ortskern ist da eher eine Fußnote. Auch der Partnerbezirk Hellersdorf ist ein Neubaugebiet. So wundert es nicht, dass der Bezirk nicht von einem historischem Stadtpalast mit Turm und pittoresker Fassade aus regiert wird.

Dennoch ist das Rathaus Marzahn am Helene-Weigel-Platz durchaus sehenswert. Errichtet wurde es in den Jahren 1986 bis 1988 von einem Architektenkollektiv. Der Stahlskelettbau mit einer Fassade aus Betontafeln und einem begrünten Innenbereich wurde 2008 zum Baudenkmal erklärt. Das nunmehr mehr als 30 Jahre alte Gebäude soll grundsaniert werden. Die Verantwortlichen planen zukünftig neben Büroräumen auch eine Galerie und Platz für Kulturveranstaltungen.


Rathaus Mitte

Berliner Rathäuser: Rathaus Mitte
Das Rathaus Mitte an der Karl-Marx-Allee – das bekanntere Rote Rathaus dient dem Regierenden Bürgermeister als Amtssitz. Foto: Imago/Schöning

Mitte hat mit dem Roten Rathaus einen monumentalen Rathausbau. Dort hat allerdings der Regierende Bürgermeister von Berlin seinen Amtssitz. So bleibt für den Verwaltungsbezirk, zu dem auch Moabit und Wedding zählen, ein wenig schönes Gebäude an der dicht befahrenen Karl-Marx-Allee. Das 14-stöckige Hochhaus entstand in den späten 1990er-Jahren und steht heute an jener Stelle, an der sich einst das berühmte Hotel Berolina befand.

Nach Plänen des Bezirks soll das Rathaus den Standort in den nächsten Jahren räumen und auf das Areal am Haus der Statistik an der Otto-Braun-Straße umziehen, wo auch neue Wohnungen und Gewerbeflächen entstehen sollen.


Rathaus Neukölln

Rathaus Neukölln in der Karl-Marx-Straße. Foto: Imago/Sabine Gudath

Die Gegend ums Rathaus Neukölln galt lange als anstrengend und unsympathisch. Die Karl-Marx-Straße lädt nicht immer zum Verweilen ein, und der etwas gesichtslose Rathausbau aus dem Jahr 1908, der sich architektonisch der deutschen Renaissance verpflichtet fühlt, strahlt mit dem hohen Turm bürokratische Kälte ab.

Wer konnte, verschwand in den Seitenstraßen, und steuerte Bars, Restaurants und Imbisse an. Mittlerweile ist aber auf dem Vorplatz und den Treppen etwas mehr urbane Stimmung zu spüren, was nicht zuletzt der internationalen Hipstergemeinde zuzuschreiben ist, die sich Neukölln als ihre neue Heimat auserkoren hat. Übrigens prangt auf dem 68 Meter hohen Turm die Glücksgöttin Fortuna. Glück für Neukölln!

Man sollte sich ruhig mal hineintrauen, allein wegen der Kantine, die deftige Mittagsgerichte serviert, aber auch mit der Zeit geht und vegetarischen Speisen serviert.


Rathaus Pankow

Rathaus Pankow, Breite Straße. Foto: Imago/Schöning

Neugotik, Neobarock, Jugendstil. In den Anfang des 20. Jahrhunderts errichten Bau floss so ziemlich alles ein, was gestandene Architekten damals so zu bieten hatten. Nach dem Krieg residierte in dem Gebäude die sowjetische Stadtkommandantur. Seit der Bezirksreform werden von hier aus Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee gemeinsam regiert.


Rathaus Reinickendorf

Hübschlichst: das Rathaus Reinickendorf. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Friedrich Beyer hieß der Architekt, der das 1911 eingeweihte Gebäude im Stil des holländischen Barock bauen ließ. Sowohl der Sitzungssaal als auch das Trauungszimmer sind kleine Juwelen der Berliner Verwaltungsarchitektur. Weit über die Reinickendorfer Grenzen bekannt ist auch der Ernst-Reuter-Saal, in dem bis zu 700 Personen Platz finden und wo vor allem Konzerte klassischer Musik stattfinden.

Einst gab es in jedem Rathaus eine Gaststätte, heute haben oftmals Kantinen die kulinarische Verpflegung übernommen. Doch in Reinickendorf wird die Tradition gepflegt, jedoch mit weltoffener und zeitgemäßer Note. Barock in Berlin: 12 prachtvolle alte Bauwerke in der Stadt.


Rathaus Spandau

Das Rathaus Spandau in der Carl-Schurz-Straße. Foto: Imago/Schöning

Mit der U7 bis Endstation fahren, aussteigen und man ist da: Rathaus Spandau. Der neobarocke Bau entstand 1911. Ein monumentales Bauwerk, das die Spandauer Altstadt überragt und mit dem hohen Turm bis heute zu den Wahrzeichen Spandaus gehört.

Das Rathaus wurde während des Zweiten Weltkriegs stark beschädigt und in vereinfachter Form wieder aufgebaut. Die Eingangshalle zeugt aber von alter Pracht, vor allem wegen der Jugendstil-Elemente, die zur Einrichtung gehören. Eine englische Telefonzelle in traditionellem Rot erinnert zudem an die Briten, die in Spandau stationiert waren. Britisch in Berlin: Mehr dazu lest ihr hier.


Rathaus Steglitz

Passt irgendwie nicht ins Bild: das Rathaus Steglitz. Foto: Imago/Andreas Gora

Türmchen, Erker, Bogenfenster. Das Rathaus Steglitz gleicht einer kleinen Burg mitten in der wuseligen Schloßstraße, wo sich Geschäfte und Shopping-Center aneinanderreihen. Dafür musste das Gebäude 2005 umgebaut wurden, als die riesige Shopping-Mall „Das Schloss“ entstand. Das historische Rathaus schmolz in die Einkaufspassage hinein.

Wie Neukölln, Spandau und Reinickendorf hat auch Steglitz einen eigenen Rathaus-U-Bahnhof und dominiert dadurch die Umgebung. Seit der Bezirksreform teilt sich Steglitz die Verwaltung mit Zehlendorf.


Rathaus Schöneberg

Rathaus Schöneberg am John-F.-Kennedy-Platz. Foto: Imago/Schöning

Das wohl berühmteste Rathaus in West-Berlin. Bis 1991 war das große Gebäude, vor dem John F. Kennedy seine berühmte Rede hielt und sich als Berliner bezeichnete, der Sitz des Regierenden Bürgermeisters von Berlin. Hier debattierte auch die Bezirksverordnetenversammlung. Der Platz vor dem Rathaus war von zentraler Bedeutung, hier fanden wichtige Kundgebungen und Demonstrationen statt. Das ist nun Vergangenheit, dafür kann man am Wochenende auf dem Flohmarkt trödeln.

Bürgermeister und BVV zogen nach Mitte und im Schöneberger Rathaus wird längst wieder über die Geschicke im Bezirk entschieden. Seit 2001 gemeinsam mit Tempelhof.


Rathaus Köpenick

Das mondäne Rathaus Köpenick. Foto: Imago/Imagebroker/Siegra Asmoel

Idyllisch in der Köpenicker Altstadt gelegen, versprüht das Rathaus noch den Charme alter Zeiten. Ein Denkmal des Hauptmanns von Köpenick wacht am Eingang, im Keller wird deftig gegessen und getrunken, und drumherum läuft das Köpenicker Leben ab. Das Wasser plätschert, man kann im Schlosspark spazieren oder ein Eis essen. Schön ist es hier!

Eingeweiht wurde das Gebäude 1905, der Hauptmann kam genau ein Jahr später, verhaftete den Bürgermeister und entwendete die Kasse. Der Hochstapler Friedrich Wilhelm Voigt, wie der Hauptmann von Köpenick wirklich hieß, ging mit seinem kriminellen Streich in die Stadt- und Theatergeschichte ein.


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