Berlin verstehen

12 berühmte Berliner Gebäude, die nicht mehr existieren

Aus Berlin sind viele Gebäude längst verschwunden. Sie existieren nicht mehr, weil sie der Mauer oder neuen Autobahnen weichen mussten, im Krieg zerstört worden sind, Modernisierungsmaßnahmen zum Opfer gefallen sind – oder sie wurden abgerissen, weil sie schlicht marode waren.

Ob also Fliegerbomben, West-Berliner Bausünden, sozialistische Stadtplanung, Nachwende-Euphorie oder der Zahn der Zeit: Es gibt viele Gründe für Abrisse und Neubauten. Manchmal ist es auch nicht schade, dass die Gebäude nicht mehr existieren. Um andere wird noch immer getrauert, sie gehörten zur Seele der Stadt dazu. Aber wer Berlin verstehen will, sollte diese Bauwerke kennen, auch wenn man sie nicht mehr sehen kann. Doch die Orte, an denen sie einst standen, erzählen ihre Geschichte weiter.


Deutschlandhalle

Verschwundene Gebäude in Berlin: Die Deutschlandhalle im August 1998.
Eines der berühmten Berliner Gebäude, die nicht mehr existieren: die Deutschlandhalle, hier im August 1998. Foto: Imago/Teutopress

Gebaut wurde die erste Deutschlandhalle an ihrem historischen Standort bereits 1935. Im Krieg wurde die bis zu 16.000 Menschen fassende Halle, in der Shows, Sportereignisse und NS-Propagandaveranstaltungen stattfanden, weitgehend zerstört. In den 1950er-Jahren wurde der Wiederaufbau beschlossen und 1957 die Halle in Westend wiedereröffnet.

Seitdem war die Deutschlandhalle die erste Adresse für die aufkommende Rock- und Pop-Revolution. Hier spielten legendäre Musiker und Bands wie Jimi Hendrix, David Bowie, The Who, Pink Floyd und die Rolling Stones. Sie war auch zeitweilig Austragungsort des Berliner Sechstagerennens.

Die endgültige Schließung und der Abriss erfolgten in mehreren Etappen, der Konzertbetrieb endete 1998, dann folgte eine Nutzung als Eissporthalle. 2011 wurde die Deutschlandhalle schließlich abgerissen, auf dem Gelände entstand die moderne Messe- und Kongresshalle City Cube.

  • Deutschlandhalle Messedamm 26, Westend

Palast der Republik

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Der Palast der Republik zählt zu den berühmtesten Gebäuden, die aus Berlin verschwunden sind. Foto: Imago/Imagebroker/Siegfried Kuttig
Der Palast der Republik zählt zu den berühmtesten Gebäuden, die aus Berlin verschwunden sind. Foto: Imago/Imagebroker/Siegfried Kuttig

Der Palast der Republik, der auf dem Platz des alten Berliner Stadtschlosses stand, ist vermutlich das berühmteste Gebäude in Berlin, das verschwunden ist. Der Prunkbau der DDR fungierte ab 1976 als Sitz der Volkskammer. Wegen der opulenten Innenbeleuchtung bekam er im Volksmund den Beinamen „Erichs Lampenladen“. Neben der politischen Funktion, fanden hier auch Feierlichkeiten und Konzerte statt. Ost-Bands wie Puhdys und Karat gastierten, aber auch Udo Lindenberg spielte vor DDR-Publikum.

Nach der Wende wurde das Gebäude wegen des darin verbauten Asbests geschlossen, entkernt und schließlich, nach vielen Protesten, Verschiebungen und einer künstlerischen Zwischennutzung, 2008 endgültig abgerissen. Heute steht an der Stelle das Berliner Stadtschloss, das als Humboldtforum im Herbst 2020 eröffnet wurde.

  • Platz der Republik Schloßplatz (damals: Marx-Engels-Platz), Mitte

Gloria Palast

Verschwundene Gebäude in Berlin: Die Berlinale 1956 im Gloria Palast.
Die Berlinale 1956 im Gloria Palast. Foto: Imago/Serienlicht

Von 1925 bis 1998 gehörte der Gloria Palast zu den wichtigsten Kinos in Berlin. Das ursprüngliche Gebäude wurde im Krieg zerstört und 1953 am selben Ort wieder aufgebaut. In den 1950er-Jahren war es für einige Zeit Austragungsort der Berlinale. Die Kinosäle, das Foyer und Kassenhäuschen standen noch für eine andere Kinokultur.

Dennoch konnte die Berliner Institution nicht mit den Multiplex-Kinos mithalten und gab 1998 auf. Das Gebäude wurde zwischenzeitlich als Modegeschäft genutzt und schließlich 2017 abgerissen. Auf dem Grundstück entstand der Geschäfts- und Bürokomplex Gloria Berlin. Ach, übrigens: Das aktuelle Kinoprogramm für Berlin findet ihr hier.

  • Gloria Palast Kurfürstendamm 12–15, Charlottenburg

Ahornblatt

Abriss des sogenannten Ahornblatt im August 2000.
Abriss des sogenannten Ahornblatt im August 2000. Foto: Imago/Rolf Zöllner

Tatsächlich diente der ungewöhnliche Bau, der aufgrund seiner aus fünf Zacken bestehenden Dachkonstruktion, einem Ahornblatt ähnelte, ursprünglich als Großgaststätte für das Ministerium für Bauwesen der DDR. Die Eröffnung fand 1973 statt und in den folgenden Jahren wurde die Nutzung der Kantine erweitert. Auch Angestellte aus weiteren Behörden sowie Schulkinder haben dort gegessen.

Nach der Wende fanden in dem Gebäude Technopartys statt, ab 1994 stand es leer und wurde trotz heftiger Proteste aus der Kultur- und Kunstszene im Jahr 2000 abgerissen. Auf dem Grundstück wurde ein unscheinbares Hotel gebaut.

  • Ahornblatt Gertraudenstraße/Ecke Fischerinsel, Mitte

Sportpalast

Verschwundene Gebäude in Berlin: Der in vereinfachter Form wiederaufgebaute Sportpalast, Februar 1973
Der in vereinfachter Form wiederaufgebaute Sportpalast, Februar 1973. Foto: Willy Pragher/Wikimedia Commons/CC BY 3.0

Die Mehrzweckhalle in der Potsdamer Straße in Schöneberg bot 10.000 Gästen Platz. Seit 1910 fanden dort neben Sportveranstaltungen wie Eisschnelllauf, Eishockey, Reitturnieren, Boxkämpfen und dem Sechstagerennen auch Bälle und Konzerte statt. Düstere Berühmtheit erlangte der Berliner Sportpalast im Februar 1943, als Joseph Goebbels dort seine berüchtigte „Sportpalastrede“ hielt und den „Totalen Krieg“ ausrief.

Nach schweren Kriegsschäden wurde der Sportpalast wieder aufgebaut und fungierte weiterhin als Veranstaltungsort. Außer Sport wieder mit Konzerten von Jazz- und später auch Rockstars. Frank Zappa gab dort 1968 ein von Chaos und Aufruhr umgebenes Konzert. 1973 beschloss man den Abriss, da sich der Weiterbetrieb nicht mehr rentierte. An der Stelle wurde dort der als „Sozialpalast“ in die Berliner Geschichte eingegangene Wohnkomplex gebaut, der heute „Pallasseum“ heißt – die Fassade kennen alle, die in Berlin unterwegs sind.

  • Sportpalast Potsdamer Straße/Pallasstraße, Schöneberg

Versöhnungskirche

Sprengung der Versöhnungskirche auf dem Todesstreifen am 28. Januar 1985. Foto: Imago/Günter Schneider

Die evangelische Kirche stand von 1892 bis 1985 in der Bernauer Straße 4 in Mitte. Damit befand sie sich exakt auf der Grenze zwischen Wedding und Mitte und nach dem Kriegsende folglich zwischen dem französischen und dem sowjetischen Sektor.

Nach dem Bau der Mauer im August 1961 wurde die Kirche, die de facto auf dem Todesstreifen stand, geschlossen. Teilweise nutzten sie Grenzsoldaten als Wachturm. Im Januar 1985 ließ die DDR-Regierung den nutzlos gewordenen Kirchenbau sprengen.

Am 9. November 2000 wurde auf den Fundamenten der verschwundenen Versöhnungskirche die architektonisch spektakuläre Kapelle der Versöhnung eröffnet – eine der ungewöhnlichsten Kirchen in Berlin.

  • Versöhnungskirche Bernauer Straße 4, Mitte

Berliner Bauakademie

Verschwundene Gebäude in Berlin: Die Planen mit dem Aufdruck der Fassade der Berliner Bauakademie von Schinkel, aufgenommen im April 2017.
Die Planen mit dem Aufdruck der Fassade der Berliner Bauakademie von Schinkel, aufgenommen im April 2017. Foto: Imago/Tom Maelsa

Dieses Gebäude ist nicht komplett aus Berlin verschwunden, es geistert umher und wird bald wieder auferstehen: Von Berlins wichtigstem Architekten schlechthin, Karl Friedrich Schinkel, in den Jahren 1832-1836 errichtet, diente das Gebäude als Hochschule, in der Baumeister ausgebildet wurden. Die Konstruktion des Baus, der Fassade wie auch der Gestaltung der Innenräume galt seinerzeit als revolutionär.

Im Krieg wurde das Gebäude zerstört. Dann begann eine sehr unübersichtliche und komplizierte Geschichte von Neubauplänen. In der DDR stand auf dem Grundstück gegenüber des Palastes der Republik das Außenministerium. Nach der Wende wurde dieses abgerissen und der Wiederaufbau der Bauakademie beschlossen.

Viele Jahre lang stand nur ein Eckstück der Fassade am historischen Ort, der Rest des Gebäudes wurde mit einer auf einem Stahlgerüst angebrachten bedruckten Plane simuliert. 2016 wurde final der Wiederaufbau der Akademie mit  „So viel Schinkel wie möglich“  vom Deutschen Bundestag beschlossen.

  • Bauakademie Schinkelplatz, Mitte

Altes Ku’damm-Eck

Das Alte Ku’damm-Eck, 1996.
Das Alte Ku’damm-Eck, 1996. Foto: beek100/Wikimedia Commons/CC BY 3.0

Mehr West-Berlin geht kaum. Das verwinkelte, irgendwie klobige, zugleich futuristisch und dann doch altbacken anmutende Kaufhausgebäude am Ku’damm könnte ein Symbol der Mauerstadt sein. Gebaut hat es der Architekt Werner Düttmann. Ab 1973 befanden sich in dem Multifunktionshaus zahlreiche Geschäfte, Kinos, das Berliner Panoptikum, eine Bowlingbahn und das Café des Westens.

Spektakulär an dem Gebäude war eine riesige Lichtraster-Bildwand, auf der bewegte Bilder und Schrift gezeigt werden konnten. Man wollte an das visuelle Erlebnis vom New Yorker Times Square anknüpfen. Trotz moderner Ansätze hat das Gebäude bereits 1996 ausgedient und wurde 1998 abgerissen.

Heute befindet sich an der prominenten Ecke ein vom Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner entworfenes Geschäftshaus, das Neue Ku’damm-Eck.

  • Altes Ku’damm-Eck Kurfürstendamm/Joachimsthaler Straße, Charlottenburg

Kino Tivoli

Tivoli-Kinoruine – Berlins ältestes Kino wird zu einem Lidl-Supermarkt umgebaut. Aufnahme von 2003.
Tivoli-Kinoruine 2003 – Berlins ältestes Kino ist eines der Gebäude, die es nicht mehr gibt. Foto: Imago/PEMAX

Viele Gebäude sind aus Berlin verschwunden. Auch legendäre Kinos. Noch bevor die Filme im Berliner Wintergarten gezeigt wurden, flimmerten sie im Pankower Tivoli über die Leinwand. Wir schrieben das Kaiserjahr 1895 und die Gebrüder Skladanowsky sorgten für eine Sensation: Das bewegte Bild kam an die Spree!

Anfangs war der Film nur ein Teil des Entertainments, doch ab den 1920er-Jahren etablierte sich das Tivoli als Kino. Man ließ das Gebäude in einen modernen Filmpalast umbauen, der 400 Gästen Platz bot. Es überstand Krieg und die DDR und wurde schließlich 1994 geschlossen – nach ziemlich genau 100 Jahren. Auf dem Gelände entstand dort nach dem Abriss im Jahr 2003 eine Lidl-Filiale. Weitere Kinos, die aus Berlin verschwunden sind, seht ihr hier.

  • Kino Tivoli Berliner Straße 27, Pankow

Stadtbad Wedding

Zwischennutzung als Club und Kunstort: Das Stadtbad Wedding im Mai 2016.
Zwischennutzung als Club und Kunstort: das Stadtbad Wedding im Mai 2016. Das Gebäude wurde mittlerweile abgerissen. Foto: Imago/STPP

Das Stadtbad Wedding war eine der großen Volksbadeanstalten der Stadt. Man konnte hier ab 1907 nicht nur schwimmen, sondern in jener Zeit, in der das Bad in der eigenen Wohnung ein Luxus war, duschen oder ein Vollbad nehmen.

Das Gebäude in der Gerichtstraße wurde im Krieg zerstört und in den 1950er-Jahren wieder aufgebaut. Als Schwimmbad mit großem Angebot für Kinder und Schulen. 2002 ließ man es aufgrund baulicher und hygienischer Gründe schließen.

Ab 2009 wurde das Gebäude unter dem Namen „Stattbad Wedding“ als Kunstort und Club zwischengenutzt. Trotz ambitionierter Pläne, dort eine große Konzerthalle zu errichten, wurde es 2016 abgerissen. Ein Immobilieninvestor plant dort eine Wohnungssiedlung.

  • Stadtbad Wedding Gerichtstraße 64, Wedding

Palasthotel

Verschwundene Gebäude in Berlin: Das Palasthotel in Mitte, Aufnahme von 1991.
Das Palasthotel in Mitte, Aufnahme von 1991. Foto: Imago/Stana

Es war eine der feinsten Adressen in Ost-Berlin. An der Karl-Liebknecht-Straße Ecke Spandauer Straße ragte ab 1979 das Palasthotel in den sozialistischen Himmel. Die Betonfassade war mit bernsteinfarbenen Fenstern durchsetzt, es gab mehrere Bars und Restaurants, ja, das von der Interhotel-Kette betriebene Etablissement hatte sogar fünf Sterne. Besser unterkommen konnte man im SED-Staat kaum.

Die Radisson-SAS-Gruppe übernahm das Haus nach der Wende, dennoch wurde im Jahr 2000 der Abriss beschlossen. Beim Abbau fand man unter den Fundamenten eine amerikanische Fliegerbombe.

  • Palasthotel Karl-Liebknecht-Straße/Spandauer Straße, Mitte

Stadion der Weltjugend

Verschwundene Gebäude in Berlin: Feierliche Eröffnung der 10. Weltfestspiele der Jugend und Studenten im Stadion der Weltjugend. Aufnahme von 1973.
Feierliche Eröffnung der X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten im Stadion der Weltjugend. Aufnahme von 1973. Foto: Imago/Sven Simon

Wurde 1950 als Walter-Ulbricht-Stadion errichtet, benannt nach dem spitzbärtigen DDR-Staats- und SED-Parteichef. Im Volksmund hieß das mit einem Fassungsvermögen von 70.000, später 50.000 Zuschauern größte Stadion Ost-Berlins daher „Zickenwiese“. Nach einem Umbau für die X. Weltfestspiele wurde es 1973 in „Stadion der Weltjugend“ umbenannt. Über die breite, schneisenartige Einfahrt rollte die Friedensfahrt, die „Tour de France des Ostens“, zu Stadionankunft ein. Es gab Leichtathletik und Propaganda-Aufmärsche. Seit Mitte der 1970er-Jahre regelmäßig wurde das FDGB-Pokalfinale in der Arena ausgetragen. Auch die Derbys zwischen dem 1. FC Union und dem Serienmeister BFC Dynamo fanden aus Sicherheitsgründen hier statt, um die erbittert verfeindeten Fans auseinanderzuhalten.

Als sich Berlin im Wiedervereinigungstaumel um die Austragung der Olympischen Spiele 2000 bewarb, wurde das marode Stadion abgerissen. Die dort geplante Sporthalle kam nie, weil Berlin die Bewerbung grandios vergeigte. Auf den Sandbergen droschen fortan „Volxgolfer“ lustig Bälle durch die Gegend. Heute macht sich dort der Bundesnachrichtendienst mit seiner riesigen Zentrale breit.

  • Stadion der Weltjugend Chausseestraße, Mitte

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Nach dem riesigen Feedback und vielen Vorschlägen haben wir einen zweiten Teil produziert. Hier findet ihr weitere markante Gebäude, die aus Berlin verschwunden sind. Ein Blick in die Zukunft der Stadt: Bauvorhaben, die Berlin verändern werden. Geschichten von geplatzten Träumen: Bauvorhaben, die in Berlin nicht verwirklicht worden sind. Mit den großen Auftritten ist es vorbei: Legendäre Berliner Konzertorte, die nicht mehr existieren. Manches, was verschwunden war, kehrt dann doch wieder zurück: Wir zeigen euch rekonstruierte Gebäude in Berlin. Aber wie wurde man die Gebäude los? 12 Sprengungen und Fotos vom Abriss seht ihr hier. Noch mehr zu Baukunst und zum Stadtbild findet ihr in unserer Architektur-Rubrik.

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