Wer ein Botschaftsgebäude in Berlin aufsucht, hat üblicherweise was zu regeln, meist wohl wegen Reisen oder Passdokumenten. Doch in Berlin lohnt sich die Auseinandersetzung mit den Botschaften jenseits des bürokratischen Kleinkrams. Die diplomatischen Vertretungen sind besondere Bauwerke, architektonisch spannend – und sie erzählen vom Selbstverständnis der jeweiligen Länder. Von Ägypten bis zum Vatikan zeigen wir euch 12 besondere Botschaftsgebäude in Berlin.
Das niederländische Botschaftsgebäude in Berlin

Natürlich hat kein anderer als Rem Koolhaas die niederländische Botschaft in Berlin gebaut. Der Stararchitekt aus Rotterdam gehört zu den bekanntesten Namen in der Branche. Der futuristisch anmutende Bau wurde 2004 von Königin Beatrix eingeweiht und erhielt im Jahr 2005 den Mies van der Rohe-Preis für europäische Architektur. Weitere Architekten, die Berlin nach der Wende geprägt haben, stellen wir hier vor.
- Botschaft des Königreichs der Niederlande Klosterstr. 50, Mitte
Japans Botschaft in der Hauptstadt
Interessanterweise wurde der Bau der japanischen Botschaft in Berlin zwischen 1938 und 1942 von Hitlers Architekt Albert Speer beaufsichtigt. Der Entwurf stammt jedoch von Ludwig Moshamer, der 1938 auch die französische Botschaft bauen sollte, wozu es aber nicht mehr kam. Das Gebäude wurde im Krieg stark beschädigt und stand zur Zeit der Teilung lange leer. Erst in den 1990er-Jahren wurde es nach Originalplänen nahezu identisch aufgebaut und dient dem Kaiserreich wieder als offizielle Vertretung. Es steckt viel Japan in Berlin – und wenn im Frühjahr das Naturschauspiel beginnt, lassen sich die blühenden Kirschbäume auch an der japanischen Botschaft bewundern.
- Japanische Botschaft in Berlin Hiroshimastr. 6/Ecke Tiergartenstr., Tiergarten
Die Botschaft von Mexiko
Der mexikanische Architekt Teodoro González de León (1926–2016) war so etwas wie der Oscar Niemeyer Mexikos. Stark von Le Corbusier beeinflusst, entwarf er moderne, geradlinige Betonbauten, die man stellenweise dem Brutalismus zurechnen könnte. González de León gewann den Wettbewerb für den Neubau der mexikanischen Botschaft in Berlin und setzte sein Projekt in den Jahren 2000/2001 um. Es gehört vor allem dank der Außenfassade aus schräg gestellten Betonstelen zu den gelungensten Beispielen zeitgenössischer Architektur in Berlin. Von Mezcal bis Quesadillas zeigen wir euch hier übrigens das mexikanische Berlin.
- Mexikanische Botschaft Klingelhöferstr. 3, Tiergarten
Die katarische Botschaft Berlins
Eines der ungewöhnlichsten Botschaftsgebäude in Berlin: Entworfen wurde das von traditioneller Architektur Katars inspirierte Gebäude von dem Londoner Architekten John S. Bonnington. Seit 2004 residiert in dem Bau, dessen Grundfläche ein Dreieck bildet und der mit geschliffenem spanischem Granit überzogen wurde, der Botschafter Katars.
- Katarische Botschaft in Berlin Teplitzer Str./ Ecke Hagenstraße 56, Grunewald
Italiens Botschaftsgebäude
Die Geschichte der italienischen und der japanischen Botschaften in Berlin ähneln sich. Kein Wunder, gehörten beide Länder während des Dritten Reichs zu den sogenannten Achsenmächten. Errichtet wurde der gewaltige Bau in den Jahren 1939-1941 von dem Architekten Friedrich Hetzelt, der auch Hermann Görings berühmten Landsitz Carinhall baute.
Hetzelt orientierte sich am Neoklassizismus und ließ die Fassade mit italienischem Kalkstein verkleiden. So wie die japanische Botschaft wurde auch die italienische Botschaft im Krieg stark beschädigt, stand später lange leer und wurde erst nach der Wiedervereinigung saniert. Ihr wollt mehr Italien in Berlin? Pizza, Pasta und italienisches Lebensgefühl.
- Italienische Botschaft in Berlin Hiroshimastr. 1, Tiergarten
Die Weltraumstation: Chinas Botschaftsgebäude
Die chinesische Botschaft in Berlin sieht aus wie eine Weltraumstation aus den 1980er-Jahren, die irgendwie am Spreeufer gelandet ist und da nun bleiben muss. Verspiegelte Fenster, silbrigweiße Außenfassade und die rote Fahne vereinen sich zu einem dystopischen Bild wie aus einem Science-Fiction-Film. Manchmal stehen einzelne Anhänger von Falun Gong vor dem Bau und üben sich im schweigenden Protest.
Der Bau wurde noch zu DDR-Zeiten als Kongresszentrum geplant und nach der Wende von China gekauft. Man setzte einen traditionellen Wächterlöwen ans Tor, umzäunte das Areal und 1999 zogen die chinesischen Diplomaten ein. Mehr China in Berlin erlebt ihr an diesen Orten.
- Chinesische Botschaft in Berlin Märkisches Ufer 54, Mitte
Das UFO: Die Botschaft der Tschechischen Republik
Ein Prunkbau der sozialistischen Moderne. Der klobige Kasten in der Wilhelmstraße mit den bernsteinfarbenen Fenstern und brutalistischer Grundstruktur müsste die Herzen aller Architekturfeinschmecker höher springen lassen.
Errichtet wurde der Bau, den viele Berliner gerne auch als „UFO“ bezeichnen, in den Jahren 1974 bis 1978 nach den Plänen des tschechischen Architekten-Ehepaars Věra und Vladimír Machonin. Sogar das Originalmobiliar aus der Zeit, als es noch eine Tschechoslowakische Republik gab, ist noch erhalten.
Wer sich jedoch nicht nur für die Architektur interessiert, sondern tatsächlich etwas mit dem Botschafter zu klären hat, muss allerdings Büroräume am Hausvogteiplatz aufsuchen. Und wer sich für die Kultur des Landes interessiert, findet das Tschechische Zentrum mitsamt Bibliothek beim Goethe-Institut an der Neuen Schönhauser Straße 20.
- Botschaftsgebäude der Tschechischen Republik Wilhelmstr. 44, Mitte
Die Botschaft Saudi-Arabiens
Die Architekten Gerhard Bartels und Nabil Fanous entwarfen den markanten Neubau der saudischen Botschaft. Ein Rundbau, viel Glas und mit Ornamenten verzierte Stahlelemente dominieren das Gebäude im Botschaftsviertel in Tiergarten. Fertiggestellt wurde das Projekt 2008, neben dem Haupthaus gehören auch Gartenanlagen und verschiedene Brunnen zum Gesamtkomplex.
- Botschaft des Königreichs Saudi-Arabien Tiergartenstr. 33-34, Tiergarten
Nordische Botschaften
Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland und Island haben in Berlin ihre Botschaften vereinigt. Als verbindendes Element dient eine wellenförmig angelegte Fassadenverkleidung aus Kupfer. Der Gebäudekomplex wird auch „Felleshus“ genannt, was in den skandinavischen Sprachen „Gemeinschaftshaus“ bedeutet.
Die einzelnen Botschaften selbst sind aus den für das jeweilige Land typischen Materialien gefertigt, darunter Kalkstein, Lärchenholz und Granit. Herausragend ist neben der fantastischen Architektur vor allem das Kulturprogramm mit Konzerten, Lesungen, Gesprächen und Ausstellungen.
- Nordische Botschaften – Felleshus Rauchstr. 1, Tiergarten, online
Gründlich gesichert: Die Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika
Seit 2008 residiert der US-Botschafter am Pariser Platz, besonders hübsch ist die Fassade nicht, aber sehenswert ist das Gebäude schon. Viele Mythen ranken sich um die Botschaft der USA, die wie eine Festung zwischen dem Brandenburger Tor und dem Hotel Adlon eine gewaltige Grundfläche im Herzen Berlins besetzt und streng überwacht wird. Einst stand dort mal das Palais Blücher. Angeblich werden die zur Straße gerichteten Büroräume aus Sicherheitsgründen nicht benutzt, und auf dem Dach sollen oder sollten sich Abhöranlagen befinden. Wer weiß das schon? Mehr Wissenswertes über Berlin und die USA von Jesse Owens und JFK bis Bagels und Burger.
- Botschaft der USA Pariser Platz 2, Mitte
Die Botschaft Ägyptens in Berlin
Die ägyptische Botschaft hat schon was vom Berghain. Ein klobiger Kasten, die schmalen, langgezogenen Fenster und eine Aura des Unnahbaren. Nun stehen hier die Menschen nicht Schlange, um reinzukommen. Dennoch ist der 2001 fertiggestellte Bau des Ägypters Samir Rabie ein spannendes Beispiel für Botschaftsarchitektur in Berlin. Das Gebäude besteht aus drei Kuben, die Fassade wurde mit rotem Granit verkleidet, die von Reliefs geschmückt sind, die die Papyrus- und die Lotuspflanze darstellen.
- Ägyptische Botschaft Stauffenbergstraße 6-7, Tiergarten
Die Vertretung des Heiligen Stuhls: Botschaft des Vatikans
Wenn der Papst nach Berlin kommt, dann wohnt er in Neukölln. Und zwar in der Apostolischen Nuntiatur, wie man die Botschaften des Vatikans nennt. Die Berliner Nuntiatur befindet sich am Ausläufer der Hasenheide, direkt neben der St. Johannes-Basilika, die von der polnischen Community frequentiert wird.
Den Wettbewerb für den eher unspektakulären Bau entschied der Münsteraner Architekt Dieter Baumewerd für sich. Modern, nüchtern, eckig mutet die Vertretung des Heiligen Stuhls an. Interessanterweise ist die Apostolische Nuntiatur die einzige diplomatische Vertretung in Neukölln überhaupt.
- Apostolische Nuntiatur in Berlin Lilienthalstr. 3a, Neukölln
Mehr Berlin verstehen
Nach dem Botschaftsviertel könnt ihr direkt das Regierungsviertel besuchen, die wichtigen Infos gibt es hier. Vieles ist futsch: 12 Dinge, die wir an West-Berlin vermissen. Den umfassenden Überblick kriegt ihr hier: Unser Berlin-Architektur-Guide von Bauhaus bis Baller. Historisch soll es sein, mit schmucken Fassaden und hohen Decken? Dann ist die preußisch-klassizistische Architektur für euch richtig. Ihr habt mehr übrig für Plattenbauten und Zuckerbäckerstil? Hier erzählen wir euch mehr über die DDR-Architekten, die Berlin geprägt haben. Neue und spannende Architektur-Geschichten findet ihr immer hier.