Futuristische Architektur präsentiert sich in Berlin an vielen Ecken. In den 1920ern prägten visionäre Bauhaus-Architekten den modernen Wohnsiedlungsbau nachhaltig. Während der Teilung konkurrierten Ost und West neben allen anderen Konflikten natürlich auch in Sachen Architektur. Arbeiterpaläste oder Trabantenstädte, Neue Nationalgalerie oder Fernsehturm: Berlin hatte immer seine eigene (architektonische) Zukunftsvision. Aktuell sprießen etliche Riesenprojekte – Bürotürme, Bahnhöfe, Museen – aus dem Boden der Hauptstadt. Alle geben sich modern und futuristisch. Welche Berliner Bauten aber wirklich so aussehen, als wären sie mit einer Zeitmaschine an der Spree gelandet, erfahrt ihr hier.
Futuristische Architektur in Berlin: Verlagshaus Axel Springer
Die neue Zentrale des Axel-Springer-Verlages sorgte für Architektur-Kontroversen und doch ist es eines der prominentesten Bauprojekte der vergangenen Jahre, die das Stadtzentrum prägen. Der niederländische Architektur-Superstar Rem Koolhaas hat den massiven Koloss aus getönten Glasflächen und einer mit 3D-Elementen ornamentierten Fassade entworfen, der Bau scheint das Licht und den umgebenden Raum zu absorbieren, bietet etwa 3000 Arbeitsplätze und hat ein imposantes, 45 Meter hohes Atrium.
- Axel-Springer-Neubau Zimmerstraße 50, Mitte
Regierungsviertel
Das politische Herz von Berlin schlägt im Regierungsviertel. Hier befinden sich die wichtigsten Institutionen der Legislative und der Exekutive. Hier arbeiten die Abgeordneten, Landesvertreter, Minister und Beamten, im Bundestag, in der Bundesregierung oder im Bundesrat, und hier hat auch das Kanzleramt seinen Sitz, das eigentliche Zentrum der Macht. Auf einen architektonischen Rundgang durchs Regierungsviertel begeben wir uns hier.
- Regierungsviertel Mitte, Tiergarten
Futuristische Architektur am Hauptbahnhof: Bürohaus The Cube
Ein verglastes, würfelförmiges Gebäude ziert seit 2020 die südliche Seite des Hauptbahnhofs am Washingtonplatz an der Spree. Der Luxusbüro-Kubus wirkt wie eine überdimensionierte Skulptur, in deren verglasten, nach innen gefalteten Fassaden sich die Umgebung spiegelt und so neue Raumdimensionen erschafft. The Cube ist so futuristisch wie seine Fassade – das 42 Meter hohe Gebäude ist mit 3800 Sensoren versehen und ermöglicht Mietern mithilfe einer App beispielsweise die individuelle Einstellung von Licht und Temperatur sowie die Buchung von Arbeitsplätzen.
- The Cube Washingtonplatz 3, Tiergarten
Paul-Löbe-Haus
Regieren bedeutet vor allem Verwalten, und dafür braucht man Büroflächen. Mit 1700 Räumen und mehr als 60.000 Quadratmetern Nutzfläche bietet das nach dem SPD-Politiker, Reichstagspräsidenten und Alterspräsidenten des Deutschen Bundestages Paul Löbe (1875–1967) benannte Funktionsgebäude die Logistik für reibungslose Parlamentsarbeit.
- Paul-Löbe-Haus Konrad-Adenauer-Straße 1, Tiergarten
Wohnhaus L40 von Roger Bundschuh und Philipp Baumhauer
Das Wohn- und Geschäftshaus L40, auch „Black-Maze-Building“ genannt, also schwarzes Labyrinth, macht es uns nicht leicht. Auf der einen Seite ist es ein brutales UFO, das sich da an der Ecke Linienstraße und Rosa-Luxemburg-Straße in die Höhe streckt und auch als eine der Berliner Bausünden betrachtet werden kann. Auf der anderen Seite gehört das Projekt der Architekten Roger Bundschuh und Philipp Baumhauer zu den mutigsten Positionen im Areal.
- Wohnhaus L40 Linienstraße 40, Mitte
Neues Kranzler Eck
Auch die City West hat sich seit dem Mauerfall radikal erneuert, ein gutes Beispiel dafür ist das Ensemble am ehrwürdigen Standort des Kranzler Ecks. Eine 60 Meter hohe Glaswand erhebt sich spitz zulaufend am Kurfürstendamm. Architekt Helmut Jahn ist für dieses Highlight verantwortlich, besonders eindrucksvoll gestaltet sich die Blickachse in Richtung der beiden Hotels, Waldorf Astoria und Motel One, die Berlin ebenfalls futuristisch aussehen lassen.
- Neues Kranzler Eck Kurfürstendamm 22, Charlottenburg
Futuristische Architektur: Berlin Hauptbahnhof
Als größter Kreuzungsbahnhof Europas setzt der gläserne Berliner Hauptbahnhof einen krönenden Schlussstein für die Neukonzipierung des Berliner Verkehrsnetzes. Im bewussten Gegensatz zur ornamentalen Historismus-Bauweise des Lehrter Bahnhofs konzipierte Meinhard von Gerkan einen modernen Bahnhofskomplex, der überwiegend aus den Materialien Glas, Beton und Stahl erbaut worden ist – die Stahlkonstruktion bleibt sichtbar, anstatt von einer schmückenden Fassade verhangen zu werden. Übrigens: Hübsche Fassaden und Ornamente waren nicht immer ein Kriterium für die Traum-Altbauwohnung in Berlin. Warum der Stuck in Berlin verschwunden ist, erfahrt ihr hier.
- Berlin Hauptbahnhof Europaplatz 1, Tiergarten
Eigentumswohnungen 2.0
Herausragende moderne Bauwerke wie Museen, Bahnhöfe und Bürotürme prägen die Stadt auf den ersten Blick, sie sind berühmt, oft von Stararchitekten entworfen und gelten als Sehenswürdigkeiten. Die Stadt verändert sich aber viel nachhaltiger im Kleinen. Der Wohnungsbau nimmt wesentlich mehr Raum ein und ist zwar nicht ganz so prominent, aber durch neue Konzepte, politische Entscheidungen und die Preisentwicklung auf dem Wohnungsmarkt, stellen die schicken Lofts, neu errichtete Siedlungen und Blöcke mit luxuriösen Eigentumswohnungen die Weichen für eine Zukunft der Stadt, in der die neuen Bewohner anders wohnen und anders leben werden. Sauber, teuer, weniger durchmischt, unter sich.
- Überall in der Stadt
Futuristische Architektur in Berlin: Wohnhaus Sapphire
Die meisten Projekte in dieser Liste stammen von anerkannten Architekten, darunter vielen Berlinern. Doch nur wenige wurden von internationalen Architekturstars wie Daniel Libeskind errichtet. Der US-Architekt ist durch den Bau des Jüdischen Museums in Berlin berühmt geworden. Das Sapphire, ein exklusives Wohnhaus in der Chausseestraße in Mitte mit 73 Appartements, ist aufgrund seiner asymmetrischen Formen und der besonders beschichteten Fassade, die aus einem Gemisch aus Titan und Keramik besteht, ein besonderes Projekt. Es ist zudem das einzige Wohnhaus von Libeskind in Europa.
- Sapphire Chausseestraße 43, Mitte
Wohnhaus in Schöneberg
Das Atelier- und Wohngebäude am Lokdepot zwischen Gleisdreieck und Südkreuz gehört aufgrund der roten Fassade zu den prägnantesten Gebäuden im Berliner Süden. Besonders wenn die Abendsonne auf das sechsgeschossige Gebäude aus tiefrot gestrichenem Stahlbeton trifft, ist die Konstruktion aus hervorstehenden Balkonen und Loggien ein Hingucker. Andererseits aber steht der rote Kasten für ein Problem: Wenn es Architekturbüros und Wohnungsunternehmen neu bauen, dann sind es meistens teure Eigentumswohnungen, die sich nur die Wohlhabenden leisten können. So auch am Lokdepot.
- Wohnhaus Monumentenstraße, Schöneberg
Trias Towers Berlin
Die Architekten Lucia Beringer und Gunther Wawrik entwarfen in den 1990er-Jahren den dreigliedrigen Bürogebäudekomplex an der Holzmarktstraße. Die markanten Riegel sind durch einen gemeinsamen Sockel verbunden, jedes der Bauwerke in Form eines leicht abgerundeten V ist 44 Meter hoch und soll symbolisch als Ost-Berliner Tor zur Innenstadt fungieren.
- Trias Holzmarktstraße 15-17, Mitte
Futuristische Architektur in Berlin: Futurium
Das Futurium ist noch recht neu in Berlin. Es wurde 2019 eröffnet und bildet seither einen lebendigen Ort des Dialogs und der Diskussion über die Gestaltung der Zukunft. Das Museum hinterfragt die Herausforderungen möglicher Szenarien, wirft die zentrale Frage auf: „Wie wollen wir zukünftig leben?“ und überzeugt mit einem vielfältigen Programm aus Workshops, Veranstaltungen und einer interaktiven Ausstellung.
- Futurium Alexanderufer 2, Mitte, mehr Infos zum Futurium hier
Mehr Architektur in Berlin
Ihr wollt mehr über die Berliner Architektur erfahren? Dann geht es hier zum großen Guide von Altbau bis zeitgenössisch. Wohnhäuser können beeindrucken, aber in Berlin gibt es natürlich auch interessante Industriearchitektur, die ihr kennen solltet. Im 20. Jahrhundert prägten diese 12 Architekten der Moderne Berlin: von Behrens bis Sharoun. Stets neue Texte zum Thema findet ihr in der Architektur-Rubrik.