Natürlich existieren noch Garagen in Berlin. Unter Einkaufszentren, Bürogebäuden und modernen Wohnhäusern stehen die Autos in Tiefgaragen. Hell, sauber, steril. Es ist die schöne neue Parkplatzwelt. Die alten Häuschen, Trabi Villen, ausgedienten Pferdeställe und urigen Hinterhof-Remisen, die sich mehr oder weniger wild ins Stadtbild wuchern, verschwinden langsam aber sicher aus dem urbanen Geflecht. Seit die Immobilienpreise steigen und Berlin immer dichter bebaut wird, gibt es für einen überdachten Abstellplatz in der Innenstadt kaum noch Flächen. Doch hier und da findet man sie noch! Wir haben 12 Fotos zusammengestellt, die von diesen zuweilen skurrilen Relikten zeugen.
Remisen in Mitte, 1980er-Jahre
Einst war Berlin eine Pferdestadt. Droschken, Kutschen und Transportkarren wurden von den Tieren stoisch über die Straßen gezogen. Hier und da sieht man heute noch Spuren dieser Ära. Es sind die hohen Hofeinfahrten, Stallbauten und Remisen. Nach dem Siegeszug des Automobils wurde diese Pferde-Infrastruktur oft zu Garagen umfunktioniert, so wie hier in diesem Hinterhof in der Ackerstraße in Mitte. In den 1980er-Jahren parkten dort Autos.
Garagen im Garten des Schloss Schönhausen
Zu jedem Schloss gehörten für gewöhnlich auch Pferdestelle, so auch zum Schloss Schönhausen in Pankow. Da aber selbst in der höfischen Welt, die Pferde seltener werden, wurden die Stallungen in Garagen umgewandelt.
DDR-Garagenkomplex an der Storkower Straße
Eine Garage fürs eigene Auto ist für viele Berliner und Berlinerinnen ein Luxus. Wer nicht über ein Eigenheim mit dazugehöriger Garage verfügt, sondern in einer Wohnung lebt, stellt das Auto auf der Straße ab. Das ist der Normalfall. In Ost-Berlin war das Auto, meist der Trabant, zwar ein Luxusgut, die Garage aber durchaus verbreitet. Sie diente auch als Abstellraum, Hobbywerkstatt oder Rückzugsort für Jugendliche, die mal ungestört sein wollten.
Alte Garagen in Tegel
Manche Garagen in Berlin erinnern an schäbige Hütten, so ehrlich muss man sein, sie sind eine Art mitteleuropäischer Favela. So praktisch und von ihren Eigentümern geliebt sie sein mögen, sind sie nicht immer schön. Ästhetik ist die eine Seite, der Markt die andere. Investoren schielen mit begehrlichem Blick auf solche heruntergekommenen Bauten und sehen an ihrer Stelle Abrissbirne und Dollarzeichen.
Bunte Trabi-Villen in Mitte
In DDR-Zeiten nannte man die kleinen Garagen aus Beton, Holz oder Blech ironisch auch gerne „Trabi-Villa“. Besonders schön sind die Beispiele für diese vom aussterben bedrohten Ost-Garagen, wenn sie von kreativen Eigentümern verschönert wurden. So wie auf diesem Hinterhof in Mitte.
Tiefgarage des ICC
In den 1960er-Jahren stellte sich West-Berlin auf den Autoverkehr um. Man ließ Straßenbahnschienen abreißen, baute die Autobahnen aus und schuf Platz für die immer mehr werdenden PKW in der Stadt. Parkplätze und Tiefgaragen mussten her. Auch unter dem grell orangenem Durchgang am ICC wurde eine moderne Tiefgarage gebaut. Kleine Einzelgaragen gehörten nicht mehr ins Konzept der Stadtplaner. Die Massenautohaltung ist seitdem das Gebot der Zeit.
Garagenhof in Wedding
Das Ende der Individualgarage in der Stadt ist nahe, dabei gehörten einst Garagenhöfe zu neuen Wohnsiedlungsprojekten meist dazu. Die Anlage in der Weddinger Transvaalstraße ist dafür ein gutes Beispiel.
Berliner Hof in Westend
Es gibt noch Hinterhöfe in Berlin, die eine ganz eigene Atmosphäre haben. In den Garagen haben sich Künstler eingerichtet, hier und da wird an Oldtimern geschraubt. Zwischen Klinkerstein, Brandmauern, wild wuchernden Sträuchern und Kopfsteinpflaser entstehen so urbane Oasen.
Bunte Garagen in Reinickendorf
Diese drei Garagen (und vor allem das Haus daneben) in Reinickendorf wurden von einem Menschen mit sehr besonderem Sinn für Farbe gestrichen. Ein klein wenig tut es in den Augen schon weh, aber vielleicht ist die Lila-Türkis-Blau-Kombination etwas angenehmer als das Berliner Einheitsgrau?
KFZ-Werkstatt in Neukölln
Viele alte Garagenhöfe wurden in Berlin zu Autowerkstätten, oder waren es sogar von Anfang an. Immerhin begann in Berlin die Automobilisierung in den 1920er-Jahren. Sogar die weltweit erste elektrische Ampelanlage stand auf dem Potsdamer Platz und die Blechkisten mussten schließlich auch vor 100 Jahren irgendwo repariert werden.
Garagen auf dem Gelände des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit (MfS)
Das Areal der Gedenkstätte Hohenschönhausen blieb 40 Jahre lang ein weißer Fleck auf den Stadtplänen Ost-Berlins. Was hier geschah, unterlag strengster Geheimhaltung. Als zentrales Untersuchungsgefängnis der sowjetischen NKWD, später des Ministeriums für Staatssicherheit in der DDR, diente es der Inhaftierung politischer Gefangener. Natürlich befanden sich auf dem Gelände auch Garagen.
Moderne Tiefgarage am Bebelplatz
Die Ära der Trabi-Villen, kuriosen Architekturen und Rumpelhütten geht langsam aber sicher ihrem Ende entgegen. Im 21. Jahrhundert sehen Garagen so aus. In Berlin und genauso in anderen Städten auch.
Mehr Architektur in Berlin
Gut verborgen: Wir zeigen schöne Fotos von Berliner Hinterhöfen. Die Energielieferanten sind auch architektonisch spannend: Wir blicken auf die Kraftwerke in Berlin. Noch mehr Backstein: Architektur des Expressionismus in Berlin. Den großen Überblick über Berlins Architektur gibt’s in unserem Guide von Bauhaus bis Bausünde, von Preußen bis Postmoderne. Immer neue und interessante Geschichten über die Architektur in Berlin findet ihr hier.