Architektur

Hochhäuser in Berlin: Das sind die höchsten Gebäude der Stadt

Hochhäuser in Berlin sind nicht so prägend wie in anderen Städten, sie sind eher die Ausnahme als die Regel. Denn die Traufhöhe beträgt 22 Meter, so hoch dürfen Bauten sein, um das mehr oder weniger einheitliche Erscheinungsbild intakter Altbauquartiere nicht zu beeinträchtigen. Trotzdem baut man in der Stadt hier und da in die Höhe. Also zeigen wir euch die Highlights und stellen Hochhäuser in Berlin vor.


Edge East Side Tower

Das Edge East Side ist 2024, im Jahr seiner Fertigstellung, Berlins höchstes Hochhaus. Foto: Imago/Olaf Schuelke
Der Edge East Side Tower ist 2024, im Jahr seiner Fertigstellung, Berlins höchstes Hochhaus. Foto: Imago/Olaf Schuelke

Zumindest 2024, im Jahr der Schlüsselübergabe, nimmt dieser Bau die Spitzenposition ein: Bis zur Fertigstellung des Estrel Towers in Neukölln ist der Edge East Side Tower Berlins höchstes Hochhaus. Übersehen kann man diesen Giganten nicht, der seinen langen Schatten auf die Warschauer Straße wirft. Ein Großteil der Bürofläche des rund 140 Meter hohen Turms wird von Amazon genutzt. Den Entwurf lieferte das dänische Architekturbüro Bjarke Ingels Group, das oft mit Spielereien in eigentlich klar geschnittenen Bauvorhaben auffällt: Wohnhäuser, die wie Berge wirken, oder glatte Türme, die hier und da mit voller Absicht wie schlecht gestapelte Bauklötze aussehen. Markant ist die treppenartig strukturierte Glasfassade des Hochhauses in Friedrichshain allemal. Ob der im Eiltempo (Baubeginn war 2019) fertiggestellte Bau irgendwann wohl eine Art Wahrzeichen wird? Oder doch eher Symbol bleibt für den rasanten Umbau des gentrifizierten Friedrichshains?

  • Edge East Side Tamara-Danz-Straße 11, Friedrichshain, Höhe: 142 Meter

Kollhoff-Tower

Hans Kollhoffs Büroturm ist schlank und orientiert sich an historischen Hochhäusern. Foto: Imago/Westend61
Hans Kollhoffs Büroturm ist schlank und orientiert sich an historischen Hochhäusern. Foto: Imago/Westend61

Hans Kollhoffs Architektur weist nach oben und blickt in die Vergangenheit: Er hat klassische Formen und natürliche Materialien im Blick, zu seinen Inspirationen zählt die Backsteinarchitektur von New Yorker Wolkenkratzern und generell Hochhausarchitektur aus dem frühen 20. Jahrhundert. Entsprechend klassisch wirkt da auch der Kollhoff-Tower, Nachbar und architektonisches Gegenteil des Bahntowers. An der Potsdamer und Alten Potsdamer Straße läuft der Turm im spitzen Winkel zu. Der Kollhoff-Tower wird vorwiegend für Büros genutzt, bietet aber auch eine Aussichtsplattform, die mit dem schnellsten Aufzug Europas erreicht werden kann. Weitere Aussichtspunkte in Berlin findet ihr hier.

  • Kollhoff-Tower Potsdamer Straße 1, Tiergarten, Höhe: 101 Meter, bis zur Spitze 115 Meter, mehr Infos zur Aussichtsplattform, Öffnungszeiten und Tickets hier

Internationales Handelszentrum

Mehr als 130 Unternehmen arbeiten heute hinter den schwarzen Fenstern des Internationalen Handelszentrums. Foto: Imago/Christian Spicker
Mehr als 130 Unternehmen arbeiten heute hinter den schwarzen Fenstern des Internationalen Handelszentrums. Foto: Imago/Christian Spicker

Erhardt Gißke, Direkter der Ost-Berliner Aufbauleitung, entwarf dieses kolossale Hochhaus in den 1970er-Jahren. Auf einem rechteckigen Grundriss ist der von einem fensterlosen Rahmen eingefasste schwarze Glasblock im Stadtbild nicht zu übersehen. Ungewöhnlich beim Internationalen Handelszentrum ist die Hilfe aus dem kapitalistischen Ausland: Die Bauausführung von 1976 bis 1978 übernahm ein japanisches Unternehmen.

Zu DDR-Zeiten waren Kanzleien, Fluggesellschaften, Handelsunternehmen und Botschaften im Gebäude ansässig, aber auch die berüchtigte Imes Import-Export GmbH, über die sich die Stasi mit Waffenverkäufen Devisen beschaffte. Nach der Wende waren zeitweise die niederländische und die kanadische diplomatische Vertretung hier untergebracht, bevor sie ihre Botschafts-Neubauten bezogen.

  • Internationales Handelszentrum Friedrichstraße 95, Mitte, Höhe: 93,5 Meter

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Treptowers

Hochhäuser in Berlin: Die Treptowers ragen an der Spree in die Höhe. Foto: Imago/Reiner Zensen

„Grandaire“, „Oasis“, „The Westlight“ – jüngere Bauvorhaben in Berlin wollen schon mit den Namen hoch hinaus. Geradewegs erfrischend ist da die Perspektive am Dreiländereck zwischen Friedrichshain, Kreuzberg und Treptow auf – richtig, die Treptowers: ein naheliegend benanntes Ensemble, 1993 vom Architekten Gerhard Spangenberg konzipiert und bis 1998 fertiggestellt. Der 125 Meter hohe Büroturm aus Glas und Stahl markiert das Ende der dichten Innenstadtbebauung und überragt die ins Ensemble integrierten Fertigungshallen des ehemaligen VEB Elektro-Apparate-Werke Berlin-Treptow „Friedrich Ebert“, der hier unter anderem Kassettenrekorder und Computer produzierte. Die Allianz-Versicherung, langjährige Eigentümerin und später Mieterin des Hochhauses, ist von Treptow nach Adlershof gezogen. 2022 wurde dann auch der markante Schriftzug auf dem Dach abgebaut. In der Nähe des Hochhauses: der Molecule Man, eine löchrige Skulptur in der Spree.

  • Treptowers An den Treptowers 1, Alt-Treptow, Höhe: 125 Meter

Park Inn

Die DDR-Führung ließ den Alexanderplatz neu gestalten und ließ eines der höchsten Hochhäuser in Berlin dort errichten. Foto: Imago/Schöning
Die DDR-Führung ließ den Alexanderplatz neu gestalten und eines der höchsten Hochhäuser in Berlin dort errichten. Foto: Imago/Schöning

Minimalistisch, regelmäßig, modular, frei von Ornamenten: Leitlinien der klassischen modernen Architektur bestimmen auch den späten Internationalen Stil, der besonders nach 1945 Hochhäuser weltweit prägte. Das ehemalige Hotel Stadt Berlin, entworfen vom DDR-Architekten Roland Korn, würde auch in Chicago oder Shanghai nicht fehl am Platz wirken. Der Turm war das höchste bewohnbare Gebäude in der DDR und sollte auf dem neu gestalteten Alexanderplatz ein städtebauliches Gegengewicht zum Fernsehturm bilden. Das seinerzeit gern von diplomatischen Delegationen des Warschauer Pakt genutzte Hotel empfängt heute unter dem Namen Park Inn seine Gäste.

  • Park Inn Alexanderplatz 7, Mitte, Höhe: 125 Meter, bis zur Spitze: 150 Meter

Upper West

Blick vom Neuen Kranzler Eck aufs Upper West (mittig). Foto: Imago/Blickwinkel/S. Ziese
Blick vom Neuen Kranzler Eck aufs Upper West (mittig). Foto: Imago/Blickwinkel/S. Ziese

Bis 2009 befand sich hier das Schimmelpfeng-Haus, ein gutes Stück West-Berlin, das nicht mehr existiert. Nach dessen vollständigen Abriss begann 2013 der Bau des Hochhauses nach Plänen des Architekten Christoph Langhof. 2017 wurde der Bau endgültig fertig, schon im Jahr zuvor war die Fassadengestaltung abgeschlossen worden: Der strahlend weiße Zwillingsturm pfeift auf Symmetrie, die Fenster sind unregelmäßig arrangiert, das Gebäude nach oben verjüngt. Aus den Hotelzimmern im Hochhaus hat man die gesamte City West im Blick. Der Name Upper West verrät aber, dass sich der Turm lieber in die Hochhäuser Manhattans einreihen würde.

  • Upper West Kantstraße 163–165, Charlottenburg, Höhe: 119 Meter

Zoofenster

Das Zoofenster bei Nacht. Mit den benachbarten Hochhäusern ergibt es ein Ensemble in der City West. Foto: Imago/Chromorange
Das Zoofenster bei Nacht. Mit den benachbarten Hochhäusern ergibt es ein Ensemble in der City West. Foto: Imago/Chromorange

Zwei Hochhäuser bilden das Tor zur City West und ergeben mit der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche eine architektonische Einheit: Neben dem Upper West ragt das fast ebenso hohe Zoofenster in den Himmel. Zunächst wollte ein Getränkekonzern hier ein Hochhaus ganz aus Glas errichten, den Entwurf lieferte dann aber Christoph Mäckler. Der Architekt ist bekannt für seine kritische Auseinandersetzung mit moderner Architektur: Er hat zumeist auch bei Neubauten historische Formen und verbürgte Grundrisse im Fokus – Lektionen, die er auch beim Hochhausbau nicht vergisst. Das 2013 fertiggestellte Zoofenster, so benannt wegen der Nähe zum Zoologischen Garten, ist ein streng geschnittener steinerner Riese, der sich in die Bauweise seiner Umgebung einfügt. Das Hochhaus beherbergt mit dem Waldorf Astoria ein luxuriöses Hotel.

  • Zoofenster Hardenbergstraße 28, Charlottenburg, Höhe: 118 Meter

Atrium Tower

Mehr Hochhäuser braucht der Potsdamer Platz, das stand schon vor der Wende fest. Den Terracotta-Turm über dem Tiergartentunnel schuf Renzo Piano. Foto: Imago/Joko
Mehr Hochhäuser braucht der Potsdamer Platz, das stand schon vor der Wende fest. Den Terracotta-Turm über dem Tiergartentunnel schuf Renzo Piano. Foto: Imago/Joko

Der Potsdamer Platz hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Zu den ersten Unternehmen, die auf der einstigen Brache am Mauerstreifen ein neues Manhattan entstehen lassen wollten, gehörte ein Autokonzern: Daimler-Benz hatte schon vor dem Mauerfall Interesse am Areal bekundet. Den Masterplan für das Daimler-Quartier entwickelte der italienische Star-Architekt Renzo Piano.

In den Mittelpunkt rückte er das debis-Haus für Daimlers mittlerweile nicht mehr existente Dienstleistungstochter. Das 1997 vollendete Gebäude will mit seiner Terracotta-Fassade ein freundlicher Gegenentwurf zu Hochhäusern aus Glas und Stahl sein. Mit einem ausgeklügelten Belüftungskonzept und aus Regenwasser gespeisten Klospülungen hatte man hier eine grüne Zukunft im Blick. Mittlerweile ist das Hochhaus mit 1990er-Jahre-Charme in Atrium Tower umgetauft worden. Daimler hat den Potsdamer Platz verlassen, und auch der Springer-Verlag, zwischenzeitlich Nachmieter, ist ausgezogen.

  • Atrium Tower Eichbornstraße 3, Tiergarten, Höhe: 106 Meter

Bahntower

Hochhäuser am Potsdamer Platz: links der Bahntower, rechts das Ritz-Carlton. Foto: Imago/Schöning
Hochhäuser am Potsdamer Platz: links der Bahntower, rechts das Ritz-Carlton. Foto: Imago/Schöning

Helmut Jahn hatte 1966 in Chicago Mies van der Rohe kennengelernt und dessen moderne Architektur zum Vorbild genommen, von dem es sich zu lösen galt: Statt geometrischer Strenge sehnte Jahn sich nach stromlinienförmigen Monumenten aus Glas. In Chicago entwarf er das wunderbar verspielte James R. Thompson Center, in Frankfurt den an Art-Deco-Ästhetik angelehnten Messeturm.

An Berlin hat sich der 2021 verstorbene Deutsch-Amerikaner mehrfach versucht, wenn auch eher glücklos: Sein Neues Kranzler Eck taucht in unserer Liste von Bausünden in Berlin auf, und das Sony Center ist zwar für die spektakuläre Dachkonstruktion bekannt, aber dieser zugige Ort stößt nicht unbedingt auf Gegenliebe. Den östlichen Abschluss des Potsdamer Platzes bildet der von 1998 bis 2000 errichtete Bahntower. Das konvexe Hochhaus aus Glas ist Sitz der Deutschen Bahn, die dort mindestens bis 2034 Büros mietet. Eine größere Kopie des Gebäudes befindet sich am Bonner Rheinufer und wird von der Post genutzt.

  • Bahntower Potsdamer Platz 2, Tiergarten, Höhe: 103 Meter

Die Pyramide

Wuchtiger Turm in Randlage: die Pyramide an der Landsberger Allee in Marzahn. Foto: Imago/Schöning
Hochhaus in Randlage: die Pyramide an der Landsberger Allee in Marzahn. Foto: Imago/Schöning

Marzahn ist ohnehin ein Stadtteil, der hoch hinaus will. Aber die Pyramide überragt alle anderen Hochhäuser hier im Osten Berlins. In die beiden Flügel des Hochhauses ist eine Pyramide aus Glas integriert, von der sich der Name des Turms ableitet. Sie stellt einen Chronometer dar, und für eine Weile war das Gebäude die größte Uhr Europas. Ganz oben zeigten Lichtleisten Stunden und Minuten an, und mit jeder Sekunde leuchteten mehr Lampen an der Glasfassade, deren Spitze zu jeder vollen Minute blitzte. Seit 2009 ist die Uhr allerdings außer Betrieb.

  • Pyramide Landsberger Allee 366, Marzahn. Höhe: 100 Meter

BfA-Hochhaus

Der Lack ist längst nicht ab, auch wenn 1970er-Jahre-Hochhäuser nicht allen gefallen. Foto: Imago/Joko
Der Lack ist längst nicht ab, auch wenn 1970er-Jahre-Hochhäuser nicht allen gefallen. Foto: Imago/Joko

Ganz in der Nähe des Bahnhofs Hohenzollerndamm erblickt man in Wilmersdorf ein Sinnbild der 1970er-Jahre-Architektur: das Hochhaus der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA), die heutige deutsche Rentenversicherung Bund. Hans Schaefers’ von 1973 bis 1977 errichteter Büroturm glänzt silbern, seine Fassade ist mit Aluminiumplatten verkleidet und wurde 2013 aufwendig saniert, die ursprüngliche Gestaltung beibehalten. Seither sind die 23 Etagen des Gebäudes mit den abgerundeten Ecken von Asbeststaub befreit.

  • BfA-Hochhaus / Gebäude der Deutschen Rentenversicherung Bund Hohenzollerndamm 47, Wilmersdorf, Höhe: 95,4 Meter, bis zum Dach 100 Meter

Wohnhochhaus Ideal

Die Gropiusstadt ist voller Hochhäuser. Der Idealo-Turm ist das höchste unter ihnen. Foto: Imago/Schöning
Die Gropiusstadt ist voller Hochhäuser. Der Ideal-Turm ist das höchste unter ihnen. Foto: Imago/Schöning

„Licht, Luft und Sonne“ versprach man den Menschen in den neuen Stadtvierteln, die im sonst so dicht bebauten Berlin nach 1950 entstehen sollten. Die Gropiusstadt im Süden des Bezirks Neukölln ist dafür ein Paradebeispiel. Walter Gropius entwarf das Quartier in den 1960er-Jahren und gestaltete mit seinem amerikanischen Büro The Architects Collaborative auch das höchste Gebäude des Viertels: das Wohnhochhaus für die Neuköllner Baugenossenschaft Ideal. 228 Wohnungen verteilen sich auf die 31 Stockwerke des 1969 fertiggestellten Turms. Zu den berühmtesten Bewohner:innen der Gropiusstadt zählt natürlich Christiane F., aus deren Leben wir euch hier Bilder zeigen. Hochhäuser wie dieses waren mal ein Zukunftsversprechen – können sie aber auch aktuelle Probleme lösen? Wir schauen, wie es um das Comeback der Plattenbauten steht.

  • Wohnhochhaus Ideal Fritz-Erler-Allee 120, Britz. Höhe: 90,85 Meter

Europa-Center

City West bei Nacht: Das Europa-Center ist hell erleuchtet. Foto: Imago/Reiner Zensen
City West bei Nacht: Das Europa-Center ist hell erleuchtet. Foto: Imago/Reiner Zensen

West-Berlin ist nicht nur lebensfähig, sondern vor allem anziehend, leuchtend, eine perfekte Großstadt – so ungefähr lautete die Losung in den 1960er-Jahren. Der Breitscheidplatz war ein zentraler Ort der geteilten Stadt. Nun sollte das Geschäftsleben anziehen: Nach amerikanischem Vorbild wurde ein modernes Einkaufszentrum konzipiert. Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg entwarfen das Gebäude, der Gedächtniskirchen-Architekt Egon Eiermann beriet sie dabei.

Das Europa-Center, ein Höhepunkt der West-Berliner Architektur, beherbergte neben Ladenflächen und Gastronomie auch Kinos, Hotels, Wohnungen und Büros. Markenzeichen, in diesem Fall buchstäblich, ist der Turm, auf dem sich noch immer ein gigantischer Mercedes-Stern dreht.

  • Europa-Center Tauentzienstraße 9-12, Charlottenburg, Höhe: 103 Meter

Weitere Höhepunkte

Was wird eigentlich aus dem 118 Meter hohen Steglitzer Kreisel? Und was für Hochhäuser entstehen noch in der Stadt? Verraten wir euch hier: Bauprojekte, die Berlin verändern werden. Markant sind auch die Punkthochhäuser an der Stadtbahn. Sie gehören zum Hansaviertel, Berlins großer Siedlung der Moderne. Platten, Türme und Trabantenstädte: Berlins Großwohnsiedlungen wie das Märkische Viertel stellen wir euch hier vor. Auch hoch: Hier sind Türme in Berlin. Nicht nur Fassade: Die Texte in unserer Architektur-Rubrik.

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