Architektur

Karl Friedrich Schinkel: Mit diesen Bauten prägte er Berlin

Karl Friedrich Schinkel beeinflusste die Architektur in Berlin maßgeblich. Im 19. Jahrhundert schuf er mehrere Hauptwerke des deutschen Klassizismus, ein Stil, der stark durch Einflüsse des griechischen Tempelbaus geprägt war: Säulen, Skulpturen und Reliefs von glorreichen Schlachten.

Zeit seines Lebens (1781 bis 1841) gestaltete Schinkel viele bedeutende Bauten um, etwa den Berliner Dom, oder völlig neu, etwa die Schinkelschen Vorstadtkirchen. In der ganzen Stadt, so scheint es, erinnern Orte und Bauwerke an den Architekten: der Schinkelplatz, die Schinkelstraße und die Schinkelapotheke. Wir stellen die wichtigsten Bauten von Karl Friedrich Schinkel in Berlin vor und erklären ihre Bedeutung für die Berliner Architektur und das Stadtbild.


Konzerthaus am Gendarmenmarkt von Karl Friedrich Schinkel

Statuen und Säulen: Schinkel orientierte sich an der griechischen Antike. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Es ist eines der Hauptwerke des Klassizismus in Deutschland: das Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Für die Epoche üblich orientiere sich Karl Friedrich Schinkel an den Formen griechischen Tempelbaus, etwa bei den Säulen am Vordereingang. Bereits 1770 ließ Friedrich der Große ein Komödienhaus am Gendarmenmarkt errichten, 30 Jahre später folgte ein Neubau gestaltet von Carl Gotthard Langhans, der auch das Brandenburger Tor erbaute.

Bis Schinkel in die gewaltigen Fußstapfen treten konnte, brauchte es Zeit – und ein Feuer. Letzteres ereignete sich während einer Theaterprobe. Das Gebäude brannte aus und Schinkel bekam 1817 seine Chance, wenn auch mit einer Auflage: Er sollte alle noch verwendbaren Teile des Vorgängers nutzen. Im Zweiten Weltkrieg brannte es dann wieder aus, wurde aber in den 1970er-Jahren wiederhergestellt, außen originalgetreu, innen als modernisiertes Konzerthaus. Weitere rekonstruierte Gebäude in Berlin findet ihr hier. Ein geschichtsträchtiger Ort: Zum Gendarmenmarkt gibt es noch viel mehr zu erzählen.

  • Konzerthaus Gendarmenmarkt, Mitte, Bauarbeiten bis voraussichtlich 2024

Schlossbrücke

Die Schlossbrücke gehört zu den schönsten Brücken in Berlin. Foto: Imago/Rolf Zöllner

Die Brücke über dem Spreekanal ist sehr alt, soll eine Zeit lang jedoch sehr unansehlich gewesen sein, zumindest laut König Friedrich Wilhelm III. Vor dem Abriss 1821 und anschließenden Neubau handelte es sich um eine Hundebrücke, die Jagdgesellschaften vom Berliner Schloss, auf dessen Geschichte wir hier zurückblicken, zum großen Tiergarten nutzten. Sie soll rein pragmatisch gewesen sein, Ästhetik war zweitrangig. Karl Friedrich Schinkel sollte das ändern.

Erste Pläne legte er schon 1819 vor. Große Bögen, durch die Schiffe gleiten können, eine breite Fläche, über die viele Menschen stampfen und, typisch Schinkel, Skulpturen (Figuren der Antike), zu denen sie aufschauen konnten. Leider konnte Schinkel die Fertigstellung der Brücke nicht miterleben. Zu seiner Zeit fehlte der nötige Groschen für die Figuren. Erst 1857 fanden sie ihren Weg auf die Sockel. Die wichtigsten Brücken in Berlin stellen wir hier vor.

  • Schloßbrücke Unter den Linden 1, Mitte

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Neue Wache

Berliner Architektur mit Wirkung: Von außen wie auch innen ist die Neue Wache bedrückend. Foto: Imago/Westend61

1818 diente das Gebäude als Wache für das gegenüberliegende Kronprinzenpalais. Auch hier stehen Abbildungen zur Antike (das Viktorien-Relief am Eingang) und Säulen im Vordergrund. Das eigentliche Gebäude ist jedoch im Vergleich zu Schinkels anderen Werken eher schlicht gehalten. Preußens Militär brauchte schließlich keinen Prunk.

Im Ersten Weltkrieg nutzten Militärtelegrafen das Gebäude als Hauptstelle, zur Novemberrevolution besetzten es Soldaten und Arbeiter. Erst in den 1930er-Jahren verlor es an militärischer Bedeutung, wurde hingegen eine Gedenkstätte für gefallene Soldaten. Im Zweiten Weltkrieg nahm Schinkels Bau schweren Schaden, 1950 stürzte ein Teil der Front sogar zusammen. Nach einer Reparatur wurde es umgewidmet: zum Mahnmal für die Opfer des Faschismus. Seit 1993 ist es die zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Vor allem Käthe Kollwitz‘ Plastik „Mutter mit totem Sohn“ erzeugt in den Hallen des sonst leeren Gebäudes eine bedrückende Stimmung. Das Kunstwerk widmete sie ihrem im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohn. Unter einer Gedenkplatte aus schwarzem Granit befinden sich Urnen mit den sterblichen Überresten eines unbekannten Widerstandskämpfers und eines unbekannten Soldaten sowie Gefäße mit Erde aus neun Konzentrationslagern und neun Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs.

  • Neue Wache Unter den Linden 4, Mitte

Alte Nazarethkirche

Die Alte Nazarethkirche ist eines der kleineren Bauwerke von Karl Friedrich Schinkel in Berlin. Foto: Imago/F. Berger
Die Alte Nazarethkirche ist eines der kleineren Bauwerke von Karl Friedrich Schinkel in Berlin. Foto: Imago/F. Berger

Im dicht bebauten Wedding gibt es überraschend viele historische Bauwerke. Die alte Nazarethkirche ist eines davon. Im Gegensatz zu anderen Schinkel-Werken sind die antiken Einflüsse hier etwas dezenter gesetzt. Allgemein wirkt die Kirche deutlich bescheidener als etwa das Konzerthaus. Schinkels Handschrift trägt der Bau in Form des Rundbogenstils, der sich praktisch in all seinen Werken wiederfindet, natürlich trotzdem.

Eigentlich sollten Schinkels Schüler die Kirche um einen Glockenturm und Pfarrhaus erweitern. Dazu kam es nicht. Heute befindet sich in ihr eine zusätzliche Kindertagesstätte. Die alte Nazarethkirche gehört zusammen mit der Elisabethkirche (Mitte), der Johanniskirche (Moabit) und der Paulskirche (Gesundbrunnen) zu den vier Schinkelschen Vorstadtkirchen. Die Alte Nazarethkirche ist zudem eine von vielen Sehenswürdigkeiten in Wedding, die wir hier vorstellen.

  • Alte Nazarethkirche Nazarethkirchstraße 50, Wedding

Bauten von Karl Friedrich Schinkel: Elisabethkirche

Karl Friedrich Schinkels Elisabethkirche. Foto: Imago/Schöning

Schinkel sollte die Vorstadtkirchen möglichst einfach und kostengünstig gestalten. Große Anbauten, etwa Türme, gibt es entsprechend nicht. Sie alle folgen einem ähnlichen Grundkonzept, wenngleich die Elisabethkirche mit ihrer hellen Fassade und den dorischen Säulen etwas prunkvoller als ihre drei Schwestern wirkt. 1945 brannte die Elisabethkirche nach einem alliierten Luftangriff aus. Sie blieb eine überwucherte Ruine, die erst nach der Wende saniert wurde. 2001 waren die Umbauarbeiten abgeschlossen und das Gebäude erstrahlt seither wieder.

  • Elisabethkirche Invalidenstraße 4A, Mitte

Paulskirche

Stilistisch bricht die Paulskirche mit den anderen Vorstadtkirchen. Foto: Silberwolf/CC BY-SA 3.0

Neben der Johanniskirche, deren Ursprung nach Erweiterung und Wiederaufbau nur noch rudimentär zu erkennen ist, hat die Paulskirche einen Turm. Auch der Putzbau hebt sie von ihren Backstein-Schwestern ab. Zwischen 1832 und 1835 wurde auch sie für hinzugewonnene Gemeinden errichtet. Im 19. Jahrhundert wuchs die Stadt im Zuge der Industrialisierung deutlich – und der Bedarf an Gotteshäusern mit ihr. Auch diese Schinkel-Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, allerdings originalgetreu wiederaufgebaut. Übrigens: Der Turm kam bereits 1885 dazu.

  • Paulskirche Badstraße 50, Wedding

Neuer Pavillon

Karl Friedrich Schinkel errichtete das Stück Berliner Architektur im Stile einer italienischen Villa. Foto: Gunnar Klack/CC BY-SA 4.0

Auch Friedrich Wilhelm III. packte eine Leidenschaft für klassizistische italienische Bauwerke. Nach einer Neapel-Reise beauftragte er Schinkel 1824 mit dem Bau eines neuen Pavillon direkt neben seiner Sommerresidenz, dem Schloss Charlottenburg, das er nach seiner verstorbenen Frau Sophie Charlotte benannte. Nach der nahezu vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde der Pavillon 1960 saniert. Heute findet sich darin unter anderem eine Dauerausstellung zu Schinkels Schaffen. Als Universalgelehrter der Baukunst lag ihm schließlich nicht nur die Architektur, sondern auch Malerei und Gestaltung.

  • Neuer Pavillon Spandauer Damm 10-22, Charlottenburg

Karl Friedrich Schinkels Meisterwerk: Das Schloss Glienicke

Das Schloss Glienicke ist eines von Schinkels Meisterwerken. Foto: Imago/McPhoto

Auf einer Italienreise begeisterte sich Prinz Carl von Preußen für antike Architektur und Landschaftsgestaltung. So etwas wollte er auch haben. Schinkel verwirklichte diesen Wunsch zusammen mit Peter Joseph Lenné. Bis dahin brauchte es eine aufwändige Umgestaltung. Der Grundstein für das Schloss legte bereits der Berliner Arzt Jakob Mirow 1753. Über die Jahre wechselten die Besitzer, bis es letztlich Prinz Carl erwarb und von Schinkel umgestalten ließ. Für den Außenbereich engagierte er den legendären Gartenarchitekten Joseph Lenné, der zu den prägendsten Stadtplanern Berlins gehört.

Es entstand ein harmonisches Zusammenspiel aus klassizistischem Gebäude und mediterran anmutender Gartenanlage. Mehr als ein Jahrhundert und viele kurfürstliche Eigentümer später erwarb die Stadt Berlin den Park 1934 und machte ihn der Öffentlichkeit zugänglich. Heute können Besucher:innen das Schloss besichtigen – auch wir haben uns den Glienicker Park angeschaut. Vor allem der Westflügel mit seinem Hofgärtnermuseum ist einen Besuch wert.

  • Schloss Glienicke Wannsee, angrenzende Straßen: Königstraße, Nikolskoer Weg

Nationaldenkmal für die Befreiungskriege

Die Skulpturen fürs Denkmal lieferten unter anderem Friedrich Tieck und Ludwig Wichmann. Foto: Imago/Schöning
Die Skulpturen fürs Denkmal lieferten unter anderem Friedrich Tieck und Ludwig Wichmann. Foto: Imago/Schöning

Gelegen auf dem mehr als 60 Meter hohen Kreuzberg findet sich das Nationaldenkmal für die Befreiungskriege. Die Idee dazu stammt von den Berliner Bürger:innen, Friedrich Wilhelm III. griff sie auf. 1818, drei Jahre nach Ende der Napoleonischen Kriege, ließ der König den Grundstein legen. Und so entstand das von Karl Friedrich Schinkel entworfene Denkmal mit Skulpturen von Christian Daniel Rauch, Friedrich Tieck und Ludwig Wichmann.

Es erinnert an bedeutende Schlachten, an Siege und an Niederlagen. Lange Zeit war es die höchste Erhebung Kreuzbergs. 1891 ließ Kaiser Friedrich III. eine Grünanlage um das Denkmal errichten, den Viktoriapark. Auch die zugehörige Gebirgslandschaft ist künstlich angelegt.

  • Nationaldenkmal für die Befreiungskriege im Viktoriapark Kreuzberg, angrenzende Straßen: Kreuzbergstraße, Methfesselstraße, Katzbachstraße

Karl Friedrich Schinkel in Berlin: Berliner Bauakademie

Karl Friedrich Schinkels Bauakademie galt seinerzeit als revolutionär. Ihr Wiederaufbau ist beschlossene Sache. Bild: Gemeinfrei
Karl Friedrich Schinkels Bauakademie galt seinerzeit als revolutionär. Ihr Wiederaufbau ist beschlossene Sache. Bild: Gemeinfrei

Im 19. Jahrhundert war die Bauakademie eine wichtige Institution, um Architekten auszubilden. Kaum jemand hätte sich damals wohl für den Bau so angeboten wie Schinkel. Stilistisch bot der Bau ein wenig Abwechslung zu Schinkels üblichen Werken. Für die Zeit galt das Gebäude mit roter Ziegelfassade als revolutionär.

Säulen oder Skulpturen gab es nicht, auch als wirklich klassizistisch lässt es sich nicht bezeichnen. Hingegen wirkte es wie ein früher Blick in die Moderne. Im Zweiten Weltkrieg brannte das Gebäude aus, 1962 wurde das Gebäude abgerissen. In der Liste ist es deshalb, weil der Bundestag 2016 den Wiederaufbau beschloss. So viel Schinkel wie möglich soll in dem künftigen Neubau stecken. Im aktuellen Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD streben die Parteien eine nachhaltige und klimagerechte Rekonstruktion an. Die baukulturellen Werte Karl Friedrich Schinkels und der Bezug zur historischen Umgebung sollen hierbei berücksichtigt werden. Ein Konzept wurde verabschiedet, der Bau dürfte aber noch lange dauern.

  • Berliner Bauakademie (weg) Schinkelplatz, Mitte

Friedrichwerdersche Kirche

In der Berliner Architektur trifft sehr alt häufig auf sehr neu. Foto: Imago/Jürgen Ritter
In der Berliner Architektur treffen Gegensätze aufeinander. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Neugotik, besprenkelt mit klassizistischen Elementen: Die Friedrichswerdersche Kirche ist ein Schinkel-Denkmal, das Eindruck erzeugt. Geschmälert wird das Bild heute durch die modernen Luxusappartments, bei deren Aufbau gravierende Schäden an der Kirche entstanden. Damals entstand die Kirche parallel zum Alten Museum zwischen 1824 und 1830.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs hielt die ansässige Gemeinde darin Gottesdienste ab. Natürlich hinterließ der Krieg an dem Gebäude seine Spuren. Die DDR-Führung entschied anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins, die Kirche wiederherzustellen. Seitdem ist sie ein Museum – und Schinkels Werk längst ein optischer Fremdkörper in der Neubausiedlung. Welche Kirchen in Berlin ihr außerdem sehen solltet, lest ihr hier.

  • Friedrichswerdersche Kirche Werderscher Markt, Mitte

Typisch Karl Friedrich Schinkel: Altes Museum

Eines der wichtigsten Bauwerke von Karl Friedrich Schinkel in Berlin: das Alte Museum mit den typisch klassizistischen Säulen. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Das erste Gebäude auf der Museumsinsel und das erste öffentliche Museum Preußens – so gesehen ist das Alte Museum (damals Königliches Museum) eine Art Pionierprojekt. Theoretisch dürfte es für Schinkel viel Druck bedeutet haben, geschadet hat er ihm aber nicht. Heute gilt das Museum, wie viele von Schinkels Werken, als eines der bedeutendsten Bauwerke des Klassizismus. Dafür hatte der bedeutende preußische Architekt zuvor Museen in London und Paris studiert, ihre Bauweise verinnerlicht und zwischen 1823 und 1830 in sein Werk übertragen. Den Bau erwischten 1941 und 1943 Sprengbomben bei alliierten Luftangriffen. 1945 explodierte ein Munitionswagen daneben, das Museum brannte endgültig aus. Doch schon zwischen 1951 und 1966 wurde es originalgetreu wiederhergestellt.

Im Museum selbst stehen heute Kunst und Skulpturen der Griechen, Etrusker und Römer. Auch die Römerzeit ist in wenigen Werken vertreten, etwa durch Porträts von Kleopatra, Sarkophage, Mosaiken, Fresken und römisch-ägyptische Mumienbildnisse. Die wichtigsten Museen Berlins stellen wir hier vor.


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