Architektur

Tag des offenen Denkmals 2024: 12 Orte, die ihr sehen solltet

Der Tag des offenen Denkmals 2024 findet am 7. und 8. September statt. Das Motto: „Zeitzeugen der Geschichte“. Diesmal werden in Berlin mehr als 260 Denkmäler vorgestellt – eine riesige Auswahl. Wir zeigen euch 12 besondere Orte, die sich architektonisch lohnen und spannende Geschichten erzählen, und verraten euch, wie ihr an den begehrten Touren teilnehmen könnt.


Tag des offenen Denkmals: Das Wandgemälde im Hinterhof

Das Wandgemälde im Hinterhof der Fichtestraße 2. Foto: Michael Lehmann

In einem idyllischen Hinterhof in der Fichtestraße 2 verbirgt sich ein beeindruckendes Landschaftsgemälde, das von von der Oper „Don Giovanni“ inspiriert wurde. Es erstreckt sich über eine große Brandmauer. Insgesamt gibt es in Berlin nur noch zehn Innenhofgemälde dieser Machart. 1890 ist es entstanden und blieb ein ganzes Jahrhundert unbearbeitet, bis sich die Eigentümer des Wohnblocks für eine Rekonstruktion einsetzten. 2018 erhielten sie für ihr Engagement im Denkmalschutz die Ferdinand-von-Quast-Medaille. Am Tag des offenen Denkmals ist der Hinterhof zugänglich, aber auch an anderen Tagen könnt ihr das Gemälde bestaunen. Mehr Infos über Street Art in Berlin erfahrt ihr hier.

  • Wandgemälde Fichtestraße 2, Kreuzberg, So 12–16 Uhr, Der Hinterhof ist jederzeit begehbar

Die Uferhallen und Uferstudios im Wedding bleiben

Die Uferhallen im Wedding sind vorerst gerettet. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Früher parkten dort die Straßenbahnen, heute sind die Uferhallen und Uferstudios einen lebendiger Ort für Kunst und Kultur. Die Gebäude wurden 1891 errichtet und vom Architekten Jean Krämer im expressionistischen Stil erweitert. Seit 2007 haben sich Ateliers, Probe- Tanz- und Konzerträume, Gastronomie und Veranstaltungsräume hier etabliert. 2023 war das Projekt in Gefahr, als der neue Eigentümer plante, das Gelände mit Neubauten zu überbauen, ohne die Künstler und Künstlerinnen zu berücksichtigen. Der Verein Uferhallen e.V. rettete sie jedoch vor dem Aus. Sie verfassten einen offenen Brief. Zusätzliche Unterstützung erhielten sie von Kultursenator Joe Chialo. Die Zukunft der Uferhallen und Uferstudios ist derzeit ungewiss, die Verhandlungen dauern an. Am Samstag und Sonntag werden zwei Führungen angeboten, "Vom Straßenbahnbetriebshof zu den Uferhallen" mit dem Schriftsteller Hansjörg Schneider und "Der Bewegung verschrieben" mit Cornelia Breitkreutz.

  • Uferhallen, Uferstraße 8, Uferstudios, Uferstraße 23, Wedding, Öffnungszeiten Uferhallen: 10–18 Uhr, Öffnungszeiten Uferstudios: 14–21 Uhr, Führungen Sa+So 14–16 Uhr, Treffpunkt an der Uferstraße 8, Vorplatz, Sa+So 15 Uhr, Treffpunkt am Schornstein (Uferstraße 23, Badstraße 41A), ohne Anmeldung

Bunt mit Bildern: Das Achim-Freyer-Haus

Das bunte Kunsthaus von Achim Freyer ist ein echter Blickfang. Foto: Gunter Lepkowski

Auf drei Etagen reiht sich an den Wänden ein Bild nach dem anderen. Das 1893 errichtete Fachwerkgebäude in Lichterfelde gehört dem bekannten Regisseur und Maler Achim Freyer. Dort sammelt er seit mehr als 40 Jahren verschiedene Kunstwerke aus der ganzen Welt. Einige hat er sich selbst zugelegt, andere hat er geschenkt bekommen. Zu finden sind bekannte Gemälde von Salvador Dalí, Pablo Picasso und Andy Warhol, aber auch Werke von unbekannten Künstlern sind in den Räumlichkeiten zu entdecken. Dies wird durch die Achim Freyer Stiftung ermöglicht. Neben Veranstaltungen und Ausstellungen bietet sie auch regelmäßige Führungen an. Zum Tag des offenen Denkmals könnt ihr dem Kunsthaus einen Besuch abstatten. Weitere Kunst-Highlights findet ihr in unserem Artikel über die aktuellen Ausstellungen in Berlin.

  • Kunsthaus der Achim-Freyer-Stiftung, Kadettenweg 53, Lichterfelde. Öffnungszeiten So 12–18 Uhr, stündliche Führungen, ohne Anmeldung

Zeitreise in die 1970er-Jahre: Der Flughafen Tegel

___STEADY_PAYWALL___

Der ehemalige Flughafen Tegel öffnet am Tag des offenen Denkmals wieder – natürlich ohne Flugverkehr. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Der Flughafen Tegel hat eine lange Geschichte. 1948 sperrte die Rote Armee alle Landwege nach Berlin, sodass eine Luftbrücke für die Versorgung der Stadt notwendig wurde. Die Flughafen Tempelhof und Gatow waren dafür nicht mehr ausreichend, daher wurde Tegel in Rekordzeit gebaut – nur drei Monate dauerten die Arbeiten. Ab 1960 wurde er auch für den zivilen Flugverkehr geöffnet und bald umfassend erweitert: Das ikonische Terminal mit der futuristischen Architektur stammt von Gerkan, Marg und Partner und war 1974 fertig. 2020 wurde der Flughafen geschlossen, ein Jahr zuvor ist er unter Denkmalschutz gestellt worden. Für Feierwütige öffnete das Turbulence-Kollektiv die Frachtkantine für ein einige Raves.

Zukünftig soll das Areal in einen modernen Stadtteil mit neuen Wohnungen, Arbeitsplätzen und Unternehmen umgewandelt werden. Am Tag des offenen Denkmals öffnet der Flughafen und lädt zu einer Zeitreise in die 1970er-Jahre ein: Ein Doppeldeckerbus aus dem Jahr 1975 fährt über das Gelände, außerdem erwarten euch DJs und Foodtrucks.

  • Flughafen Tegel Flughafen Tegel 1, Tegel. Fahrt mit Doppeldeckerbus Sa+So 10.30 Uhr, 12.30 Uhr, 14.30 Uhr, 16.30 Uhr, Anmeldung ist erforderlich

Das Denkmal Maschinenfabrik Villa Heike

Die Fensterfassade der Villa Heike. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Mit ihrer 9,5 Meter hohen Eingangshalle ist die Villa Heike ein außergewöhnliches Objekt, da sie im Stahlbetonskelettbau gestaltet wurde. 1910 setzte der Maschinenbauer Richard Heike seinen Plan für die Maschinenfabrik um. Modern, avantgardistisch und multifunktional sollte sie sein. In drei Stockwerken befanden sich Ausstellungsräume für Maschinen, Büros und Fabrikantenwohnungen. Ab den 1960er-Jahren diente das Gebäude als geheimes Stasi-Archiv für NS-Akten in der DDR. Nach langem Leerstand sanierte der Architekt Christof Schubert 2019 die Fabrik. Zusammen mit dem Historiker Peter Erler ist er am Tag des Denkmals anwesend und taucht im Rahmen der Führung "Maschinenfabrik Richard Heike im Wandel der Zeit" in die Geschichte des Ortes ein.

  • Maschinenfabrik Villa Heike Freienwalder Straße 17, Hohenschönhausen. Führungen So 11.30+13 Uhr, ohne Anmeldung

Kunst trifft auf Beton: ExRotaprint im Wedding

Der Betonturm sticht mit seiner Form im Gelände von ExRotaprint heraus. Foto: Imago/Schöning

Bis 1989 stellte die Firma Rotaprint hier ihre Druckermaschinen her, schon 1916 begann die Produktion, damals noch unter anderem Namen. In den 1990er-Jahren zogen dann verschiedene Unternehmen, Künstler und soziale Einrichtungen auf das Gelände. Heute gehört ein Drittel der Fläche der Initiative „Arbeit, Kunst, Soziales“, die bewusst den Gedanken von kapitalistischen Eigentum ausschließt. Mit diesem innovativen Projekt setzen sie sich für eine offene Stadtentwicklung ein, die alle gesellschaftlichen Gruppen berücksichtigt. Sie schaffen Räume, in denen sich junge Künstler und Künstlerinnen vernetzen können. Eine architektonische Besonderheit auf dem Gelände sind die drei auffallend expressiven Betonbauten, entworfen vom Architekt Klaus Kirsten: Ein technisches Büro, ein Eckturm und eine Tischlerei. Weitere bemerkenswerte Betonbauten in Berlin findet ihr hier.

  • ExRotaprint Gottschedstraße 4, Wedding, Führung Sa 11 Uhr, Treffpunkt: Toreinfahrt, ohne Anmeldung

Die französische Ecke: Das Maison de France

"Vive la France": Mit dem Maison de France wird Frankreich in Berlin präsentiert. Foto: Pierre-Jérôme Adjedj

Am Kurfürstendamm Ecke Uhlandstraße steht das Maison de France, ein Symbol für die deutsch-französische Freundschaft. Das fünfstöckige Gebäude sticht durch seine runden Ecken und die langen Fenster mit Brüstungsgittern heraus, die den französischen Stil betonen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude fast vollständig zerstört. 1947 hatten die Franzosen in der besetzten Stadt die Idee, eine französische Kultureinrichtung zu eröffnen und der Wiederaufbau begann.

Aufgrund der Berlin-Blockade konnte der Architekt Hans Semrau seine Ideen jedoch nicht vollständig umsetzen. 1950 wurde das Maison de France im Beisein vom General Ganeval, dem Vertreter der Alliierten François-Poncet und dem West-Berliner Oberbürgermeister Ernst Reuter eingeweiht. Nach einem Bombenanschlag im Jahr 1983 wurde das Gebäude erneut schwer beschädigt, 1985 dann im Beisein von Bundeskanzler Helmut Kohl und dem französischen Präsidenten François Mitterrand feierlich wiedereröffnet. Heute bietet das Haus ein vielfältiges Programm mit Filmen, Konzerten, Veranstaltungen und Lesungen sowie ein breites gastronomisches Angebot. Welche Orte in Berlin sich fast wie Paris anfühlen, erfahrt ihr übrigens hier.

  • Maison de France, Kurfürstendamm 211, Charlottenburg. Öffnungszeiten Sa 14–17 Uhr, Führungen nach Bedarf, abwechselnd auf Deutsch und auf Französisch, Treffpunkt: Eingang, Kontakt Sophie Coumel, [email protected]

Die alte Mälzerei in Lichtenrade

Die roten Backsteine der Mälzerei sind ein leuchtender Blickfänger. Foto: Imago/ Emmanuele Contini

1898 konzipierte der Architekt Wilhelm Walther die Malzfabrik im Neorenaissance-Stil. Schon 1929 wurde dort das letzte Malzbier gebraut. Danach stand die Brauerei lange leer. Heute haben sich mehrere Institutionen für Kultur und Bildung einquartiert: das Kindermuseum unterm Dach, eine Musikschule, eine Volkshochschule mit Lehrküche und eine Bibliothek. Die alten Abzugshauben sind noch vorhanden: die "heiße Sau". Direkt von der S-Bahn-Haltestelle Lichtenrade hat man einen Blick auf das mächtige Bauwerk. Samstag um 13.30 Uhr ist die Archivarin Marina Heimann mit ihrer Führung "Dem Malz auf der Spur" beim Tag des offenen Denkmals dabei. Eine Anmeldung ist erforderlich.

  • Alte Mälzerei Lichtenrade, Sa 11+13.30 Uhr, Führung mit Archivarin Marina Heimann, So ab 14 Uhr, Anmeldung unter: [email protected]

Der Westhafen öffnet exklusiv am Tag des Denkmals

Für den Tag des offenen Denkmals geöffnet: der Westhafen in Moabit. Foto: IMAGO / Jürgen Ritter

Mit der Industrialisierung benötigte Berlin neue Wasserstraßen. Auf Drängen der Berliner Kaufmannschaft wurden daher zwei neue Häfen gebaut: 1913 ging der Osthafen, 1923 dann der Westhafen in Betrieb. Bis zum Zweiten Weltkrieg war der Westhafen der zweitgrößte Binnenhafen von Deutschland und ist heute noch Berlins größte Hafenanlage. Drei Hafenbecken prägen die Hafenstadt, in der sich Verwaltungsgebäude, Lagerhallen, Getreidespeicher, Kräne, ein Casino, eine Speisehalle sowie ein Waschhaus befinden. Am Tag des offenen Denkmals bietet die BEHALA Gesellschaft Samstag und Sonntag Führungen an.

  • Westhafen Westhafenstraße 1, Moabit. Führungen Sa+So 10+12 Uhr mit Laura de Pedro Elvira, Anmeldung erforderlich bis 4 Sep. unter [email protected]

Das Tieranatomische Theater

Hier wurde mal Veterinärmedizin gelehrt: das Tieranatomische Theater. Foto: Imago/Gerhard Leber

Unter den zahlreichen Gebäuden der Charité in der Luisenstraße befindet sich das Tieranatomische Theater, eines der ältesten Lehrgebäude in Berlin. Um 1789-1790 wurde es von Carl Gotthard Langhans entworfen, dem Architekten des Brandenburger Tors. König Friedrich Wilhelm II. hatte die pragmatische Idee, die Tierarzneischule für gesunde Pferde und für die Erforschung von Tierseuchen zu nutzen und Soldaten zu Kurschmieden und Tierärzten ausbilden zu lassen. Tiere sind auch in der Architektur überall zu finden: An den Fenstern entdeckt ihr holzgeschnitzte Pferdeköpfe, in der Bibliothek zieren Ziegenschädel die Schränke und an der Außenfassade der Fensterbögen prangen Rinderschädel. Heute wird der Saal für Ausstellungen genutzt.

  • Tieranatomisches Theater, Mitte. Öffnungszeiten Sa 14–18 Uhr, Führung mit Martin Kramß, Sa 14+16 Uhr, Treffpunkt: Haupteingang, ohne Anmeldung

Das Eierhäuschen hat wieder geöffnet

Das Eierhäuschen ist ein schöner Ausflugsort im Plänterwald. Foto: IMAGO / Bernd Friedel

Schon im 19. Jahrhundert machten Menschen im Eierhäuschen Halt. Seit dem Jahr 1890 soll es im Plänterwald stehen. Der Architekt Karl Frobenius ließ sich beim Bau des Gebäudes vom norwegischen Holzbau inspirieren. In den 1970er Jahren wurde es unter Denkmalschutz gestellt, verfiel jedoch nach 1991 und stand es lange leer. 2019 nahm sich die Berliner Immobilien Management GmbH des Gebäudes an und begann mit der Sanierung. Ende März 2024 eröffnete das Eierhäuschen wieder seine Pforten mit einer einzigartigen Kombination aus Gastronomie und Kunst. Hier erfahrt ihr mehr über das Restaurant im Eierhäuschen.

  • Das Eierhäuschen Treptow. Öffnungszeiten So 11–19 Uhr, Ein Team steht für Fragen jederzeit bereit, Führungen So 12.30 Uhr+14 Uhr+16 Uhr, Treffpunkt: Eingang Spreepark Art Space im Eierhäuschen, Anmeldung bis 6 Sep. erforderlich unter [email protected]

Der Tag des offenen Denkmals in Potsdam

Märchenhaft und malerisch steht der Einsteinturm auf dem Telegrafenberg. Foto: AIP

Der Einsteinturm ist seit 1924 eine unverwechselbare Sehenswürdigkeit Potsdams mit seiner außergewöhnlichen Architektur. Offiziell wird das Gebäude dem architektonischen Expressionismus zugerechnet, doch seine harmonischen Formen lassen Raum für individuelle Interpretationen. Der führende Gestalter des Gebäudes war Erich Mendelsohn in Zusammenarbeit mit Erwin Finlay Freundlich und Albert Einstein. Im Herzen des Turms befindet sich das beeindruckende Sonnenteleskop mit einer Höhe von 20 Metern. Auch heute noch wird es für wissenschaftliche Zwecke genutzt ist somit ein Beispiel für die Verbindung von historischer Architektur und moderner Forschung. Zwischen 2021 und 2023 wurde der Turm durch die Wüstenrot Stiftung umfassend saniert. Hier findet ihr weitere Ausflugstipps in Potsdam.

  • Wissenschaftspark Albert Einstein, Telegrafenberg, Potsdam, Öffnungszeiten: So 10–16 Uhr, Führungen nach Bedarf, ohne Anmeldung

Tag des offenen Denkmals: App gibt Überblick über Denkmäler

Um einen Überblick über das Programm zu erhalten, wird auch dieses Jahr eine App angeboten. Vorab könnt ihr eure persönlichen Highlights speichern. Mit der App verpasst ihr kein Angebot mehr und könnt eure Route für den Tag des offenen Denkmals planen. Mehr über die App findet ihr hier.


Mehr zu dem Thema

Weltberühmt und vielfältig: In unserem Architektur-Guide könnt ihr viele spannende Bauwerke entdecken. Vergesst auch nicht die beeindruckende Industriearchitektur Berlins, die eine besondere Geschichte erzählt. Wollt ihr einen Überblick über Berliners Bauwerke haben? Dann schaut in unsere Architektur-Rubrik. Übrigens, am selben Wochenende wie der Tag des offenen Denkmals findet auch das Lollapalooza-Festival statt - hier findet ihr weitere Infos.

Tip Berlin - Support your local Stadtmagazin