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Verkehrswende

Autofreie Sommerstraßen: Mehr Lebensqualität in den Kiezen

Im Sommer scheint Berlin aus allen Nähten zu platzen. Die Grünflächen sind voll und der Weg mit den überfüllten Öffis in den nächstgelegenen Park gleicht einem Saunabesuch. Eine neue Verkehrsinitiative der Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz soll Abhilfe schaffen. Durch die Einrichtung autofreier Sommerstraßen soll sicherer Freizeitraum entstehen. In welchen Bezirken der Senat Sommerstraßen plant und wie ihr selbst aktiv werden könnt, erfahrt ihr hier.

Eine Nebenstraße im Bergmannkiez in Kreuzberg. Durch eine Umwandlung in eine Sommerstraße könnte hier ein Ort zum Spielen für Kinder aus dem Kiez geschaffen werden. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Autofreie Sommerstraßen: Chance auf mehr Lebensqualität

Um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen, sollen nach Plänen der Senatsverwaltung für Mobilität einige Nebenstraßen in Berlin von Mai bis Oktober komplett für den Autoverkehr gesperrt werden. Stattdessen ist geplant, die Straßen mit temporären Outdoor-Möbeln und einer farbenfrohen Bepflanzung auszustatten. „Sommerstraßen verfolgen das Ziel, den Anwohner:innen in den Sommermonaten einen Raum und die Möglichkeit zur Begegnung, zum Verweilen, zur Erholung, zur Kommunikation mit der Nachbarschaft und zum Spielen zu geben.“, sagt Sara Lühmann, Pressesprecherin der Senatsverwaltung für Mobilität.

In welchen Bezirken kann man sich auf autofreie Sommerstraßen freuen?

Ende September 2022 hat die Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verbraucher und Klimaschutz, angeführt von der Grünen-Vorsitzenden Bettina Jarasch, die zwölf Bezirke über das geplante Projekt informiert. Die Entscheidung, wer mitmachen möchte, lag bei den einzelnen Bezirken. Die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf, Tempelhof-Schöneberg und Mitte haben bereits ihr Interesse an den Sommerstraßen bekundet, sagt Sara Lühmann. Auch die Berliner:innen aus Friedrichshain-Kreuzberg und Pankow können Hoffnung auf einen grüneren Kiez-Sommer mit mehr Lebensqualität haben. Die beiden Bezirke können sich die Einrichtung von autofreien Straßen nämlich auch vorstellen.

Ausgewählt werden die Straßen in Abstimmung mit den Bezirken. In Frage kommen hierfür Nebenstraßenabschnitte von maximal 50 bis 100 Meter Länge, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Um Logistikproblemen zusätzlich entgegenzuwirken sollen die Straßen in dicht besiedelten Wohngebieten liegen und wenig Gewerbenutzung vor Ort aufweisen. Auch Standorte mit angrenzenden Schulen werden bevorzugt, um hier die Verkehrssicherheit der Schülerinnen und Schüler zu verbessern.

Ein Hochbeet mit Sommerblumen könnte bald in einer autofreien Sommerstraße mitten in Berlin stehen. Eine kleine, grüne und blühende Oase im Kiez. Foto: Imago/imageBROKER/J. Pfeiffer

Wann steht fest, welche Straßen ausgewählt wurden?

Lange müssen die Berliner:innen sich nicht mehr gedulden, bis feststeht, welche Anwohner:innen den Sommer über in einer autofreien Straße leben werden. Denn laut Auskunft der Senatsverwaltung sind die Mitarbeiter:innen gerade dabei, die Sommerstraßen gemeinsam mit den jeweiligen Bezirksämtern so schnell wie möglich umzusetzen.

Übrigens: Abgeguckt hat sich die Senatsverwaltung das Konzept der Sommerstraßen bei der Stadt München. Hier werden seit einigen Jahren erfolgreich ruhige Nebenstraßen in dicht besiedelten Gebieten in den Sommermonaten für den Kfz-Verkehr gesperrt.

Autofreie Sommerstraßen könnten auch die Parks entlasten

An heißen Sommertagen scheinen die Parks in Berlin nahezu überzuquellen. Durch die Einführung der Sommerstraßen sollen die überfüllten Grünanlagen entlastet werden. Zudem ist für viele Innenstädter:innen der Weg zum nächsten Park recht weit. In den warmen Monaten soll so temporär eine Verbesserung für die Anwohner:innen erzielt werden. „Wir wollen den Anwohner:innen in den Sommermonaten eine Möglichkeit zur Begegnung, zum Verweilen, zur Erholung, zur Kommunikation mit der Nachbarschaft und zum Spielen geben“, sagt Lühmann.

Außerdem haben die geplanten Sommerstraßen einen Versuchscharakter: So wird sich zeigen, wie der neu gewonnene Platz freizeitlich genutzt wird, welche Alternativen es für die heute vorwiegende Dominanz des Autos in Berlin gibt und was die besten Möglichkeiten sind, diese funktional umzusetzen.

Selbst riesige Grünflächen wie das Tempelhofer Feld sind an warmen Sommertagen so gut besucht, dass es schwer werden kann, noch einen freien Platz zu finden. Foto: Imago/A. Friedrichs

Straßenfest, Sandkasten oder Basketballkorb? Ihr könnt planen wie eure Sommerstraße genutzt wird

Laut Senat wird es sehr begrüßt, wenn sich Nachbarschaftsinitiativen dazu bereit erklären, bei der Pflege der Pflanzenbeete mit anzupacken. Ob eure Straße mit Sonnenblumen, Löwenmäulchen oder Stockrosen bepflanzt sein soll, bleibt also euch überlassen. Auch die Organisation von Straßenfesten, Märkten, Treffpunkten für die Nachbarschaft sowie Spielaktivitäten sind angedacht. Die Gestaltung der Aktivitäten liegt hierbei in der Verantwortung der Initiativen. Wenn ihr Lust habt, euch zu engagieren, habt ihr freie Bahn, eine der Sommerstraßen mitzugestalten und euch selbst und den Menschen in eurem Kiez eine Freude zu machen.

Sommerstraßen: Ein Grund zur Vorfreude

Autofreie Sommerstraßen sind ein weiterer Schritt in Richtung einer weniger vom Automobilverkehr beherrschten Hauptstadt. Wenn ihr euch diesen Sommer in einer der ausgewählten Nebenstraßen ein sonniges Plätzchen sucht, könnt ihr von einer angenehmeren Geräuschkulisse, grünerer Umgebung und besserer Luft profitieren. Noch ein Grund also, sich auf den Sommer zu freuen.


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Ihr wollt die Umwelt schonen und euch statt ins Auto lieber in die BVG setzen? Hier gibt’s die aktuellen ÖPNV-Infos: 49-Euro-Ticket, 29-Euro-Ticket. Außerdem lässt sich die Stadt auch super mit dem Fahrrad erkunden. Radtouren durch Berlin: Kultur und Natur mit dem Fahrrad erleben. Sommerstraßen hin oder her, wir lieben die Grünanlagen der Hauptstadt. Da die Auswahl ziemlich überwältigend sein kann, findet ihr hier eine Liste der schönsten Gärten Berlins. Was ist los in der Stadt? Hier sind die aktuellen Veranstaltungstipps für Berlin.

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