In Berlin gibt es mal wieder einen autofreien Tag. 37 Nebenstraßen werden am 22. September zwischen 15 und 19 Uhr zu Spielstraßen, Autos und Fahrräder dürfen dort nicht fahren. Kleines Schmankerl: Der gesamte öffentliche Personennahverkehr ist an dem Tag kostenlos, allerdings nur in Berlin. Für Fahrten nach Brandenburg werden Fahrkarten fällig. Woher der Autofreie Tag kommt und welche Straßen in Berlin dafür gesperrt werden, lest ihr hier.
Der Autofreie Tag macht Berliner Nebenstraßen zu Spielplätze
„Am Autofreien Tag können wir praktisch erleben, wie Berlin aussehen kann, wenn der Straßenraum für die Menschen geöffnet wird“, teilte Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) zum Autofreien Tag mit. Nicht ganz Berlin, aber immerhin 37 Straßen, so gesehen ist der Aktionstag eine Demoversion, eine Kostprobe einer autofreien Stadt. Kids wie auch Anwohner:innen haben ein paar Stunden Ruhe vorm Verkehrslärm, können zudem frei durch Berlin fahren, also mit Öffis. Nachbarschaftsinitiativen sorgen zusätzlich in den temporären Spielstraßen für Freizeitangebote und, was auch sonst, Kuchen.
In der Vergangenheit waren temporäre Spielstraßen immer mal wieder Streitthema. Zuletzt erklärte etwa der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg einige Straßen zu zeitlich befristeten Spielstraßen. Viele Autofahrer:innen waren damit nicht einverstanden, preschten nicht selten weiter. Polizei ist nicht immer da, Kontrollen dauerhaft kaum durchführbar. Oft sind es die Bewohner:innen, die mit den Fahrenden diskutieren. Am Autofreien Tag dürfte es (hoffentlich) anders aussehen.
Die gesperrten Abschnitte im Überblick
Charlottenburg-Wilmersdorf
- Rüdesheimer Straße, zwischen Wiesbadener- und Laubenheimer Straße
- Sigmaringer Straße, zwischen Gasteiner- und Wegenerstraße
- Windscheidstraße, zwischen Stuttgarter Platz und Gerviniusstraße
Friedrichshain-Kreuzberg
- Blücherstraße, Hausnummer 37 bis 42
- Görlitzer Ufer
- Jessnerstraße, zwischen Oder- und Travestraße
- Niederbarnimstraße, Hausnummer 17 bis 20
Lichtenberg
- Baikalstraße, zwischen Sewan- und Baikalstraße
- Plonzstraße, Hausnummer 21 bis Gotlindestraße
Marzahn-Hellersdorf
- Apfelwicklerstraße
- Friesacker Straße, zwischen Strauß- und Lortzingstraße
- Kastanienallee, Hausnummer 53 bis 59
- Maxie-Wander-Straße, zwischen Klingenthaler- und Schneeberger Straße
Mitte
- Freienwalder Straße, zwischen Soldiner Straße und Friedhof
- Plantagenstraße, Hausnummer 17 bis Antonstraße
- Pohlstraße, Hausnummer 79 bis Kluckstraße
- Tegeler Straße, zwischen Sprengel- und Triftstraße
- Ufnaustraße, Hausnummer 6 bis Sickingenstraße
Neukölln
- Jansastraße, Hausnummer 4 bis Weserstraße
- Kienitzer Straße, zwischen Hausnummer 3 und Bornsdorfer Straße
- Neckarstraße
Pankow
- Bötzowstraße, zwischen John-Schehr- und Danziger Straße
- Gneiststraße, zwischen Greifenhagener Straße und Schönhauser Allee
- Jacobsohnstraße, Hausnummer 1 bis 16
- Tassostraße, zwischen Pistorius- und Charlottenburger Straße
Reinickendorf
- Kamekestraße, zwischen Herbst- und Hoppestraße
- Tornower Weg, zwischen Birkenwerderstraße und Dannenwalder Weg
Spandau
- Lutherstraße, am Lutherplatz
Steglitz-Zehlendorf
- Kadettenweg, Hausnummer 44 bis Ringstraße
- Sprungschanzenweg, Hausnummer 1 bis 51
- Begasstraße (beim S-Bahnhof Friedenau)
Tempelhof-Schöneberg
- Barbarossastraße, zwischen Goltz- und Karl-Schrader-Straße
- Haeseler Straße, zwischen Goltz- und Zescher Straße
- Niedstraße, zwischen Lauter- und Handjerystraße
- Skarbinastraße, Hausnummer 77/79 bis Nahariyastraße
- Steinmetzstraße, zwischen Bülow- und Alvenslebenstraße
Treptow-Köpenick
- Isingstraße, Hausnummer 5 bis Schmollerplatz
Woher kommt der Autofreie Tag?
In Deutschland gab es erstmals in den 1970er-Jahren Autofreie Tage. Grund war die Ölkrise. Die Kurzfassung: Die OPEC-Staaten drosselten im Rahmen des Jom-Kippur-Krieges ihre Öl-Fördermengen, um die westlichen Länder unter Druck zu setzen. Grund war ihre Unterstützung Israels. Die Drosselungen waren nicht spürbar, sie vielen zu gering aus, die Reaktion darauf hingegen schon. Der Ölpreis stieg um 70 Prozent. Außerdem grassierte in Deutschland die Angst vor einem Mangel. Kanzler Willy Brandt forderte zum Sparen auf. Es folgten vier Autofreie Sonntage.
Mittlerweile ist die Ausrichtung der Autofreien Tage eine andere. Es geht um Klimaschutz, um Bewusstsein für die Mobilitätswende. Für einen Tag können wir kennenlernen, was es eigentlich bedeutet, wenn nicht überall Autos unterwegs sind – und Öffis zudem kostenlos, was ein kleiner Bonus ist. Übrigens gibt es den Aktionstag weltweit, ist also keine reine Berliner Tradition, dürfte in dem Fall aber kaum stören.
- Autofreier Tag verschiedene Straßen in ganz Berlin (gesperrt von 15-19 Uhr), gratis ÖPNV (den gesamten Tag)
Bisschen mehr Mobilität? Unser Autor hat sich mit dem Tram-Ausbau in Moabit beschäftigt. Und wenn ihr schon mal unterwegs seid, findet ihr hier die schönsten Kieze Berlins. Übrigens: Ab Oktober werden Öffis in Berlin wieder günstiger. Alle Infos zum kommenden 29-Euro-Ticket im Überblick. Schaut außerdem in unsere Nahverkehr-Rubrik. Dort findet ihr viele spannende Routen.