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Berliner Hallenbäder

Bäderchef Johannes Kleinsorg über Sanierungen, alte Volksschwimmhallen, Plantschbecken und sein Lieblingsbad

Seit dem 1. September 2019 ist der gebürtige Göttinger Johannes Kleinsorg Vorstandsvorsitzender des größten kommunalen Bäderbetriebs in Europa. Er folgte auf Andreas Scholz-Fleischmann, der in den Ruhestand wechselte. Zuvor war Kleinsorg, der jetzt Boss von rund 800 Mitarbeitern ist, der Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke Leipzig

Bäderchef Johannes Kleinsorg, Foto: Elke A. Jung-Wolff / BBB

tip Über 60 Millionen Euro lässt der Senat allein in den kommenden drei Jahren springen. Was wird mit dem Geld gemacht?

Johannes Kleinsorg Was mich freut ist, dass diese Zuwendung über die Parteigrenzen Unterstützung findet. Bislang haben wir ja vor allem den Mangel verwaltet. Nun können wir eine zukunftsfähige Bäderlandschaft aufbauen, durch Sanierungen, aber auch durch Neubauten. Zahlreiche Bäder werden sich für die Kunden nach den Sanierungen wie neu anfühlen. Das Wellenbad am Spreewaldplatz ist so ein Beispiel. Da beginnen die Bauarbeiten noch in diesem Jahr, und es wird umfassend modernisiert. Das Wellenbad ist eine echte Besonderheit, nicht nur wegen des einzigen Wellenbeckens der Stadt. Es gibt auch eine enge Verbundenheit mit den Menschen im Viertel, etwa, wenn sich eine türkischstämmige Nachbarsfamilie anbietet, unseren Kolleginnen und Kollegen zu helfen, den Vorplatz des Bades aufzuräumen.

tip Welche Neubauten werden in den nächsten Jahren aus dem Boden gestampft?

Johannes Kleinsorg Zwei neue Multifunktionsbäder, in Mariendorf und in Pankow. Die Bebauungsplanverfahren haben begonnen. Auf der Baufläche in Pankow steht noch die alte Volksschwimmhalle aus DDR-Zeiten, die abgerissen wird. Das dortige Sommerbad bleibt erhalten und wird mit dem Neubau verbunden. Uns ist wichtig, dass die Bäder den Charakter von Volksbädern behalten – und dass sie für alle Gesellschaftsschichten da sind. Das gilt für die anderen Einrichtungen der Bäderbetriebe auch.

tip Jedes sechste Grundschulkind in Berlin kann nicht schwimmen. Ein Grund dafür ist, dass die Schwimmflächen, wo Eltern ihre Kleinen mit dem Wasser vertraut machen könnten, knapp sind – gerade einmal 4 Prozent der Badefläche in Hallenbädern sind für Kleinkinder ausgelegt.

Johannes Kleinsorg Das ist eine wichtige Aufgabe. Bei unserem Bad in Buch haben wir genau hier angesetzt und ein neues, kleindkindgerechtes Planschbecken geschaffen. Auch im Wellenbad wird es ein spezielles Angebot für Babys geben.

tip Werden die Preise gesenkt?

Johannes Kleinsorg Unsere Preise sind sozial ausgewogen. So können beispielsweise Gäste mit Berlin-Pass die meisten Hallenbäder schon für zwei Euro nutzen. Unsere Preise werden 2020 auf dem gegenwärtigen Niveau erhalten bleiben. Wir sind ein Zuschussbetrieb, der zum großen Teil vom Steuerzahler finanziert wird. Da ergibt sich wenig Spielraum, um Preise zu reduzieren.

tip Was macht Berlins Bäderlandschaft besonders?
Johannes Kleinsorg Die schiere Menge von Bädern, ob Hallen- oder Freibäder, und die große Vielfalt des Angebotes, das allein ist schon faszinierend. Und die Tatsache, dass viele Bauten denkmalgeschützt sind.

tip Welches ist Ihr Lieblingsbad?
Johannes Kleinsorg Ich habe leider noch nicht alle Bäder Berlins kennengelernt, doch das 1930 eröffnete Stadtbad Mitte, das dem jüdischen Mäzen James Simon gewidmet ist, gefällt mir sehr gut. Ich mag das helle Licht, das sich tagsüber durch die großen Fensterflächen bricht, und die Tatsache, dass dieses Bad Teil der jüdischen Erinnerungskultur Berlins ist. Denn James Simon stiftete nicht nur Kunstschätze wie die Nofretete, sondern engagierte sich auch im Volksbadwesen.

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