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Stadt und Liebe

Berlin Broken Love Story: Eine Liebesgeschichte in Neukölln

Ist man auf den Berliner Straßen unterwegs, prassen die Gedanken, Aufforderungen und Slogans auf einen ein. Plakate, Werbung, Schilder, Graffiti und Schriftzüge bilden eine Art Buchstaben-Haut über Stein und Beton, aus dem die Stadt gebaut ist. All diese Worte haben eine Absicht: Mal ist es Werbung, mal Protest, hier und da findet sich Kunst dazwischen, die man Street Art nennt, viel ist aber auch plumpes Gekritzel. Doch es stecken auch glitzernde Perlen in diesem semantischen Morast. Klare Ansagen, die schön poetisch und ziemlich philosophisch Schwung ins urbane Erleben bringen. Wir haben einige dieser Gedanken am Rande der Berliner Straßen aufgesammelt und daraus eine kleine Berlin-Liebesgeschichte erfunden. Eine „Berlin Broken Love Story“.


Glaubensfrage

Ich muss dir doch glauben, um mit dir zu leben. Foto: Jacek Slaski

Dieser Satz allein bietet doch schon Stoff für den Auftakt zu einer Miniserie um ein Pärchen in Neukölln, das sich im Technoclub trifft und einige wilde Wochen miteinander verbringt. Alles schön, alles sexy? Vorerst, doch dann schleichen sich die kleinen Lügen ins Leben und er, unglücklich und verstrahlt, sprüht den Satz um fünf Uhr morgens an die Fassade. Ich muss dir doch glauben, um mit dir zu leben. Kein Happy End. Leider. Oder doch?


Leiden oder nicht leiden?

Forgive or suffer. Foto: Jacek Slaski

Oder doch ein Happy End? Es geht zumindest weiter. In der zweiten Folge um unser fiktives Clubpärchen aus Neukölln, sieht er schließlich ein, dass sie gar nicht so schlimm gelogen hat und außerdem war die gemeinsame Zeit ja auch ganz schön und der Sex sogar großartig. Also vergibt er ihr und kommt zurück, um nicht zu leiden. Vergeben oder leiden, das ist nun mal die Devise.


Drei große Worte, die alles sagen

Berlin Broken Love Story
ICH LIEBE DICH. Foto: Jacek Slaski

Sie raufen sich zusammen und irgendwann ist es da, das ganz große Gefühl: LIEBE. Aus der wilden Affäre, aus dem aufregenden und abgründigen Chaos entsteht eine richtige Beziehung. Mit Ausflügen an den See, Fahrradtouren, romantischen Momenten auf dem Balkon. Romeo und Julia aus Neukölln. Die beiden finden so etwas wie Glück in diesen unsteten Zeiten. In Großbuchstaben pinselt er drei Worte ans Spreeufer: ICH LIEBE DICH.


Wie wollen wir leben?

Versau dir nicht die Zukunft mit der Gegenwart. Foto: Jacek Slaski

Die Zeit vergeht, wie lange sind sie schon zusammen, zwei Jahre!? Sie gehen seltener aus, der Sex ist auch nicht mehr so wie er mal war. Dafür plagen Alltagsstress, Überforderung und eine drohende Kündigung der gemeinsamen Wohnung. Doch sie ist jung und will noch so viel, während er schon langsam aufgibt. Versau dir nicht die Zukunft mit der Gegenwart, sagt sie zu ihm im Streit.


Kann man so sehen

Berlin Broken Love Story
Nichts hat Sinn. Foto: Jacek Slaski

Es ist vorbei. Tatsächlich betrügt er sie, die Sache kommt raus, doch auch bei ihr stimmt das Gefühl schon lange nicht mehr. Es war nur der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Was so wild und schön begonnen hat, muss nun enden. Sie trennen sich. Nichts hat Sinn, denkt er frustriert. Dann zieht er aus der Wohnung zu einem alten Kumpel, der ein freies Zimmer untervermietet. Sie muss auch bald raus, trotz Anwalt ist der Eigenbedarf der neuen Eigentümer durch. Was nun? Ein Zurück gibt es nicht.


Die Frage aller Fragen

Was fühlst Du? Foto: Jacek Slaski

Geplagt von Versagensängsten und Depressionen entwickelt sie eine Essstörung und landet im Krankenhaus, nach mehreren Wochen wird sie entlassen und beginnt eine Therapie. In der ersten Stunde dann die Frage, auf die sie keine Antwort geben kann, so leer ist sie. Was fühlst Du?


Macht kaputt was euch kaputt macht

Berlin Broken Love Story
Fuck the System. Foto: Jacek Slaski

Er stürzt indessen in einen Strudel aus exzessiven Partys, anonymen Sex und Drogen ab. Noch einmal alles rausholen, was diese Stadt anzubieten hat. Doch dann kommt die einer Feier zu viel, die eine Pille, die er nicht mehr hätte nehmen sollen. Er verliert den Job im Fahrradladen, seine Träume von einer Karriere als Grafiker sind längst zerplatzt, der Kumpel schmeißt ihn raus, weil er die Miete nicht mehr zahlen kann.

Er hängt jetzt am Kotti rum, kommt manchmal in Bruchbuden unter, manchmal pennt er auf der Straße. Einmal sieht er sie zum U-Bahnhof gehen, sie sieht dünn und traurig aus, aber er guckt gar nicht richtig hin. Fuck the System. So endet die „Berlin Broken Love Story“.

Oder doch nicht und es kommt noch eine zweite Staffel?


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