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Berlin verstehen

12 Berlin-Vorsätze: Was wir 2022 endlich mal machen wollen

Manchmal braucht es Vorsätze, damit gewisse Vorhaben auch wirklich umgesetzt werden. Damit meinen wir nicht Diäten, mehr Sport oder das tolle Rezept, das ihr in einem Jamie-Oliver-Video gesehen habt. Vielmehr geht es um Museen, Touri-Attraktionen wie den Fernsehturm oder in einer Suppenküche aushelfen. Mehr oder weniger alltägliche Unternehmungen in Berlin, für die ihr keine Zeit hattet. Wir haben für euch eine kleine Bucket-List zusammengestellt, an der ihr euch orientieren könnt. So wird das mit den Vorsätzen, na ja, wenigstens um Berlin noch besser kennenzulernen und zu verstehen.


In Berlins ältestem Restaurant speisen

Sieht unscheinbar aus, doch das Restaurant „Zur letzten Instanz“ hat viel zu erzählen. Foto: Imago/Rolf Kremming

Und das wäre das Restaurant „Zur letzten Instanz“. Mit dem Bestehen seit 1924 ist es betagt, aber nicht wirklich alt. Der Standort besitzt hingegen eine lange gastronomische Tradition. 1621 eröffnete dort eine Trinkstube. Es folgten viele weitere Schank- und Speisewirtschaften. Heute gilt das Lokal als Berliner Sehenswürdigkeit, ein Treffpunkt für Promis mit Internationalem Renommee, etwa Jack Nicholson und Jack Gyllenhaal, aber auch Clara Zetkin und Heinrich Zille speisten dort. Die Einrichtung schreit euch ihr Alter entgegen, rein optisch, versteht sich. Ein 200 Jahre alter Kachelofen, der, angeblich, sogar Napoleon wärmte, ein alter Ziegelfußboden und eine barocke Wendeltreppe gehören zur Einrichtung. Das Essen ist typisch deftig, passend zum Alter und Stil. Vielleicht kein Vorsatz fürs Idealgewicht, aber zum Genießen.

  • Zur letzten Instanz Waisenstraße 14-16, Mitte, tgl. 12-23 Uhr (Mittwoch geschlossen), Tel. 030/242 55 28, weitere Infos hier

Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen besichtigen

Mittlerweile alt, doch noch immer bedrückend: die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, ein ehemaliges Stasi-Gefängnis. Foto: Imago/Joko

Auf Berlin lastet ein ganzes Stück schwerer Geschichte, sei es die NS-Diktatur oder auch die Teilung und die mit ihr verbundenen Einschränkungen für viele Menschen. Viele Spuren dazu existieren noch heute. Eine wäre die Gedenkstätte Hohenschönhausen. Die Gedenkstätte erzählt die Geschichte der politischen Verfolgung in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR. Tausende Menschen waren dort inhaftiert, darunter fast alle bekannten DDR-Oppositionellen. Es wäre schade, in Berlin zu leben, aber diesem Ort nicht mit einem Besuch zu würdigen.

  • Gedenkstätte Hohenschönhausen Genslerstraße 66, Lichtenberg, Tel. 030/98 60 82 30, weitere Informationen gibt es hier

Eine Tour durch die Berliner Unterwelten

Verwinkelt, düster, aufregend: der Berliner Untergrund. Foto: Imago/Future Image

Seit 1997 hat sich der Verein Unterwelten den unterirdischen Bunkern und Tunneln Berlin verschrieben und erkundet die Eingeweide der Hauptstadt. Die Mitglieder forschen, dokumentieren, bieten aber auch Gruppenführungen an. Und ob ihr hier Zeit eures Lebens verwurzelt seid oder erst umgetopft wurdet, ein Ausflug in die Berliner Unterwelten, etwa durch die DDR-Tunnel, den AEG-Versuchstunnel oder den Flakbunker, lässt euch die Stadt erst richtig kennenlernen. Mehr über die Unterwelten erfahrt ihr hier.


In der Hasenheide shoppen

Wie zum Teufel soll man das Zeug nehmen und jemandem gleichzeitig Geld in dieselbe Hand drücken? Foto: Imago/Elmar Gubisch

Ihren Ruf als Drogen-Umschlagplatz hat die Hasenheide weg. Was mit ihr passiert, sobald Cannabis legalisiert ist, lässt sich derzeit nur schwerlich beantworten. Wahrscheinlich wird sie wieder zum stinknormalen Park. Viele Arbeitsplätze dort dürften jedenfalls wegfallen. Wir wollen nicht zu (noch) Straftaten animieren, wäre auch Quatsch, aber irgendwie gehören Rauschmittel zur Berliner DNA. Solltet ihr noch nie einen ungelenken Austausch Geld gegen ranziges Plastiktütchen gemacht haben (Übergabe per Handschlag sorgt stets für peinliche Momente) wäre Nachholen eine Option. Was ihr mit dem Kram anschließend macht, ist euch überlassen. Und sobald es dann legal ist, wissen wir, wo Kiffen in Berlin sicherlich ganz unterhaltsam werden könnte.


Eine Stadttour machen und die Geschichte Berlins kennenlernen

Warum der Potsdamer Platz so berühmt ist, erfahrt ihr bei Wiki oder einer Stadttour. Foto: Imago/CHROMORANGE

Ja, richtig. Es mag gerade für Vollblütler:innen albern wirken, doch eine Stadttour ist nicht nur Tourisache. Bei den vielen Angeboten bekommt ihr nicht nur Kaufhäuser und den Bahnhof zu sehen, sondern erfahrt etwas zur Historie Berlins. Die ein oder andere Überraschung dürfte es ebenfalls geben. Und mal im Ernst: Wie viel nehmt ihr noch von einer Stadt wahr, in der ihr bereits seit einigen Jahren lebt? Da es jedoch wenig förderlich wäre, mit einem Bierrad saufend über den Potsdamer Platz zu radeln, solltet ihr euch ein paar besondere Führungen anschauen. Haben wir bereits gemacht und aufgeschrieben.


Ehrenamtlich aushelfen

In der Küche muss ohnehin einiges getan werden. anpacken wäre doch ein schöner Vorsatz. Foto: Imago/Pacific Press Agency/MatteoxNardone

Ja, es ist anstrengend, sich durch die vielen Ellenbogen der Hauptstadt zu wuseln, doch Berlin kann auch selbstlos. Sogar sehr gut. Es gibt viele Möglichkeiten, sich ehrenamtlich einzubringen, etwas für Menschen in Not zu tun. Ihr könnt, solange es noch Winter ist, im Kälte- und Wärmebus mitfahren, euch in einer der vielen Unterkünfte einbringen, in diversen Suppenküchen aushelfen. Ein paar Tipps für soziales Engagement haben wir hier aufgelistet. Anpacken schadet nicht und bietet einen Ausgleich zum sonstigen berlinerischen Ichismus.


Mit dem Schlauchboot übern Landwehrkanal

Fahrt ihr am frühen Morgen, ist deutlich weniger Verkehr auf dem Landwehrkanal. Paddeln ist doch ein schöner Vorsatz. Foto: Imago/F. Anthea Schaap

Unser Autor Jacek Slaski hat es bereits vorgemacht, setzte sich in ein Bötchen und paddelte, zumindest ein Stückchen, über die rund zehn Kilometer lange Wasserstraße. Kein Wunder, ist sie doch irgendwie schön und entzieht sich dem häufig hektischen Großstadttrubel. Für Berliner:innen ist die Strecke entlang an Parks, vorbei an schwimmenden Gärten und Häusern sowie Hauptstraßen etwas Schönes – sei es auch nur für ein einziges Mal. Müssen ja nicht alle Wiederholungstäter:innen werden. Gemacht haben sollte man es aber schon. Ein Fall für die 2022-Bucket-List.


Ein leerstehendes Haus besetzen

Ein kleines Relikt: Die besetzten Häuser in der Mainzer Straße. Foto: Imago/Werner Schulze

Wieder so ein rechtlich nicht zulässiger Vorsatz. Und wieder etwas, das zu Berlin gehört wie Fernsehturm und, passender, leerstehende Gebäude. Eigentümer:innen lassen letztere verfallen, spekulieren auf höhere Grundstückswerte und ersetzen sie durch luxuriösere Bauten, so der nicht seltene Schlimmstfall. Ein Recht auf Spekulation gibt es nicht, ein Recht auf Wohnen hingegen schon. Warum also nicht ein Zeichen setzen und eines dieser Gebäude besetzen? Damit würdet ihr euch in eine lange Tradition besetzter Häuser eingliedern.


Auf den Fernsehturm

In diesem Jahr mal auf den Fernsehturm kraxeln? Warum eigentlich nicht? Foto: Imago/Marius Schwarz

So oft wir auch an dem Turm vorbeischlendern, rauf geht es eher selten. Ist halt eine Touristenfalle. Zu teuer und für einige auch zu hoch. Und wer braucht schon eine tolle Aussicht, wenn diese auch in der Wohnung am Rosenthaler Platz gegeben ist? Irgendwie sind die Argumente nachvollziehbar. Andererseits ist die Aussicht wirklich beeindruckend und die Möglichkeit, unfreundliche Alex-Shoppende für einen Moment in Ameisen zu verwandeln, ist auch was. Ja, dieses Jahr ist es einen Versuch wert. Mehr Wissenswertes und Geschichtliches zum Fernsehturm findet ihr hier.

  • Fernsehturm, Panoramastraße 1a, Mitte, weitere Infos hier

In die urigste Eckkneipe gehen

Der Magendoktor in Wedding wäre in etwa so eine Kneipe. Foto: Imago/Schöning

Nein, hier gibt es keinen direkten Tipp. So richtige Kaschemmen gibt es praktisch in allen Stadtteilen. Meistens fallen die Läden nicht auf, von weitem und nahem. In ihrer Nähe riecht es etwas nach Rauch und gesprochen wird meist nur mit Dialekt. Im Grunde das eindeutige Gegenteil von St. Oberholz. Und so abschreckend sie manchmal wirken können, irgendwie wünscht man sich doch manchmal, teil dieser Kneipenkultur zu sein. Tja, holt es doch in diesem Jahr nach. Welche urigen Kneipen wir in Berlin gern besuchen könnt ihr hier lesen.

  • Zum Magendoktor Reinickendorfer Straße 111, Wedding, rund um die Uhr geöffnet

Am Berghain abgewiesen werden

Bei dem Gedränge stehen die Chancen auf ein „Nein“ gut. Foto: Imago/imagebroker

Zugegeben, das haben bereits viele Menschen erlebt. Sind wir ehrlich, wahnsinnig viele. Doch gerade aufgrund der Frequenz der mit „Hat wieder nicht geklappt“ endenden Geschichten, wagen es viele erst gar nicht. Dabei ist gerade das so eine richtig typische Berliner Erfahrung. Vielleicht kein wahnsinnig präsenter Vorsatz, aber ein wichtiger. Nie war ein „Nein“ identitätsstiftender, zumindest bezogen auf das Dasein in der Hauptstadt. Wollt ihr unbedingt ins Berghain, haben wir hier 12 Tipps. Wenn nicht die Pandemie gerade ein großes Nein für alle ist.


Den Teufelsberg besteigen

Die ehemalige Abhörstation auf dem Teufelsberg ist ein beliebtes Ausflugsziel. Foto: Imago/Mehrdad Samak-Abedi

Wieder so eine Attraktion, an der es leicht vorbeizuleben ist. Schade eigentlich. Der Teufelsberg bietet eigentlich eine ganze Menge. Früher befand sich dort der Rohrbau der Wehrtechnischen Fakultät, die im Rahmen des nationalsozialistischen Projekts „Welthauptstadt Germania“ erbaut werden sollte. Der wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gesprengt und die Reste mit Trümmerschutt aufgefüllt. Heute ist er ein Erholungsgebiet. Also, statt es sich ewig vorzunehmen schaut doch einfach mal vorbei. besonders die verfallene Abhöranlage „Field Station Berlin Teufelsberg“ lohnt sich.

  • Abhörstation Teufelsberg, Teufelsseechaussee 10, Charlottenburg, weitere Infos hier

Mehr zum Thema

Falls ihr unter euch Menschen habt, die sich selbst als Freiheitskämpfer:innen bezeichnen, haben wir noch 12 Vorsätze für Querdenkende. Ihr wollt 2022 auch mehr Museen besuchen? Diese 12 Museen sind immer einen Besuch wert. Sollte euch das zu wenig Kultur sein, könnt ihr euch diese 12 Theater näher anschauen.

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