Kommentar

Berlin. Trotz und Wasser

„Es kann nur besser werden. Muss aber nicht“.

Neulich rief das RBB-Kulturradio mir bei an. Ich sollte mit der Marketing-Expertin Claudia Bünte darüber diskutieren, ob Berlin einen neuen Stadtmarketing-Slogan braucht. Ich zuckte die Schultern, während ich zusagte. Die Radioleute wollten mir sogar ein Taxi schicken, damit ich schneller im Studio und wieder zurück an meinem Schreibtisch sein konnte. Das Taxi kam dann doch nicht. Die Taxifahrer streikten gerade. So ist Berlin. Ich fuhr mit der U-Bahn zum Funkhaus. Zum Glück war kein BVG-Streik. Berlin ist, wenn Streiks egal sind. Ist das ein guter Slogan? 

Eine Marketingagentur, die übrigens tatsächlich Ressourcenmangel heißt, hat im Auftrag der Senatskanzlei auf 38 Seiten ein Leitbild entworfen. „Berlin bleibt anders“, grönemeyert es im Titel.  Die alte Marketingkampagne „Be Berlin“ ist elf Jahre alt. Die hatte ich fast schon vergessen. Gesucht werde die „DNA Berlins“. Die beiden eindrücklichsten Berlin-Slogans stammen sowieso nicht von einer Agentur, sondern von Klaus Wowereit. „Arm aber sexy“ und „Wir sind hier nicht in Haiti, sondern in Berlin“. Mein Vorschlag wäre deshalb: Geht zu Wowereit auf den Golfplatz, lasst ihn zwischen zwei Schlägen drei Klopper raushauen, den besten davon nehmen wir.

Zwei Stunden vor meinem Radiotermin postete ich eigene Vorschläge auf Facebook. Zum Beispiel:  „Berlin. Es kann nur besser werden. Muss aber nicht“. Die Debatte war toll. Viele Hammerslogans. Die hatten eines gemeinsam: Sarkasmus. In Berlin ein notwendiger Gemütszustand. Aber ob man damit um Touristen werben mag? „Berlin. Trotz und Wasser.“ Stadtmarketing zielt ja nicht zuletzt auf Besucher ab, auf Zuzügler, Touristen. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Politik mit dem Wachstum der Stadt gerade besonders gut klar kommt. Aber wenn es denn sein muss, habe ich für die Ausgangsprämisse „Berlin bleibt anders“ einen Änderungsvorschlag. In: „Berlin ist überall anders.“ Denn die eine Berlin-DNA gibt es nicht. Bitte, gern geschehen.

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