Der Mann, so scheint es auf den ersten Blick, leidet schwer unter seiner Stadt. „Irgendwann links ein typisches Westverbrechen, ein klobiges Raumschiff, das als Imbiss und Kiosk fungiert. Gelangweilte Jugendliche zwischen Schule und Karatekurs.“ Oder: „Das Schloss wartete mit absurden Eintrittspreisen auf; an dem See dahinter, nicht viel mehr als ein Karpfenteich, wurde ich von einem böse dreinschauenden Schwan verscheucht.“ Ob in B wie Britz oder in C wie Charlottenburg – wo immer Renй Hamann durch Berlin streifte, wurde ihm irgendwann unbehaglich. Dennoch liest sich sein „Alphabet der Stadt“ nicht wie ein larmoyanter Reisebericht, sondern eher wie die Beobachtungen eines Mannes, der seine eigenen (Über-)Empfindlichkeiten kennt. Hamann lässt dafür auch mal mildernde Umstände walten. Wie bei P wie Pankow: „Vielleicht sollten mehr junge Kreative hierher ziehen, statt vermeintliche Problemkieze im alten Westen zu gentrifizieren. Pankow’s not dead.“
Text: Sassan Niasseri
Das Alphabet der Stadt, Renй Hamann, Verbrecher Verlag, 119 Seiten, 13Euro
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