Das Berliner Schloss, auch Stadtschloss genannt, ist das historische Monument, an dem sich die Geschichte dieser Stadt am besten ablesen lässt. Der Prachtbau ist vielleicht nicht so berühmt wie das Brandenburger Tor oder so markant wie der Fernsehturm, was auch daran lag, dass er 70 Jahre gar nicht existierte. Doch die Residenz der Hohenzollern erregt bis heute die Gemüter.
Seit den Tagen der brandenburgischen Kurfürsten wurde von dort aus regiert. Das Schloss ist ein Symbol der Kaiserzeit, es überdauerte den Ersten Weltkrieg, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und dann abgerissen. In der DDR stand an der Stelle der Palast der Republik – und im wiedervereinigten Berlin hat man es neu aufgebaut.
Hier kommt die Geschichte in 12 eindrucksvollen Bildern.
Das Stadtschloss in der Kaiserzeit
Die Geschichte des Berliner Schlosses geht auf das Jahr 1443 zurück. Die Residenz der Hohenzollern bestand bis 1918 und wurde in den knapp 500 Jahren immer wieder umgebaut. Das Foto zeigt das Berliner Schloss um 1899.
Kaiser Wilhelm II. grüßt das Volk
Wilhelm II. war der letzte deutsche Kaiser, mit der Novemberrevolution 1918 endete die Monarchie in Deutschland. Der Kaiserzeit, die 1871 mit der Gründung des Deutschen Reichs begann, folgte die kurze Ära der Weimarer Republik. Das Foto zeigt Wilhelm II. bei seinem 25-jährigen Regierungsjubiläum im Jahr 1913.
Preußischer Prunk
Die Innenräume des Berliner Schlosses waren prunkvoll eingerichtet. Der Kaiser empfing hochrangige Gäste und veranstaltete große Feste. Der preußische Prunk ist auf der Aufnahme gut zu erkennen, man sieht eine festlich gedeckte Tafel in einem der Empfangssäle des Berliner Schlosses.
Der Erste Weltkrieg und das Ende der Monarchie
1918 dankte Kaiser Wilhelm II. ab. Am 9. November 1918 rief der Spartakusführer Karl Liebknecht am Schloss die freie sozialistische Republik Deutschlands aus und hielt vom Fenster des Portals IV eine Rede, in der er erneut die Republik proklamierte. Das Schloss wurde in ein Museum umgewandelt, es folgte die turbulente Zeit der Weimarer Republik, die 1933 mit der Machtübernahme der NSDAP endete.
Schlacht um Berlin
Der Zweite Weltkrieg und die Schlacht um Berlin richteten beträchtliche Schäden am Schloss an. Vor allem bei einem Luftangriff im Februar 1945 kam es zu Zerstörungen am Nord- und Südflügel des Schlosses. Nach dem Kriegsende im Mai 1945 war das Schloss nicht mehr als eine Ruine.
Der Abriss in der DDR
Das Schloss befand sich nach dem Krieg im Herzen der Hauptstadt der DDR. Die SED-Regierung sah keine Verwendung für den beschädigten Bau, der für einen Teil der deutschen Geschichte stand, von dem man sich abgrenzen wollte. 1951 begannen die Abrissarbeiten der Überreste des Berliner Schlosses. Das Foto zeigt Baracken vor dem Marstall, in denen das Wissenschaftliche Archiv, das am Abriss der Ruine mitwirkte, seine Arbeitsräume hatte.
Palast der Republik
Der Palast der Republik, der auf dem Platz des alten Berliner Stadtschlosses stand, ist vermutlich das berühmteste Gebäude in Berlin, das verschwunden ist. Der Prunkbau der DDR fungierte ab 1976 als Sitz der Volkskammer.
Sozialistischer Prunk
Wegen der opulenten Innenbeleuchtung bekam der Palast der Republik im Volksmund den Beinamen „Erichs Lampenladen“. Neben der politischen Funktion, etwa den Parteitagen der SED, fanden hier auch Feierlichkeiten und Konzerte statt. Ost-Bands wie Puhdys und Karat gastierten, aber auch Udo Lindenberg spielte vor DDR-Publikum.
Der Berg und die Zwischennutzung
Nach der Wende wurde das Gebäude wegen des darin verbauten Asbests geschlossen, entkernt, und schließlich, nach vielen Protesten, Verschiebungen und einer künstlerischen Zwischennutzung, wurde der endgültige Abriss beschlossen.
Im zwischengenutzten Palast der Republik spielten in den frühen 2000er-Jahren die Einstürzenden Neubauten ein legendäres Konzert, auch die Kunstinstallation „Der Berg“ (Foto) und andere Projekte sorgten für Aufsehen.
Der Palast wird abgerissen
Ab 2008 begann der Abriss und eine der größten Baustellen der Stadt entstand so in der historische Mitte, unweit vom Berliner Dom und der Museumsinsel. Von 2011 bis 2018 wurde in der temporär eingerichteten „Humboldt-Box“ am Rande der Baustelle thematische Ausstellungen zur Geschichte, Bau und Zukunft des Stadtschlosses gezeigt.
Das Schloss aus Beton
Die Idee für den Wiederaufbau des Schlosses geht auf eine Initiative des Unternehmers Wilhelm von Boddien in den frühen 1990er-Jahren zurück. 2002 wurde der Wiederaufbau gesetzlich beschlossen. Den internationalen Realisierungswettbewerb gewann der italienische Architekt Franco Stella.
Stellas Projekt sah die historische Rekonstruktion von drei der vier Fassaden sowie des Kuppelbaus vor. Das Foto aus dem Jahr 2015 zeigt die aus Beton errichtete Struktur des Schlosses.
Neu in Berlin: Humboldt Forum
Ende 2020 wurde die Baumaßnahmen weitestgehend abgeschlossen. Es folgte die Eröffnung des Humboldt Forums – vorerst nur digital. Folgende Museen gehören zum Humboldt Forum: Ethnologisches Museum und Museum für Asiatische Kunst, zudem ist eine Berlin-Ausstellung des Stadtmuseums vorgesehen, und auch das Humboldt-Labor der Humboldt-Universität wird im Gebäude einziehen.
Mehr Berlin-Geschichte
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