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Besser mit Brille: 12 Berliner Persönlichkeiten mit Sehhilfe

Wer sind die berühmtesten Brillenträger:innen aus Berlin? Wir haben den Leuten mal auf die Nasen geschaut und unter anderem einen Fußballtrainer, einen Theaterdramaturgen, Musikerinnen und eine Ärztin gefunden, die sich in der Öffentlichkeit bebrillt zeigen. Ja, für die die Brille teilweise zum Stilelement wurde. Denn die Brille ist nicht nur eine notwendige Sehhilfe, sie ist ein Symbol. Mal gelten Brillenträger:innen als Schwächlinge oder Langweiler, mal steht das Nasenfahrrad aber auch für Coolness oder besondere Intellektualität. So berühmte Brillenträger wie Harry Potter, Woody Allen und Buddy Holly haben wir in Berlin nicht, doch diese 12 Persönlichkeiten haben (oder hatten) stets den Durchblick!


Hildegard Knef

Hildegard Knef (1925-2002) hat den Durchblick. Zumindest 1996 trug die Diva eine Brille auch in der Öffentlichkeit. Foto: Imago/Teutopress
Hildegard Knef (1925-2002) hat den Durchblick. Zumindest 1996 trug die Diva eine Brille auch in der Öffentlichkeit. Foto: Imago/Teutopress

In Berlin lebte Hildegard Knef seit frühster Kindheit, machte Karriere beim Film, am Theater, als Sängerin, Showstar und später auch als Autorin. Ihre Platten verkauften sich millionenfach, sie gewann den Bambi, Echo und die Goldene Kamera und mit ihrem autobiografisch geprägten Werk „Der geschenkte Gaul“ landete sie einen Bestseller. Nur Marlene Dietrich überragt die Knef, wenn es um den Status der Berliner Diva schlechthin geht. Wobei sie auch eine Hassliebe mit der Stadt verband. Hildegard Knef lebte und arbeitete lange in den USA, aber auch in England und Frankreich. Sie starb 2002 in Berlin und erhielt ein Ehrengrab auf dem Waldfriedhof Zehlendorf.


Wolfgang Thierse

Brille und Bart gehen bei dem SPD-Politiker Wolfgang Thierse zusammen. Foto: Imago/Werner Schulze
Brille und Bart gehen bei dem SPD-Politiker Wolfgang Thierse zusammen. Foto: Imago/Werner Schulze

Brille, Bart, das sind die Kennzeichen des prominenten SPD-Politikers aus Ost-Berlin, der schon am Kollwitzplatz lebte, bevor man etwas von Gentrifizierung, Sojasprossen und Chai-Latte gehört hat. 1964 zog der gebürtige Breslauer in die Hauptstadt der DDR und studierte Germanistik an der HU. Im SED-Staat arbeitete er im Kulturministerium, wo er aber im Zuge der Ausbürgerung von Wolf Biermann und seiner Weigerung, eine von oben diktierte Befürwortung derselben zu unterzeichnen, rausflog und anschließend am Zentralinstitut für Literaturgeschichte arbeitete. In der Wendezeit engagierte sich Thierse in der Bürgerrechtsbewegung und wurde noch vor der Wiedervereinigung im Sommer 1990 zum Vorsitzenden der SPD der DDR gewählt. Er wurde 1998 Präsident des Deutschen Bundestages und blieb bis Oktober 2005 in dem Amt.


Gregor Gysi

Brillenträger Berlin: Politiker, Anwalt, Moderator – Gregor Gysi ist ein Multitalent und seine Brille ein Markenzeichen. Foto: Imago/Teutopress
Politiker, Anwalt, Moderator – Gregor Gysi ist ein Multitalent und seine Brille ein Markenzeichen. Foto: Imago/Teutopress

Gregor Gysi, Sohn des Widerstandskämpfers und späteren Kulturministers der DDR Klaus Gysi, gehörte zu den eher systemnahen, wenn auch von der Nomenklatura beäugten Persönlichkeiten der DDR. Als Rechtsanwalt vertrat er immer wieder auch prominente Systemkritiker und Ausreisewillige. Nach der Wende machte Gysi, stets mit einer runden Nickelbrille auf der Nase, eine beispiellose Karriere. Als Bundestagsabgeordneter für die PDS und dann Die Linke, Autor, Moderator, Senator und begnadeter Redner, ist er einer der berühmtesten Politiker des Landes.


Gudrun Gut

Die Musikerin, Produzentin und Labelbetreiberin Gudrun Gut trägt nicht immer eine Brille aber immer mal wieder. Foto: Imago/Brigani-Art
Die Musikerin, Produzentin und Labelbetreiberin Gudrun Gut trägt nicht immer eine Brille aber immer mal wieder. Foto: Imago/Brigani-Art

Blixa Bargeld und Frieder Butzmann nannten die Musikerin, deren Laufbahn in West-Berlin der späten 1970er-Jahre begann, unabhängig voneinander, die „modernste Frau der Welt“. Gudrun Guts Einfluss ist nicht hoch genug einzuschätzen. Gut war Modedesignerin, betrieb die legendäre Boutique Eisengrau, war Gründungsmitglied der Einstürzenden Neubauten und von DIN A Testbild. Mit ihren Bands Mania D. und vor allem Malaria! schrieb sie Musikgeschichte. Auch als Radiomacherin, Produzentin und Labelbetreiberin (Moabit, Monika Enterprise) prägt Gudrun Gut die Stadt bis heute.


Klaus Schütz

Willy Brandt (SPD) und sein Parteifreund Klaus Schütz, der von 1967 bis 1977 Regierender Bürgermeister von Berlin war. Hier betrachten die Politiker ein Eisenbahn-Modell. Foto: Imago/Sven Simon
Willy Brandt (SPD) und sein Parteifreund Klaus Schütz, der von 1967 bis 1977 Regierender Bürgermeister von Berlin war. Hier betrachten die Politiker ein Eisenbahn-Modell. Foto: Imago/Sven Simon

In seiner Jugend stand Klaus Schütz (1926-2012) dem linken Flügel der SPD nah, wurde ein glühender Anhänger Willy Brands und zog bereits im Alter von 31 Jahren in den Bundestag ein. 1967 übernahm Schütz das Amt des Regierenden Bürgermeisters von Berlin nach dem Rücktritt seines Vorgängers Heinrich Albertz (SPD). Albertz trat infolge der Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg bei der Demonstration gegen den Besuch des Schahs von Persien in West-Berlin am 2. Juni 1967 zurück. Klaus Schütz, der Mann mit der Hornbrille, blieb zehn Jahre im Amt.


Jenny De la Torre

Brillenträger Berlin: Jenny De la Torre ist Ärztin für Obdachlose im Gesundheitszentrum Mitte in Berlin. Foto: Imago/Jakob Hoff
Jenny De la Torre ist Ärztin für Obdachlose im Gesundheitszentrum Mitte in Berlin. Foto: Imago/Jakob Hoff

Die Ärztin Jenny De la Torre wollte schon immer Menschen helfen und zwar über die Grenzen hinaus, die das reguläre Gesundheitssystem in Deutschland zulässt. Sie richtete eine Stelle ein, die unbürokratisch Obdachlose medizinisch versorgt, daraus entstand eine die Jenny-De-la-Torre-Stiftung, die ein Gesundheitszentrum in der Pflugstraße 12 in Mitte betreibt. ”Mit der Stiftung möchte ich meiner sozialen Verantwortung als Ärztin gerecht werden”, sagt die Medizinerin, die für ihr Engagement mit Verdienstpreisen und Auszeichnungen geehrt wurde.


Heiner Müller

Der berühmteste Brillenträger der Berliner Theaterwelt: Autor, Dramaturg und Regisseur Heiner Müller (1929-1995) raucht Zigarre, 1992. Foto: Imago/Teutopress
Der berühmteste Brillenträger der Berliner Theaterwelt: Autor, Dramaturg und Regisseur Heiner Müller (1929-1995) raucht Zigarre, 1992. Foto: Imago/Teutopress

Ein großer Denker, ein markiger, zigarrenrauchender Theatermann, der vielleicht berühmteste Intellektuelle der DDR. Brechts Wiedergänger und komplexer Geist. Eine Legende und ein überzeugter Brillenträger aus Berlin! Müller erhielt den Büchner-Preis und den Kleist-Preis und war Präsident der Akademie der Künste (Ost). Ab den 1950er-Jahren prägte der 1929 in Sachsen geborene Reimund Heiner Müller das Kulturleben der DDR. Anfangs als Kritiker und Redakteur, schon bald als Dramatiker, Essayist und Lyriker.

Immer wieder geriet er auch mit den Einschränkungen der SED-Politik in Konflikte, hielt aber an Ost-Berlin fest und verließ die DDR auch nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns nicht. Sein Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtische Friedhof, der zu den schönsten Friedhöfen in Berlin gehört, zudem erinnern zwei Gedenktafeln, eine in Friedrichsfelde und eine in Kreuzberg, an Häuser, in denen Müller gelebt hat.


Kurt Krömer

Brillenträger Berlin: Der Comedian Kurt Krömer auf dem Neuköllner Weihnachtsmarkt auf dem Richardplatz. Foto: Imago/Brigani-Art
Der Comedian Kurt Krömer auf dem Neuköllner Weihnachtsmarkt auf dem Richardplatz. Foto: Imago/Brigani-Art

Kurt Krömer, bürgerlich Alexander Bojcan, ist ein Phänomen. Er ist in Neukölln aufgewachsen, brach zwei Berufsausbildungen ab und verdingte sich anschließend auf dem Bau. 1996 besuchte er als 22-Jähriger eine Tanz- und Clownschule in Hannover und unternahm erste Schritte im Comedybereich, seitdem gehört der überzeugte Brillenträger zu den ungewöhnlichsten Talenten in der Branche und prägte den Berliner Humor.

2003 kam der Durchbruch mit „Die Kurt Krömer Show“, die er für den RBB produzierte. Sketche, Einspieler und Interviews mit Prominenten gehörten zum Konzept. Die Absurdität und die unkonventionelle Art und Weise, wie Krömer an die altbekannten Formate von Talk-Shows heranging, überzeugten Publikum und Kritiker. Es folgten „Krömer Late Night Show“, „Chez Krömer“ und weitere Projekte, darunter Theaterstücke und ein Podcast. Eine forsche Berliner Schnauze mit einem guten Schuss absurdem Humor, fertig ist der Krömer-Effekt!


Wolfgang Lippert

TV-Moderator Wolfgang Lippert im April 1992 in Berlin. Foto: Imago/Teutopress
TV-Moderator Wolfgang Lippert im April 1992 in Berlin – natürlich mit Brille. Foto: Imago/Teutopress

Als Sänger, Entertainer und Fernsehmoderator schrieb der 1952 geborene Ost-Berliner deutsch-deutsche Geschichte. In der DDR moderierte er eine Kindersendung, nach der Wende machte er im Westfernsehen weiter und hatte schon bald eine eigene Show und übernahm zwischenzeitlich sogar „Wetten, dass..?“ von Thomas Gottschalk. Als Brillenträger stellte er sich in eine illustre Tradition der bebrillten Fernsehunterhaltung, denn auch Lipperts berühmte Kollegen wie Frank Elstner und Alfred Biolek standen stets mit Sehhilfe auf der großen Bühne.


Françoise Cactus

Brillenträger Berlin: Die Sängerin von Stereo Total Françoise Cactus (1964-2021). Foto: Imago/Brigani-Art
Die Sängerin von Stereo Total Françoise Cactus (1964-2021). Foto: Imago/Brigani-Art

Brillenträger gibt es nicht nur in Berlin mehr als Brillenträgerinnen. Françoise Cactus war da eine Ausnahme. Ihr Akzent war so charmant, selbst ein gesungenes „Ausrufezeichen“ wurde bei ihr zur sinnlichen Offenbarung. Am 17. Februar 2021 verstarb die Sängerin, Musikerin, Autorin und Künstlerin mit nur 57 Jahren. Zusammen mit ihrem musikalischen Partner Brezel Göring bildete sie ab 1993 das Electropop-Duo Stereo Total. In den 1980er-Jahren war sie Sängerin der frankophonen Punkpopband Lolitas. Nach Deutschland kam die gebürtige Französin in den frühen 1980er-Jahren, sie bewegte sich in der West-Berliner Hausbesetzerszene, arbeitete anfangs als Grafikerin bei der „taz“, tourte später mit Stereo Total um die Welt und moderierte zuletzt eine Sendung auf Radioeins. Die Brille gehörte nicht immer, aber lange zu ihrem Image.


Urs Fischer

Urs Fischer, seit 2018 Trainer beim 1. FC Union Berlin. Foto: Imago/HJS
Urs Fischer, seit 2018 Trainer beim 1. FC Union Berlin. Foto: Imago/HJS

Im Sport gehört die Brille nicht unbedingt zum Alltag. Oft stört die Sehhilfe bei den Leibesübungen und schlechte Augen deuten auf körperliche Untüchtigkeit hin, vermeintlich. Daher tragen die Athleten und Athletinnen bevorzugt Kontaktlinsen oder brauchen eben keine Brille. Bei den Trainern sieht es anders aus. Berühmtester Brillenträger in dieser Zunft ist sicherlich der Fußballtrainer Jürgen Klopp (FC Liverpool), doch auch in Berlin zeigt sich der Schweizer Union-Trainer Urs Fischer stets mit Brille auf der Nase.


Helmut Newton

Brillenträger Berlin: Der international renommierte Fotograf Helmut Newton (1920-2004). Foto: Imago/Teutopress
Einer der berühmtesten Brillenträger aus Berlin: Der international renommierte Fotograf Helmut Newton (1920-2004). Foto: Imago/Teutopress

Helmut Newton hat als Fotograf weltweit Erfolge gefeiert. Der gebürtige Berliner verbrachte zwar die längste Zeit seines Lebens in den USA, doch seiner Geburtsstadt blieb er stets verbunden. Nicht ohne Grund, ist hier seine Stiftung im Museum für Fotografie in Charlottenburg untergebracht. Die klobige Brille gehörte zu Newtons Image dazu, wobei er sich als jüngerer Mann auch gelegentlich mit kreisrunder Nickelbrille zeigte.


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