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Caro Kowanz ist Englischlehrerin und lustig! Ihr Klassenzimmer ist Instagram

Eine neue Sprache zu erlernen sollte unbedingt Spaß machen, findet Influencerin Caro Kowanz. Im Interview erklärt die in Argentinien geborene Sprachlehrerin, die mittlerweile in Berlin lebt, wie sich ihr Unterricht auf Instagram vom analogen Unterricht im Klassenzimmer unterscheidet, warum ein bisschen Extrovertiertheit nicht schaden kann und wo die Zukunft des Lernens liegt.

Caro Kowanz ist Englischlehrerin und sehr erfolgreiche Influencerin. Foto: Caro Kowanz
Caro Kowanz ist Englischlehrerin und sehr erfolgreiche Influencerin. Foto: Caro Kowanz

Instagram-Lehrerin Caro Kowanz: „Etwa 70 Prozent der Leute sind visuelle Lerner“

tipBerlin Frau Kowanz, Sie sind Englisch- und Spanischlehrerin und zugleich erfolgreiche Influencerin mit über einer Million Follower. Ihre Instagram-Sprach-Lern-Videos klicken Hunderttausende an. Haben Sie eine Theorie, weshalb das Interesse so gewaltig ist?

Caro Kowanz Etwa 70 Prozent der Leute sind visuelle Lerner, das bedeutet, dass wenn man etwas sieht, es einfacher fällt, es zu lernen, als wenn man es liest oder hört. Das ist im Prinzip das, was ich tue. Ich zeige Situationen und Dinge, wobei die Mimik der von mir dargestellten Personen sehr schräg sein kann. Die Szenen in den Videos sind lustig und die Leute können damit etwas anfangen und können sich so besser an den Stoff erinnern.

tipBerlin Sie sprechen von Edutainment, der Verbindung aus Bildung und Spaß. Korrekt?

Caro Kowanz Ja, es ist die Mischung aus beidem. Im Hintergrund steht die Absicht, etwas zu vermitteln, aber auf so eine Art, dass die Leute nicht merken, dass sie etwas lernen. Ich selbst hätte zum Beispiel keine Lust auf klassischen Deutschunterricht, bei dem mir ein strenger Lehrer sagt, mach das so und nicht so. Diese altbackene Disziplin, die ich aus meiner Schulzeit kenne, passt nicht mehr in die Gegenwart und ich denke, es gibt viele Menschen, die genauso denken. 

tipBerlin War es schon immer Ihr Ziel, Menschen Fremdsprachen beizubringen?

Caro Kowanz Eigentlich nicht. Ich komme aus Argentinien und meine Muttersprache ist Spanisch. Außerdem begann ich als achtjähriges Mädchen Gebärdensprache zu lernen. Das war eine faszinierende Erfahrung und ich versuchte auf diese Art, auch mit Menschen zu kommunizieren, die die Zeichensprache nicht beherrschten. Mit zwölf oder dreizehn lernte ich Englisch und mochte es, aber die Idee, Sprachlehrerin zu werden, kam erst nach meinem Umzug nach London.

„Als ich mit Englisch anfing, lernte ich sehr viel durch Videospiele“

tipBerlin Warum sind Sie dahin gezogen?

Caro Kowanz Ich war jung, wollte etwas Neues sehen und blieb für ein Jahr, um die Sprache richtig gut zu lernen. Es war fantastisch, meine Lehrer waren unglaublich toll und da dachte ich, ich will Sprachen unterrichten, und zwar so, wie sie es tun. Unsere Lehrer sind mit uns in die Stadt gegangen und wir mussten mit unserem Englisch im Alltag bestehen. Sie gaben uns Aufgaben, mit jemandem sprechen, Essen bestellen, Dinge einkaufen. Da dachte ich, so lernt man wirklich. Statt Vokabeln und Grammatik zu pauken, haben wir die Sprache einfach benutzt. 

tipBerlin Mehr Praxis und weniger Theorie?

Caro Kowanz Genau! Und zwar eine Praxis mit Worten und Redewendungen, die die Leute wirklich verwenden. In meiner Schule in Argentinien habe ich so viele englische Wörter gelernt, die ich danach nie wieder gehört habe. In London mitzubekommen, welche Worte wirklich benutzt und wie sie verwendet werden, war großartig. Es war eine neue Art, die Sprache zu erfassen.

tipBerlin Auch mit den Streaming-Plattformen, auf denen man inzwischen jeden Film und jede Serie in der Originalsprache sehen kann, wird man mit Fremdsprachen vertraut. Wie wichtig sind die neuen Medien beim Erlernen von Sprachen?

Caro Kowanz Sehr wichtig, auch für mich! Als ich mit Englisch anfing, lernte ich sehr viel durch Videospiele. Damals hatten wir noch keinen Zugang zum Internet, aber zu englischen Videospielen. 

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tipBerlin Sie haben Fremdsprachen aber auch analog unterrichtet. Wie waren Ihre ersten Erfahrungen als Lehrerin?

Caro Kowanz Nach meiner ersten Zeit in London ging ich zurück nach Argentinien und gab dort Kindern Nachhilfe in Englisch, auch wenn ich noch keine richtige Lehrerin war. Anschließend ging ich noch einmal nach England, kam wieder nach Argentinien zurück und begann in einer Schule zu arbeiten. Das war sehr anders. Die Stadt war sehr klein und sehr arm, also musste ich meinen Stil an die Realitäten der Kinder anpassen. Sie gingen nur zweimal in der Woche zur Schule und hatten insgesamt 50 Minuten Englisch. Dadurch war der Unterricht sehr einfach, das half mir aber, mich an die Schüler anzupassen. Davon profitiere ich bis heute, wenn ich etwa meinen Unterrichtsstil an neue Technologien wie die Sozialen Medien anpasse.

tipBerlin Inzwischen leben Sie in Berlin. Warum?

Caro Kowanz Kurz vor der Pandemie habe ich eine große Europareise gemacht, habe mir dafür ein Work-and-Travel-Visum besorgt und wollte etwa ein Jahr unterwegs sein. Als der Corona-Lockdown begann, war ich gerade in Berlin. Dann überlegte ich, was ich tun könnte. Nach Argentinien konnte ich nicht, also blieb ich da, lernte meinen jetzigen Ehemann kennen und lebe nun hier. Ursprünglich wollte ich nach Italien, weil mein Großvater Italiener war und ich in der Corona-Zeit auch begann, Italienisch zu lernen. Aber ich bekam ein Arbeitsvisum und konnte in Deutschland Online-Unterricht anbieten, Englisch und Spanisch. Das funktionierte während der Pandemie sehr gut.

tipBerlin Wie sind Sie unter die Influencer geraten?

Caro Kowanz Ein Freund fragte mich mal, warum ich nicht auf Instagram unterrichte und ich dachte: warum Instagram? Das ist doch für Teenies, was soll ich denn da? Aber es stellte sich heraus, dass es auch auf Instagram und sogar TikTok Sprachlehrer gab. Also versuchte ich es mit Worten oder Redewendungen, die auch für mich schwer zu lernen waren. Außerdem mit Fehlern, die sehr häufig gemacht werden. Am Anfang habe ich nur in die Kamera gesprochen, was etwas langweilig war. Aber dann wurde ich kreativer, experimentierte mit Rollen, Kostümen und Dialogen. Die Leute mochten das. Auch, weil jedes Video anders ist. 

Caro Kowanz: „Das bringt mir im Moment so viel, wie ich früher mit dem Online-Unterrichten verdient habe“

tipBerlin Unterrichten Sie eigentlich noch analog oder ist Ihre Tätigkeit in den sozialen Medien für Sie zum Vollzeitjob geworden?

Caro Kowanz Instagram und TikTok zahlen nicht für Content, den man auf diesen Plattformen hochlädt, das macht Youtube, aber dort bin ich nicht. Der einzige Weg für mich, um mit meinen Videos und meiner Reichweite Geld zu verdienen, ist Promotion von Sprach-Apps, dafür werde ich bezahlt. Das bringt mir im Moment so viel, wie ich früher mit dem Online-Unterrichten verdient habe. Weil ich aber alles allein mache und noch sehr viel über das Geschäft lernen muss, habe ich mit dem Unterrichten aufgehört und begann, mich vor etwa vier Monaten komplett auf Instagram zu konzentrieren. Jetzt bin ich eine Teach-Fluencerin (lacht). Meiner Überzeugung, Spaß beim Lernen zu haben, bin ich aber treu geblieben.

instagram.com/carokowanzenglish


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