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Architektur

Cank Neukölln: So wird das alte C&A-Gebäude wiederbelebt

Das ehemalige C&A-Gebäude auf der Karl-Marx-Straße heißt jetzt Cank. Nachdem der brutalistische Betonklotz jahrelang leer stand, finden jetzt im wilden Mix coole Events und Ausstellungen statt. Ein Ortsbesuch.

„Wie ein gecrashtes Raumschiff“ – das Cank in Neukölln. Foto: Bechstein Netzwerk

Cank: Gecrashtes Raumschiff mit Brutalismus-Charme

Seit den 1960er-Jahren prägt das massive Betongebäude die Karl-Marx-Straße – zuerst als C&A Kaufhaus, dann als Lost Place, zwischendurch als Flüchtlingsunterkunft und heute als Event-Location Cank, abgeleitet von C und A Neu Kölln. Der brutalistische Betonbau wirkt wie „ein gecrashtes Raumschiff“, sagt Fabian Braunbeck, „durch seine Form auch ein bisschen wie ein Diamant. Wenn die Sonne scheint, strahlen die kupfernen Fenster schon fast romantisch die ganze Karl-Marx-Straße runter.“ Fabian Braunbeck ist Projektmanager vom Cank und Teil von Bechstein Network, einer Location-Agentur, die das Bauwerk in Neukölln im Moment erstmal als Zwischenmiete verwaltet. Zum Portfolio gehören unter anderem ein zum Veranstaltungsort hergerichtetes Bahnhofsgebäude in Zehlendorf, das Brixen, und das Prince Charles, das längst fest im Kreuzberger Nachtleben verankert ist. 

Blickfang: verspiegelte Säulen im Cank. Foto: Alma Cheurfa
Blickfang: verspiegelte Säulen im Cank. Foto: Alma Cheurfa

Ein Ort mit Geschichte

Sandra Eichhoff, gebürtige Friedrichshainerin und ebenfalls Teil des Bechstein Netzwerkes, shoppte bereits zu Nachwendezeiten im C&A und beobachtet seitdem, wie sich der Kiez wandelt. Zu sehen, wie das ausgediente Kaufhaus, „der Konsum-Palast“, upgecycelt wurde, sei das Schönste für sie.

Fabian Braunbeck und Sandra Eichhoff vom Bechstein Netzwerk in ihrem Büro im Cank. Foto: Alma Cheurfa

Ohne das Alte wäre aber auch das Neue nur halb so schön. Die Geschichte des Ortes ist allgegenwärtig und bestimmt den Look und die Atmosphäre der Events und Ausstellungen. Rohre und Kabel hängen aus den offengelegten Decken. Symmetrisch im Raum verteilte Spiegelsäulen und Rolltreppen, die nicht mehr laufen, erzeugen einen nostalgischen, leicht schäbigen Kaufhaus-Flair. Auch die Zwischennutzung als Unterkunft für Geflüchtete von 2016 bis 2018 hat ihre Spuren hinterlassen: Kinderkritzelei an den Wänden der dritten Etage und zaghafte Umrisse von Bettunterteilungen auf den Böden erinnern an die Menschen, die dort unterkamen.

Kinderkritzelei an den Wänden des Canks erinnern an die Zwischennutzung als Geflüchteten-Unterkunft. Foto: Alma Cheurfa

Cank ist ein neuer Raum für Kunst und Kultur

Seit Anfang 2024 füllen nun Kunst und Kultur die fünf weitläufigen Etagen. Neben einmaligen Events und Performances finden auch Formate dort statt, die auf einen längeren Zeitraum ausgelegt sind, beispielsweise die „Art of the Bricks“-Lego-Ausstellung.

Das Bechstein Netzwerk kuratiert die Veranstaltungen nicht. Aber der Einfluss, den das Cank hat, ist nicht von der Hand zu weisen: Denn vieles von der bisher gezeigten Kunst sei extra auf den Ort zugeschnitten gewesen, manche Veranstalter würden ihr Konzept noch einmal komplett umwerfen, sobald sie die Fläche gesehen haben, erzählt Fabian. Für ihn sei das auch das Schönste an der Arbeit im Cank: „Es gibt so viel Raum für Kreativität, dass es Steine ins Rollen bringt.“

Auch laut Sandra sei der Ort schon eine Art Kunstwerk an sich, das sich gerne in den Vordergrund dränge. Da brauche es dominante Kunst, um ihn zu füllen. 

Eingangsbereich im Cank. Der Ort ist auch ohne Event ein Erlebnis. Foto: Alma Cheurfa

Wie Neukölln vom Cank profitiert

„Der Bezirk kämpft schon lange dafür, sein schlechtes Bild nach außen gerade zu rücken. Außerhalb von Berlin hört man über Krawalle und Probleme“, schildert Fabian die Situation. Das Cank solle als Teil der Neuköllner Kulturlandschaft das Image des Bezirks über Landesgrenzen hinaus aufpeppen. Deshalb seien sie auch auf ihre Mitwirkung bei 48 Stunden Neukölln stolz, dem wichtigsten Kunstfestival im Bezirk.

Sandra und Fabian hoffen auch, dass Formate wie „Art of the Bricks“ auch die freundliche und offene Seite von Neukölln repräsentiert, die medial oft untergeht. Über die Kunst hinaus engagieren sie sich auch sozial im Kiez: Gemeinsam mit der Organisation Outreach und der Streetwear-Marke Snipes organisierten sie im Cank ein Indoor-Fußballturnier für Neuköllner Kids mit wenig Geld. 

Kürzungen werden wie ein Echo nachhallen

Staatliche Förderung gibt es für Cank und das Bechstein Network nicht, aber Fabian und Sandra machen sich dennoch Gedanken um die Berliner Kulturszene. Noch merken sie nichts von den Kürzungen. „Das hallt bei uns erst später nach, wie ein Echo. Wenn es Formate wie 48 Stunden Neukölln nicht mehr gibt“ betont Fabian, „wird es fast nicht mehr möglich sein, Content zu platzieren, ohne dass eine große Marke im Hintergrund sitzt, die das Ganze sponsert. Das verfehlt die eigentliche Mission von Kunst und Kultur.“ Die solle nämlich für alle zugänglich sein. 

Die nahe Zukunft ist aber erstmal gesichert. Und zur Weihnachtszeit gab es ein Highlight: den Holy Shit Market, ein besonderer Weihnachtsmarkt mit vielen lokalen Designern und Ausstellern, die außergewöhnliche und nachhaltige Geschenke angeboten haben.

  • Cank Karl-Marx-Str. 95, Neukölln, mehr Infos hier

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Zum Eintauchen empfehlen wir diese immersiven Ausstellungen in Berlin. Cank ist nicht das erste Kaufhaus, das eine kunstvolle Zwischennutzung erfährt. Auch Primark im Schloss-Straßen-Center wurde zum Raum für Kultur. Was sich derzeit besonders lohnt, lest ihr bei unseren Kunst-Tipps mit aktuellen Ausstellungen und letzten Chancen in Berlin. Alle unsere Texte über Neukölln findet ihr hier.

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