Seit den 1970er-Jahren gehört Claudia Skoda zu den coolsten Modemacherinnen der Stadt. Mit ihren avantgardistischen Entwürfen revolutionierte sie die Strickmode, sie erschuf ein kreatives Umfeld aus Künstlern, Musikern und Szenegestalten, das weit über ihre eigentliche Tätigkeit hinausreichte und wurde so zur Ikone der Subkultur. Ihre Freundschaften mit Martin Kippenberger und David Bowie sind legendär und ihre Modeschauen glichen Kunst-Happenings.
Die Ausstellung „Dressed to Thrill“ in der Kunstbibliothek widmet sich Skodas Leben und Werk. Wir zeigen vorab 12 exklusive Fotos aus dem schillernden Mode-Underground der West-Berliner Ära.
Claudia Skoda vereinte Schroffheit mit Eleganz, Wildheit mit Hedonismus
Claudia Skoda gründete Mitte der 1970er-Jahre ihr Label. Sie verarbeitete ungewöhnliche Materialien für die Entwürfe, ließ in kleinen Stückzahlen produzieren und vertrieb ihre ungewöhnliche Mode vor allem über internationale Messen. Eine eigene Boutique eröffnete sie erst viele Jahre später in New York. Schon bald machte sie sich einen Namen, nicht zuletzt auch wegen des Gesamtkonzepts ihrer Modemarke, das von Plakatgestaltung, Fotografie über die Musik bis zu den Choreographien der Schauen reichte. Skoda vereinte Schroffheit mit Eleganz, Avantgarde mit Subkultur, Wildheit mit Hedonismus und einer guten Portion Optimismus.
Die einzigartige Stimmung des Kreuzberger Kollektivs fabrikneu um das Zentralgestirn Claudia Skoda strahlte weit über die Grenzen West-Berlins ab. In der Fabriketage im Bergmannstraßenkiez feierte, arbeitete und lebte man zusammen. Auch in London und New York wurde man auf die exzentrischen und lebensfrohen Impulse, die aus der Mauerstadt kamen, aufmerksam.
Zum Skoda-Kosmos gehörten unter anderem der junge Künstler Martin Kippenberger, der gerade im Begriff war der deutschen Nachkriegskunst einen heftigen Tritt in den Hintern zu geben. Ebenso die Regisseurin Ulrike Ottinger und die Schauspielerin und Künstlerin sowie Mitbegründerin des Kunstkollektivs Die Tödliche Doris, Tabea Blumenschein.
Skoda und Bowie freundeten sich an
Nicht zuletzt fanden sich Ende der 1970er-Jahre auch die beiden internationalen Stars Iggy Pop und David Bowie schon bald nach ihrer Ankunft in Schöneberg im Atelier von Claudia Skoda ein. Zwischen dem englischen Popidol Bowie und der Berliner Schneiderin entwickelte sich eine jahrelange Freundschaft. Auch davon erzählt die Sonderausstellung „Dressed to Thrill“ in der Kunstbibliothek, die das Leben und Wirken von Claudia Skoda beleuchtet.
Rund 200 Exponate, Fotos und multimediale Dokumente, darunter von Skodas prominenten Weggefährten wie Martin Kippenberger, Luciano Castelli, Ulrike Ottinger, Tabea Blumenschein, Kraftwerk, Jim Rakete und vielen mehr, erlauben einen Einblick in die Skoda -Welt und damit einen der kreativsten Momente der Mauerstadt-Subkultur.
Die Anfänge in der fabrikneu, Skodas Verhältnis zur Musik, extravagante Modeschauen und ihre Karriere als Unternehmerin mit Dependancen in New York und später in Berlin-Mitte, werden eingehend erläutert und zeichnen ein eindrucksvolles Porträt dieser 1943 in Steglitz geborenen Autodidaktin, deren Ideen, Charme und Beharrlichkeit bis in die Gegenwart Bestand haben und ohne die Berlin ein kleines Stück ärmer und weniger bunt wäre.
Die Eröffnung von „Dressed to Thrill“ war eigentlich für Dezember 2020 geplant. Wegen Corona musste die Ausstellung auf den Februar 2021 verschoben werden. Zur Einstimmung zeigen wir daraus exklusiv zehn Fotos.
Claudia Skoda Dressed to Thrill Kunstbibliothek, Matthäikirchplatz 6, Tiergarten, 11.2. bis 24.5.
Modenschau Big Birds, Alte Kongresshalle
Modefotografie von Silke Grossmann (1)
Modefotografie von Silke Grossmann (2)
Modenschau Big Birds, Alte Kongresshalle
Deep Diving for Whales, Deutsche Guggenheim
Tabea Blumenschein und Claudia Skoda
Claudia Skoda, Tabea Blumenschein & Jenny Capitain
Motiv zur Modenschau Big Birds
Claudia Skoda by Ulrike Ottinger
Modenschau Pablo Picasso
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