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Corona: 12 Dinge, die wir im Frühling lernten und jetzt besser nicht vergessen

Es wird eng: Die Zahl der Neuinfektionen in Berlin ist hoch, die Corona-Ampeln schon längst nicht mehr alle hoffnungsvoll grün. Wirtschaft und Politik wollen ganz rigide Maßnahmen wie im Frühjahr verhindert – als Geschäfte und Gastronomie schlicht dicht machen mussten. Zwar hat es in Deutschland nie einen Lockdown im Sinne anderer Länder (also eine echte Ausgangssperre) gegeben. Doch angenehm war es trotzdem nicht.

Gleichzeitig haben wir damals einiges gelernt. Theoretisch. Denn die ersten Nachrichten über Toilettenpapier-Hamster machen derzeit schon wieder die mediale Runde. Panikmache? Möglich. Aber eben auch ein Zeichen, dass der Lerneffekt vom Frühling eben doch teilweise verpufft ist. Macht ja nichts, wir helfen gern. Wir erinnern uns gern an diese Erkenntnisse.


Berlin ist richtig schön

Es könnte schlimmer sein, selbst mit Corona: Berlin, weiterhin wunderbar. Foto: Stefan Widua/Unsplash

Gut. im Sommer ging es vielleicht doch mal kurz nach Spanien oder an den Bodensee. Gerade ist das mit dem Reisen wieder ein bisschen schwieriger, wir fühlen uns irgendwie auch nicht so richtig wohl in vollen Bahnhöfen. Ist vielleicht gar nicht so schlimm. Denn was wir im Frühling gemerkt haben: Berlin ist schön. Unsere Stadt hat selbst dann, wenn fast alles geschlossen ist, noch wahnsinnig viel zu bieten. Auch im Herbst und Winter übrigens. Und auch, wenn manche so tun, als wären wir monatelang eingesperrt gewesen: Spaziergänge waren immer erlaubt. Zum Glück!


Hamster hamstern – wir brauchen das nicht

Und es geht wieder los: In England hamstern die Menschen schon wieder Klopapier. Berliner*innen, reißt euch zusammen, bitte! Foto: Imago Images/Parsons Media

Hamstern von Lebensmitteln und Bedarfsartikeln – egal ob Einweghandschuhe oder Klopapier – ist keine feine Sache. Denn es gibt Menschen, die Angst haben, in Supermärkte zu gehen. Und nicht jeden Abend nach der Arbeit kurz im Discounter um die Ecke gucken können, ob es doch wieder Toilettenpapier gibt. Für die ist es schön, wenn wichtige Waren wirklich verfügbar sind. Deshalb haben wir auch so auf Menschen, die hamstern, geschimpft.

Das Frühjahr hat uns gezeigt: Es gibt genug für alle, am Ende musste doch niemand unverrichteter Dinge vom Pott abziehen – und sauber waren wir auch! Andersrum gedacht: Wer seit dem Frühling alle leeren Klopapierrollen gesammelt hat, kann jetzt wenigstens was Schönes basteln.


Masken sind notwendig, aber eben auch ein Accessoire

Edmond Kok Wai-ho, Kostümdesigner aus China, begeistert mit seinen kreativen Maskenschöpfungen. Auch in Berlin gibt es inzwischen einige Designer-Modelle. Foto: Imago Images/Zuma Wire

Ja, Masken nerven. In Wahrheit aber am meisten, wenn wir sie gerade mal wieder vergessen haben und genervt noch mal in den dritten Stock latschen, um den Stofflappen mit Bändchen zu holen. Ansonsten haben wir akzeptiert, dass das Gesicht eben etwas bedeckter ist als sonst. Verrückte Sache: Wir halten es aus. Und langsam hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten bei manchen auch der Faktor Fashion in die Maskenwahl eingeschlichen. Ob Adidas oder kleines Berliner Hip-Label: Die Maske ist Accessoire mit Nutzfaktor. Und, entgegen einiger Gerüchte, auch nicht die neue Todesursache Nummer eins im Land.


Selbstoptimierung ist scheiße

Zweite Welle und immer noch nicht verhandlungssicher in Mandarin? So ein Mist. Foto: Imago Images/Pathermedia

Was haben wir nach dem ersten Schock für tolle Pläne geschmiedet: So viel Zeit! Endlich Mandarin lernen! Basteln! Fotoalben kleben! Ja genau. Schnell stellten wir fest, dass 1.) Freizeit wegen Corona ein Privileg ist, das nur von vorneherein privilegierte Menschen wirklich genießen können. Und dass 2.) wir in unserem Leben schon genug Stress haben, plus Pandemiebelastung. Weshalb Sofa und Netflix am Ende doch für viele das Maximum der Freizeitgestaltung war. Und wisst ihr was? Das ist auch gut so. Steckt euch eure Makramees doch sonst wohin.


Familie ist enorm wichtig, Freunde sind es auch

Notiz aus Greifswald – manche Menschen fehlen einem dann doch sehr. Foto: Imago Images/Steinach

Der Abstand, die Reisebeschränkungen, die Veränderungen des sonst üblichen Alltags, sie haben uns vor allem eins gezeigt: dass die meisten von uns Menschen lieben und brauchen, deren Anwesenheit sie oft als selbstverständlich hingenommen haben. Langsam wurden unsere Leben im Sommer wieder ein bisschen wie vorher. Und vielleicht haben wir dann doch wieder weniger unsere Eltern angerufen oder die Freundin aus dem Süden, die sich gerade getrennt hat und ein bisschen Support braucht. Im Großen und Ganzen hat sich einfach gezeigt, wer wichtig ist. Diese Menschen sollten es bleiben – egal, ob wir sie besuchen können oder nicht.


Homeoffice lieben oder hassen? Beides richtig!

Mit den Angestellten quatschen und gleichzeitig mehr vom Leben haben? Geht im Homeoffice. Ist aber auch nicht nur geil. Foto: Imago Images/Gudath

Plötzlich tauschten viele von uns Büro- gegen Küchenstuhl. Irgendwann schmerzte der Rücken dann doch noch mehr als sonst – auch, wenn wir uns natürlich vorgenommen hatten, ganz viel Sport zu machen. Aber wir konnten mal eine Maschine Wäsche anwerfen und den Abwasch machen beim Call mit der Chefin.

Irgendwann fehlte uns aber doch der direkte Kontakt. Die schnelle Absprache. Die Mittagspause zusammen. Deshalb wissen wir nun: Homeoffice ist eine gute Sache, manchmal. Es kann be- und entlasten. Was wir uns wünschen von allen Chef*innen dieser Welt: uns die Flexibilität zu lassen – und uns vor allem nicht aus falschem Misstrauen doch antanzen zu lassen, nur, weil ihr es könnt.


Keiner kann sich von Beifall etwas kaufen

Demonstration von Charité- und Vivantes-Mitarbeitern unter dem Motto: „Klatschen war gestern – heute ist Zahltag“ im September. Foto: Imago Images/Bernd Friedel

Irgendwann zu Beginn der Pandemie war in Deutschland Klatschkonzert. Beifall für all jene, die raus müssen. Die Pflegekräfte, die Busfahrer*innen, die Supermarktmitarbeitenden, alle eben, deren Arbeit eine aktive Partizipation statt Homeoffice verlangt. Und nun? Sind viele schon wieder sauer, wenn Pflegepersonal und BVG-Angestellte mehr Geld wollen. War da nicht was? Bitte nochmal erinnern: Wir brauchen diese Jobs! Und die, die sie machen, sind Menschen. Die faire Bezahlung verdienen.


Konsum ist nicht gleich Glück

Pakete ohne Ende: Die Deutschen bestellen wie blöde Schnäppchen. Foto: Imago/ImagesPhotothek

Einige haben, als Geschäfte und Gastronomie ihre Türen verrammelten, ein neues Hobby gefunden: Konsum. Klar, wir waren schon vorher im Großen und Ganzen keine minimalistische Gesellschaft. Plötzlich aber wurde noch mehr bestellt als sonst. Videospiele, Bücher, Platten, neben neuer Kleidung und dekorativem Tineff und so weiter. Sechs Monate später können wir uns mal fragen: Wie viel davon brauchten wir denn wirklich? Lies erstmal das Buch. Trag doch erstmal das Kleid, das immer noch das Etikett hat. Denn mal ehrlich: Am Ende hat uns Geldausgeben auch nicht glücklicher gemacht.


Politisch bleiben

Beeindruckend: Protest am Alexanderplatz, mit Maske. Foto: Imago Images/Gudath

Viel ist passiert im vergangenem halben Jahr. Rassismus war ein großes Thema, nicht nur in Form von Black Lives Matter, sondern auch bei der Polizei, zum Beispiel. Inmitten einer Pandemie gingen Tausende in Berlin auf die Straße, weil sie Gerechtigkeit einfordern wollten. Würden sie es wieder tun? War es ein Moment in einer Zeit, die vielleicht auch mehr Fokussierung auf die Probleme anderer als nur der eigenen erlaubte? So oder so: Wenn Covid-19 im Griff ist, ist es der Rassismus auf dieser Welt noch lange nicht. Dranbleiben!


Menschen lassen sich manchmal schnell einfangen

Posterboy der „Klardenker“, wie sich die Verschwörungstheoretiker gern nennen: Attila Hildmann. Foto: Imago Images/IPON

Es erscheint den meisten von uns so wahnsinnig logisch: Globale Pandemie? Aufeinander aufpassen! Doch es gibt Gruppierungen, die mit aller Kraft versuchen, die Menschheit zu spalten, möglichst viele mit abstrusen Ideen einzufangen. Die dan, wenn es gelingt, auch alles besser wissen wollen. Die Verschwörungstheorien haben, denen mit Logik nicht beizukommen ist. Man reiche uns den Aluhut!

Es taten sich Abgründe auf, oft auch privater Natur – wenn Partner*innen plötzlich losschwurbelten. Und wir uns nur fragten, wie die abenteuerlichen Gerüste in ihren Gedanken partout nicht einstürzen können? Vielleicht legt sich das wieder, vielleicht gehen Freundschaften und Beziehungen langfristig in die Brüche. Die Welt ist komplex, aber manchmal ist sie auch simpel. Vielleicht heilen die Wunden irgendwann, vielleicht werden wir doch irgendwann alle von Bill Gates und Angela Merkel persönlich zwangsgeimpft. Oder auch nicht.


Und manchmal geht es eben nicht

Junge Menschen vor einem Späti. Gut? Nein. Menschlich? Manchmal ja. Foto: Imago Images/Gudath

Meistens sind wir alle bemüht, das mit der Pandemie irgendwie alles richtig. Abstände, wenig Menschen treffen, nicht unnötig uns und vor allem andere in Gefahr bringen. Und trotzdem: Manchmal geht es daneben. Wir sind alle Menschen, und wir haben Bedürfnisse. Wir dürfen uns auch mal ganz egoistisch leidtun, weil wir doch mal wieder gern ins Berghain oder nach Bali würden. Und vielleicht haben wir auch mal mehr Leute getroffen, als wir sollten, oder nach dem Supermarkt einfach die Chipstüte aufgerissen und erst später die Hände gewaschen. Niemand ist perfekt. Aber dennoch: Der Versuch schadet ja nicht.


tipBerlin hilft weiter

Potsdamer Platz beim Festival of Lights. Gehen wir alle nicht gern hin sonst, aber illuminiert dann doch ganz schön – sogar mit Herz! Foto: Imago Images/Travel-Stock-Image

Die 12. Sache, die wir gelernt haben und in den Herbst mitnehmen: Ein Stadtmagazin hat es nicht leichter, wenn es kaum noch Veranstaltungen gibt. Aber es gibt immer viel zu erzählen, viel zu diskutieren, viel zu lesen. Egal, ob ihr euch bei langen Spaziergängen Berlins Architektur-Highlights anseht oder wissen wollt, wo es gut schmeckt, wenn ihr doch mal außer Haus essen wollt (solange es denn geht): Wir sind gern für euch da.

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