In einer Kita in Berlin gibt es mehrere Corona-Fälle. Doch gesprochen wird darüber nicht. Während einzelne Mitarbeiter*innen und Kinder in Quarantäne geschickt wurden, grassiert das Virus weiter: Mittlerweile sind mehrere Kinder und Erzieher erkrankt. Das Gesundheitsamt wirkt überfordert. Ebenso wie die Leitung der Einrichtung. Eltern und Mitarbeiter*innen sind zutiefst verunsichert. Der Erfahrungsbericht einer Erzieherin.
Corona in Kita: Erzieherin ist verunsichert
Jasmin* ist verunsichert. Seit Freitag ist die junge Erzieherin, die in einer Berliner Kita arbeitet, krankgeschrieben. Sie will nicht in die Kita zurück. Dahin, wo es bereits unter den Kolleg*innen bestätigte Corona-Fälle gibt, wo mehrere Kinder unter hohem Fieber leiden, wo formell zwar ein Hygienekonzept existiert, das aus Jasmins Sicht allerdings praxisfern ist.
Vor gut zwei Wochen wurde der erste Fall bei einer Erzieherin in der Kita nach einem Corona-Test bestätigt. Offen kommuniziert wurde das allerdings nicht. Jasmin erfährt davon wenige Tage später durch Zufall, von einem Elternteil, das mit der Infizierten befreundet ist. „Ich war wirklich sauer, auch ich hatte in den letzten Tagen und Wochen mit der Person Kontakt. Das muss ich doch wissen.“
Corona-Ausbruch in Berliner Kita: Gesundheitsamt spielt den Ball zurück
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Leitung sich bereits mit dem Gesundheitsamt in Kontakt gesetzt – vergeblich. Als dort endlich jemand zu erreichen war, spielte man den Ball einfach zurück: Anders, so erzählt Jasmin, könne man der Kita nicht helfen. Der Auftrag: Die Infektionskette rekonstruieren, Kinder und Erzieher, die mit der Kollegin am vermutlich ansteckendsten Tag der Infektion zusammen waren, in Quarantäne schicken.
Das geschah. Doch für Jasmin ergibt das keinen Sinn. Nur die Hälfte einer Gruppe, die zwischenzeitlich eine Woche wieder engen Kontakt hatte, wurde nach Hause geschickt. Ohnehin gilt die Aufteilung in Gruppen nur tagsüber: Im Früh- und Spätdienst spielen alle Kinder zusammen. Aufgrund des chronischen Personalmangels müssen die Erzieher häufig zwischen den Gruppen wechseln, um überhaupt eine Betreuung gewährleisten zu können.
Inzwischen sind mehrere Kinder aus unterschiedlichen Gruppen mit hohem Fieber nach Hause geschickt worden, auch weitere Mitarbeiter*innen sind erkrankt. Die Leitung indes will die Kita offenhalten.
Jasmin ärgert sich nicht nur über die mangelnde Kommunikation. Sie hält das gesamte Hygienekonzept für realitätsfern: „Die Kinder dürfen keine eigenen Spielsachen mitbringen. Doch unsere Spielgeräte werden nicht gereinigt, die Stofftiere nicht gewaschen“, sagt sie. „Nur die Türen werden desinfiziert, das kann es doch nicht sein.“
Hohe Hürde bei Betriebsarzt in Berlin – trotz akuter Corona-Fälle in Kita
Sorgen macht sie sich auch um ihre älteren Kolleg*innen. Einige versuchten über den Betriebsarzt, ein Arbeitsverbot zu bekommen. Darunter sind chronisch Kranke, einer Kollegin fehlt ein Lungenflügel. Das Attest erhielt niemand.
Jasmin möchte gerne arbeiten. Doch nicht unter diesen Bedingungen.
* Auf Wunsch von Jasmin haben wir ihren Namen verfremdet. Ihr richtiger Name und der private Träger der Kita sind der Redaktion bekannt.
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